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«Manchmal wünsche ich mir, nur 1,85 Meter gross zu sein»

Ab der ersten Klasse war der Lysser Schwingerkönig Christian Stucki stets der Grösste. Auf einer Schulreise verwechselte ihn der Kontrolleur sogar mit dem Lehrer. Wie er damit umging, erzählt Stucki in der neusten Podcast-Folge «Sags Frei».

Christian Stucki ist als Kind bei seinen Mitschülern unter die Räder gekommen.  haf
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Interview: Hannah Frei
 
Christian Stucki, was waren Sie für ein Schüler?
Christian Stucki: Die Schulbank drücken war nie wirklich meins. Es war mehr eine Pflichtübung. Mir wäre es nach der obligatorischen Schulzeit auch nie in den Sinn gekommen, zu studieren. Schon nur, weil ich wusste, dass mir das Herumgesitze nicht gefällt.
 
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Schulzeit?
Eigentlich viele gute. Ich bin in Diessbach aufgewachsen, war in einer kleinen aber sehr sportlichen Klasse. Wir waren dann von der 7. bis zur 9. Klasse die einzigen des Jahrgangs – 7. bis 9. Klasse wurden zusammen unterrichtet. Einer davon war ich, die anderen beiden waren Pascal Kissling, der heute in Diessbach eine Rollhockey-Legende ist, und André Bangerter, der im Fussball brillierte. Wir machten schon ab und zu «Seich» zusammen, aber hauptsächlich machten wir Sport. Aufgaben waren nicht so beliebt bei uns, genauso wenig wie Deutsch und Französisch.
 
Hat man das an Ihren Noten gesehen?
Also, ich war kein schlechter Schüler. Aber ich war froh, als es dann vorbei war.
 
Sie waren als 7. Klässler mit deutlich Älteren in einer Klasse. Waren Sie trotzdem immer der Grösste?
Ich glaube, ich war ab der ersten Klasse stets der Grösste. In der 7. Klasse gab es auf einer Schulreise auch einmal eine Verwechslung. Da dachte der Kontrolleur, ich sei der Lehrer.
 
Inwiefern hat sich dies auf den Umgang mit den Mitschülerinnen und Mitschülern ausgewirkt?
Ich war immer der, der unter die Räder kam, der sich für die Kleineren einsetzte, schaute, dass es ihnen gut geht. Gewehrt habe ich mich nie. Das entspricht nicht meinem Naturell.
 
Wie hat sich das angefühlt, stets der Grösste zu sein? Ich stelle mir das nicht immer einfach vor …
Es ist halt so, dass man als grosser Mensch oft überschätzt wird. Das sehe ich zurzeit auch bei meinem jüngeren Sohn. Der hat wohl ein bisschen mehr Stränge von mir geerbt als der Ältere. Der Jüngere ist gerade sechs Jahre alt geworden und ist nun etwa gleich gross wie der achteinhalb Jahre alte Bruder. Das war bei mir auch so. Sogar ich als Vater überschätze den Jüngeren manchmal. Er ist zwar gross, aber eben immer noch ein kleiner Bub.
 
Erinnern Sie sich an einen Moment, in dem Sie das als Kind besonders zu spüren bekamen?
Nein. Aber es ist sicher nicht einfach, als grosser und schwerer Junge durch die Kindheit zu kommen. Die Frage ist halt auch, wie man damit umgeht. Natürlich hat mir auch mal einer gesagt, dass ich ein «feisser Cheib» sei. Aber das waren einfach Sprüche für mich. Und Sprüche konnte auch ich austeilen.
 
Wie ist es denn heute für Sie, immer der Grösste zu sein?
Ich weiss, ich falle auf. Manchmal wünsche ich mir, nur 1,85 Meter gross zu sein und einen normalen Körperbau zu haben. So, dass ich weitgehend unbemerkt durchs Leben gehen kann. Grundsätzlich ist mir das heute aber egal. Ich bin nun halt ein Zwei-Meter-Mann. Ich bewege mich in Lyss ganz normal und würde auch sagen, dass ich von den Leuten ganz normal behandelt werde.
 
Gibt es Dinge, bei denen Sie sich zurückhalten, im Wissen, dass Sie bekannt und leicht erkennbar sind?
Es gibt natürlich schon gewisse Dinge. Man sollte nicht gerade sturzbetrunken aus einer Bar torkeln. In der heutigen Zeit wird man da als bekannte Person leicht zur Beute. Zurückgenommen habe ich mich aber eher in meinen 20ern. Eben auch, weil ich wusste, dass ein Video von mir plötzlich im Internet landen könnte. Heute bin ich da gelassener. Und grundsätzlich ist es ja auch nichts Schlimmes, wenn man einmal etwas trinkt und Spass hat.
 
Gab es denn solche Videos?
Nicht, dass ich wüsste. Mir ist das, vor dem ich mich als junger Mann gefürchtet habe, nie passiert.
 
Haben Sie manchmal das Gefühl, dass Sie in Ihrer Jugend wegen Ihrer Karriere etwas verpasst haben?
Jein. Ich habe viel Zeit in den Sport investiert und war dann halt im Ausgang der Zurückhaltende, auch, was den Alkohol angeht. Wenn überhaupt, habe ich das dann eher zuhause gemacht – mein Vater hat dies nicht gerade gefreut. Grundsätzlich habe ich aber gut mit meiner Situation umgehen können. Ich war immer der Fahrer, habe die Gruppe zusammengehalten. Und ich konnte auch Spass haben, ohne zu trinken.
 
Was trinken Sie denn heute gerne?
Wasser, Kaffee, Cola …
 
Mit Alkohol …
Zwischendurch ein «Aarebierli» oder einen guten Schluck Roten oder Weissen. Ich kann auch gut mal lange wach bleiben, ob mit oder ohne Alkohol. Wenn ich zu spät noch Kaffee trinke, wird das Schlafen schwierig. Soweit bin ich also schon ...
 
Info: Wie sich Christian Stucki fühlt, wenn er ans Ende seiner Sportkarriere denkt und was er sich für die Zeit danach wünscht, erzählt er in der neusten Podcast-Folge «Sags Frei» auf Spotify, Apple-Podcast oder hier:
 

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