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Goldschmiede

Der Laden selbst ist schon ein Schmuckstück

Vor genau 20 Jahren öffnete das Geschäft essor Schmuck & Accessoires seine Türen. Wie schaffen es Suzanne Nabulon und Philipp Thüler, ihr Lebenswerk immer wieder neu zu lancieren?

Der Schmuck von Philipp Thüler und Suzanne Nabulon ist aus der Innenstadt nicht wegzudenken. Bild: Barbara Héritier

Denise Gaudy

Ein Blick durch die Schaufenster an der Zentralstrasse 32 genügt, um zu ahnen, dass sich dahinter ein Paradies für Menschen mit Sinn für Schönes befindet. Und dass die Frau und der Mann, die im Ladenlokal mittendrin an einer grossen Goldschmiede-Werkbank sitzen, diese schmucke Welt mit viel Fantasie und Liebe zum Detail gestaltet haben. Man kann sich gar nicht sattsehen an den originell in Szene gesetzten Ohr- und Fingerringen, Kettchen, Armspangen, Anhängern und Ansteckern aus kunstvoll verarbeitetem Gold, Silber, Platin oder Stahl aber auch aus Edelsteinen, Perlen oder Kunstharz; jedes Stück ist ein handgefertigtes Unikat.

Schönes kreieren

«essor» heisst das aus der Bieler Innenstadt nicht mehr wegzudenkende Schmuck- und Accessoires-Geschäft von Suzanne Nabulon und Philipp Thüler. «Das französische Wort bedeutet auf Deutsch Aufschwung oder Abflug», erklärt der gelernte Goldschmied. Und seine Geschäftspartnerin ergänzt: «Sowohl vom Schriftbild als auch vom Klang her ist ‹essor› ein wunderschönes Wort.» Hinter den schlichten fünf Buchstaben steht eine Vision: Abzuheben, um Schönes zu kreieren und sich zu öffnen für Neues, Innovatives, Ungewöhnliches. Vor genau 20 Jahren wurde die entsprechende Firma gegründet – damals war noch die Schmuckgestalterin Juliette Keller dabei – und bis heute sind Suzanne Nabulon und Philipp Thüler ihrer Geschäftsidee treu geblieben; mit unerschütterlichem Idealismus, unerschöpflicher Schaffenskraft und grenzenloser Fantasie. «Wir hatten zwar einen Business-Plan, aber eigentlich haben wir einfach drauflos gemacht, und das tun wir immer noch», sind sie sich einig.

Jedes Stück ein Unikat

Die Fertigung von Eheringen ist ein gutes Beispiel, wie im Bieler Schmuckatelier gearbeitet wird. Philipp Thüler sagt: «Es ist uns wichtig, dass wir das Paar im persönlichen Gespräch kennenlernen. Schliesslich möchten wir Ringe kreieren, die deren gemeinsame Geschichte erzählen oder sie an ein spezielles Ereignis erinnern.» Der Schmuckgestalter greift in die Schublade seiner Werkbank und zieht einen weissgoldenen Ring hervor, dessen Innenseite aus einer himmelblauen Kunstharzschicht besteht. Andere Eheringe aus Edelstahl sind innen mit gelbgoldenen Stückchen belegt, die an den Ring-Aussenkanten eine undefinierbare reliefartige Verzierung ergeben. Der Ring der Frau ist deutlich kleiner als derjenige des Mannes. Werden sie in einander gelegt, wird am Rand der beiden Ringe ein Schriftzug lesbar; welcher, bleibt das Geheimnis des Paars … und des Goldschmieds. «So gesehen müssen Eheringe auch nicht immer identisch sein, sondern können sich ergänzen und miteinander kombiniert zu einem Ganzen werden», so die Philosophie von «essor».

Neueste Kollektion

Neben den Unikaten, die den grössten Anteil des Angebots im Atelier ausmachen, kreieren die Bieler Schmuckgestaltenden zwei bis drei Mal im Jahr eine eigene Kollektion. Die neueste heisst «animagus» und ist während der Coronazeit entstanden, als das Geschäft geschlossen bleiben musste. Die grundlegende Idee hatte Suzanne Nabulon: «Ich wollte schon länger etwas mit Tiermotiven entwerfen», erzählt die an der Schule für Gestaltung ausgebildete Keramikerin. «Für diese Kollektion wünschte ich mir grossen, aber filigranen und leicht tragbaren Schmuck für den Alltag und für jede Frau, der auf keinen Fall kitschig wirken sollte.» Herausgekommen sind geometrisch zugeschnittene, gitterartige Anhänger für Ohren und Hals sowie Ohrenstecker und eine Armspange mit schemenhaft abstrahierten Tierporträts aus vergoldetem, versilbertem oder schwarz rhodiniertem Stahlblech. «Nicht alle Kundinnen und Kunden erkennen die Motive auf Anhieb – bis auf die Kinder. Diese wissen sofort, ob es ein Bär, ein Löwe oder ein Fuchs ist, oder doch eher eine Giraffe oder ein Flusspferd», erzählt die Mutter einer achtjährigen Tochter lachend.

Firmenphilosophie

Philipp Thüler und Suzanne Nabulon betonen: «Die Förderung junger Kunstschaffender und innovativen Kunsthandwerks gehörte von allem Anfang an zu unserem Firmenkonzept.» In diesem Sinn verstehen sie ihr Geschäft auch als Galerie, wo in wechselnden Ausstellungen Arbeiten von externen, auch internationalen Schmuckgestalterinnen und -gestaltern präsentiert und verkauft werden. Ein weiteres Angebot, das zwar in letzter Zeit etwas in den Hintergrund getreten ist, sind die von Suzanne Nabulon handgenähten Ledertaschen mit den selbst geschmiedeten Silberschnallen – ebenfalls jede ein Unikat.

Stichwörter: Schmuck, Biel, Gewerbe, Innenstadt

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