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Kafipause

Die Sache heisst, was es ist: Gegnerinnen und Gegner

Im persönlichen Blog berichten Bernhard Rentsch und Parzival Meister, Mitglied der publizistischen Leitung, abwechslungsweise wöchentlich über Erlebnisse im privaten wie im beruflichen und gesellschaftlichen Leben – immer mit einem Augenzwinkern. Heute: Die Sache heisst, was es ist: Gegnerinnen und Gegner.

Bernhard Rentsch
  • Dossier

«E Löl, e blöde Siech, e Glünggi un e Sürmel» – so tönte es bei Mani Matter, wenn er in einigermassen anständiger Form Kraftausdrücke in seine Lieder einbaute. Gelegentlich vernehmen wir alle im richtigen Leben aber durchaus deftigere Nettigkeiten.

Die kleinen (und grossen) Jungs auf dem Pausenhof haben «Feinde» – diese gilt es meist mit roher Kraft zu bodigen. An die Pausenhof-Schlägereien erinnern sich wohl noch viele. Ob die gruppeninternen Hierarchien auch heute noch so brachial geregelt werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls waren die Kämpflis stets mit Verbalem verbunden. Aus Anstand verzichte ich hier auf die Auflistung von Einzelheiten …

«Gegner» nennt sich das Gegenüber im weiter nicht zu erläuternden Kriegsgeschehen. Vom Gegner spricht man aber auch im (friedlichen) Wettstreit, zum Beispiel im Sport. Da ist es natürlich das Ziel, die Gegnerin oder den Gegner zu schlagen – Siegerinnen und Verlierer sind das Ergebnis dieser Wettkämpfe. Erfreulicher- und richtigerweise gehört zur Sporterziehung dazu, dass man zwar eine Gegnerin oder einen Gegner als Widersacher oder gar als Feind betrachtet. Aber eben nur in der inszenierten Wettkampfsituation. Vorher und nachher stehen Kollegialität oder zumindest Achtung und Anstand im Zentrum. Aus Gegnern und Feinden werden im besten Fall Freunde.

Auf den Ausdruck einer Konkurrentin oder eines Konkurrenten habe ich bisher verzichtet. Konkurrenz verbinde ich eher mit dem Wirtschaftsleben – so wie die Nebenbuhlerin oder der Nebenbuhler am ehesten mit dem Liebesleben verbunden wird. Aber, das ist hinlänglich bekannt, tut man gut daran, das Gegenüber nicht übermässig verbal zu reizen. Also ersetzt man den Konkurrenten verniedlichend durch den Mitbewerber. Trash talk gehört zum Eishockey und nicht ins Sitzungszimmer. Zwar stehen immer noch Sieg oder Niederlage respektive Jahresbilanzen oder Aktienkurse im Zentrum, aber die friedlichen Benennungen helfen. Im deutschen Sprachgebrauch sind die Wörter «Konkurrent», «Mitbewerber» und «Marktbegleiter» nahezu austauschbar. Der Begriff Mitbewerber betont mehr den fairen Wettbewerb, bei Konkurrent steht das feindschaftliche Verdrängen im Fokus. Marktbegleiter ist die friedlichste Formulierung.

Damit sind wir beim Gipfel der sprachlichen Vernebelung. Den Ausdruck Marktbegleiter habe ich erst vor Kurzem kennengelernt. Seither suche ich nach den Unterschieden und Abgrenzungen. Diese muss es doch geben, auch wenn der Duden, wenig helfend, ganz einfach von Synonymen spricht, die sich quasi ohne Unterscheidung ersetzen lassen. Das sei hier mal so akzeptiert.

Ach ja, übrigens: Im Sport spricht niemand von Anlagen- oder Hallengleitern oder von Mithandballern oder Mitläuferinnen, wenn man im Wettkampf ist. Auch Spielbegleiterinnen und Spielbegleiter gibt es nicht. Im Training und in der Freizeit sind einige davon wie schon erwähnt trotzdem Freunde. Die Sache im Wettkampf heisst, was es ist: Gegnerinnen und Gegner. 

bernhard.rentsch@gassmann.ch

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