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Pandemie

Zum schlechtesten Zeitpunkt nach Südafrika gereist

Der Bieler Beat Freihofer befindet sich seit letzter Woche in Südafrika. Kurz nach seiner Einreise wurde dort die neue Covid-Variante Omikron entdeckt. Ist seine Rückkehr nun gefährdet?

Bild: Christian Finkbeiner

Julie Gaudio/pl

Letzten Freitag hielt die Welt für kurze Zeit den Atem an: In Südafrika war die neue Corona-Variante Omikron identifiziert worden. Umgehend veröffentlichten viele Staaten eine Liste der sogenannten Risikogebiete. Seither gilt für alle Personen, die aus folgenden Ländern in die Schweiz einreisen, eine Quarantänepflicht: Südafrika, Belgien, Niederlande und Vereinigtes Königreich. Auch Geimpfte müssen sich dieser Auflage unterziehen.

Unterdessen verbringt Beat Freihofer seine Ferien an der Südspitze Afrikas. Vor einer Woche war er dem Wintergrau entflogen und hatte vor, bis zum 14. Dezember am Kap der Guten Hoffnung zu bleiben. Trotz der Entwicklung an der Pandemie-front zeigt sich der Bieler, der als Leiter der Kommunikation beim Schweizer Leichtathletikverband tätig ist, unbeeindruckt: «Ich beobachte die Lage täglich und schütze mich, ohne in Panik zu verfallen.» Freihofer, der früher als Redaktor für das «Bieler Tagblatt» tätig war, sagt: «Ich war in Kapstadt angekommen und wohne jetzt in Knysna, etwas weiter südlich.» Als Alleinreisender benutzt er ein Mietauto und denkt nicht daran, seinen Aufenthalt vorzeitig abzubrechen.

 

Paradies mit Ausgangstor

Strahlende Sonne, milde Temperaturen und das weite Meer: Freihofer hatte seinen Urlaub zwei Wochen vor der Abreise arrangiert. Er, der Südafrika von früher kennt, findet dort «ideale Klimaverhältnisse» vor.

Als die Schweiz ihre Grenzen schloss, fürchtete er um seine Heimreise. Aber am nächsten Tag erfuhr er, dass die Swiss und Edelweiss weiterhin helvetische Touristen nach Hause fliegen. Allerdings ist jetzt ein PCR-Test bei der Ankunft und eine Quarantäne von zehn Tagen erforderlich. Freihofer zeigt Verständnis für die Massnahmen, auch wenn er darüber nicht erfreut ist. Er hatte Südafrika als Reiseziel gewählt, weil er für die Rückkehr in die Schweiz nur den Covid-Pass benötigte. «Nun muss ich halt ein Testzentrum finden, damit ich ins Flugzeug steigen kann», so der Bieler, der schon auf der Hinreise in Zürich und Kapstadt getestet wurde.

 

Unfair behandelt?

Freihofer benutzt in den Ferien nur selten öffentliche Verkehrsmittel. Meistens hält er sich im Freien auf. Deshalb fühlt er sich vor einer Ansteckung mit Covid sicher: «In der Schweiz ist die Chance zu erkranken grösser, wenn ich mir die Fussballspiele mit Tausenden von Zuschauern ohne Schutzmaske oder die täglich voll besetzten Züge anschaue.»

Im Gegensatz zu Europa, wo sich Angst breitmacht, beobachtet der Seeländer keine Aufgeregtheit in Südafrika: «Die Bevölkerung befolgt die Massnahmen zum Teil besser als bei uns. Ich sehe selten jemanden, der seine Maske in Innenräumen oder ausserhalb nicht korrekt trägt», berichtet Freihofer.

Trotz aller Disziplin fühlen sich die Menschen im Süden Afrikas zu Unrecht mit Einschränkungen konfrontiert. Dabei waren sie es, die das Virus identifiziert und die Welt gewarnt hatten. Der südafrikanische Staatschef Cyril Ramaphosa geisselte am Sonntagabend die «unwirksamen und wissenschaftlich ungerechtfertigten Reisebeschränkungen» der europäischen Staaten.

Die Entwicklung von Omikron schreitet rasch voran. Womöglich ist die Variante gar nicht in Südafrika entstanden. Die Behörden der Niederlande haben bekannt gegeben, dass die Mutation seit dem 19. September in der Bevölkerung nachgewiesen wurde. «Wenn das wahr ist, hat eine Rote Liste der Risikogebiete wohl kaum einen Sinn», meint Freihofer. Er warnt dennoch vor Panik: «Eine gewisse Furcht ist verständlich, aber darüber hinaus wissen wir noch sehr wenig über die neue Virusvariante.»

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