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Biel

«Ich bin nervöser als vor der Präsentation von ‹19h30›»

Fanny Zürcher, die Moderatorin von «19h30», der Tagesschau des welschen Fernsehens RTS, hat den Ort besucht, an dem sie die Matur machte, und über Fake News und den Stellenwert der Region gesprochen.

Copyright: Barbara Héritier / Bieler Tagblatt

Maeva Pleines/pl

Zurück in der Heimat: Fanny Zürcher, die beliebte Bieler TV-Journalistin und Moderatorin des Westschweizer Fernsehens RTS, hat im Französischen Gymnasium einen Vortrag gehalten. «Ich bin gerade nervöser als vor der Präsentation von ‹19h30›», gestand die 31-Jährige vor den rund 70 Personen. Trotzdem berichtete sie so souverän wie gewohnt über die Arbeit hinter den Kulissen der abendlichen Sendung.

Die Journalistin, die bis vor Kurzem als Deutschschweiz-Korrespondentin des französischsprachigen Fernsehens in Zürich tätig war, hatte für ihren Auftritt jenen Ort gewählt, an dem sie einst zur Schule ging: «Ich bin gerührt, denn hier legte ich 2008 meine Matura ab, und in diesem Saal spielte ich Theater», so Zürcher.

 

Erfreutes Publikum

Die bunt gemischte Zuhörerschaft war erfreut: «Der Austausch mit ihr war gesellig und ungezwungen», so Fabrice Beaud, Schüler der zweiten Gymnasialklasse. Es sei Fanny Zürcher gelungen, das Klischee der Moderatorin, die kurz vor der Sendung eintrifft und einfach vom Manuskript abliest, aufzubrechen.

Die 16-jährige Maelia Neumann bewundert die Anpassungsfähigkeit der Journalisten während der Sendung: «Ich wusste nicht, dass aktuelle Meldungen auf den Prompter (eine Art Bildschirm für die Präsentatorin, d. Red.) geleitet werden, nachdem die Sendung bereits angefangen hat.»

Ihre Freundin Célia Vuilleumier teilt die Bewunderung ihrer Mitschülerin: «Ich stelle mir vor, wie knifflig die Arbeit vor der Kamera ist, wenn plötzlich neue Meldungen aufscheinen, die aus dem Augenblick heraus vermittelt werden müssen.»

Fanny Zürcher ist überzeugt, dass es wichtig ist, dass die Menschen nachvollziehen können, wie die Nachrichten in der Redaktion aufbereitet werden. Das gelte vor allem in Zeiten, in denen Misstrauen gegen die klassischen Medien gesät werde. In den Sozialen Netzwerken und mit Botschaften im Stil von Donald Trump werde der Journalistenberuf in Misskredit gebracht.

Deshalb «müssen alle Medienkonsumierenden lernen, Fake News zu enttarnen», so Zürcher. Dieses Anliegen war zwar nicht Gegenstand ihres Vortrags, aber «jeder Erwachsene trägt Verantwortung für die kritische Prüfung von Nachrichten», so Zürcher weiter.

Christine Gagnebin, Rektorin des Französischen Gymnasiums, freute sich, die ehemalige Schülerin und «TV-Moderatorin mit der strahlenden Aura» in Biel begrüssen zu können. Für die Schulleiterin hat die Botschaft von Fanny Zürcher eine starke Bedeutung: «Wir legen besonderes Gewicht auf die Medienkompetenz der Auszubildenden, denn dadurch werden sie befähigt, Debatten zu führen.»

Die Pflege der argumentativen Gesprächskultur sei die Grundlage einer lebendigen Demokratie, in der sich mündige Bürgerinnen und Bürger einbringen sollen, so Gagnebin.

 

Die Region ist stolz

Die Rektorin plädierte für den Austausch zwischen den Medienschaffenden und dem Publikum. Damit werde verhindert, dass die prominenten Gesichter am Bildschirm «zu Ikonen verklärt» würden. Frank Bassi, der Organisator des Anlasses, pflichtete der Schulleiterin bei: «Fanny Zürcher hat ihre Natürlichkeit bewahrt. Wir sind stolz, dass eine Bielerin ‹19h30› moderiert.» Bassi ist Gymnasiallehrer und Mitglied der Publikumsvertretung des Westschweizer Radios und Fernsehens RTS.

Die Bieler Moderatorin hat sich bei ihrer Direktion für eine bessere Berücksichtigung unserer Region eingesetzt: «Viele Menschen beklagen sich, dass die französischsprachige Tagesschau vorwiegend über Genf und das Waadtland berichtet.» Inzwischen habe sich die Lage verbessert, seien doch im vergangenen Jahr rund 200 Beiträge über Biel und den Berner Jura ausgestrahlt worden. «Gemessen am Bevölkerungsanteil ist diese Aufmerksamkeit beachtlich», so Fanny Zürcher.

Der Bieler Multimediakünstler Cyril Käppeli alias Cee-Roo schätzt die bescheidene Haltung der Journalistin: «Sie hat das steife Zeremoniell von ‹19h30› gelockert.»

Kein Wunder, willigte die ehemalige Gymnasiastin ohne Zögern zum gemeinsamen Foto mit Pierre-Yves Grivel, ihrem früheren Lehrer, ein. Der Berner Grossrat bewundert den Weg seiner Schülerin, lobte ihre Verbindung zu ihren Zuschauerinnen und Zuschauern und ihre Vielseitigkeit bei der Vermittlung von Inhalten.

Stichwörter: Biel, Fernsehen, RTS, Kultur, Aufführung

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