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Biel

Pro? Kontra? Zufall.

Diese vier Gymeler haben es ins Regionalfinale eines Debattierwettbewerbs geschafft. Ob sie dabei ihre eigene Meinung vertraten oder die gegenteilige, entschied das Los. Sie sagen, was sie daraus gelernt haben.

Diskutierfreudig: 
Kayla Strazza, Franziska Banz, Florian Mösch und Andrin Arnold (von links). Foto: Raphael 
Schaefer
Sarah Grandjean
 
Ist es wichtig, selbstsicher debattieren zu können? Ist es wichtig, mit guten Argumenten die eigene Meinung verteidigen zu können? Ja, finden Kayla Strazza, Franziska Banz, Florian Mösch und Andrin Arnold. Die vier besuchen das Gymnasium Biel-Seeland. Kayla ist 16 Jahre alt und in der Tertia, Andrin und Florian, ebenfalls 16-jährig, besuchen die Sekunda und die 19-jährige Franziska ist im letzten Gymer-Jahr.
 
Sie alle haben sich für das Regionalfinale Bern und Solothurn des Wettbewerbs «Jugend debattiert» qualifiziert, das heute stattgefunden hat. Es handelt sich dabei um ein Bildungsprogramm der Non-Profit Organisation Young Enterprise Switzerland. Die Schulen, die daran teilnehmen, organisieren jeweils im Vorfeld einen internen Wettbewerb, der für die Schülerinnen freiwillig ist. Dabei diskutieren die Teilnehmenden über Themen aus Gesellschaft, Ökologie und Wirtschaft, wobei jeweils ausgelost wird, ob sie die Pro- oder Kontraposition vertreten. 
 
Das Gymnasium Biel-Seeland hat schon mehrmals beim Wettbewerb mitgemacht. Die schulinterne Vorausscheidung organisieren jeweils drei Deutsch- und Geschichtslehrer, darunter Roberto Peña. Heuer sei die Beteiligung gross gewesen, sagt er. 32 Schülerinnen sind gegeneinander angetreten. In der Jury sassen der Rektor, Lehrpersonen, ehemalige Schüler sowie Politikerinnen. Sie haben die vier Siegerinnen und Sieger gekürt.
 
Die Gegenseite kennenlernen
 
Schon während diese sich für das Foto hinstellen, beginnen sie über das Thema zu reden, das sie am nächsten Tag diskutieren werden: Soll kommerzielle Werbung verboten werden? «Bist du pro oder kontra?» «Was sind deine Argumente?» Es sei wichtig, die jeweiligen Argumente der Gegenseite zu kennen, um darauf reagieren zu können, sind sie sich einig. 
 
Man merkt, dass sie sich gerne austauschen. Sie hören einander zu, lassen sich zu Wort kommen, gehen aufeinander ein. Was hat sie dazu bewogen, beim Wettbewerb mitzumachen? Andrin sagt, in seiner Klasse werde im Geschichtsunterricht viel diskutiert. Dabei habe er festgestellt, dass ihm das liege. Franziska findet: «Es ist eine coole Erfahrung, vor vielen Leuten zu sprechen.»
 
Am Tag des schulinternen Wettbewerbs war die Aula proppenvoll. Fünf Minuten vor Beginn haben die Teilnehmenden erfahren, welche Position sie einnehmen. Nach einem kurzen Eingangsplädoyer haben sie zwölf Minuten lang debattiert, ehe sie ein einminütiges Schlussplädoyer hielten. Florian hat sich am liebsten damit auseinandergesetzt, ob Atomkraft die Lösung für den Klimawandel ist. «Was ich daraus mitgenommen habe, ist, dass es rund zehn Jahre dauert, um ein Atomkraftwerk aufzubauen», sagt er. «Aber diese zehn Jahre haben wir nicht mehr.» Die anderen lachen: Dieses Argument hätten sie sicher zehn Mal gehört. «Ich habe es ausgeschlachtet», räumt Florian ein.
 
Kaylas Lieblingsthema war das Wahl- und Stimmrecht ab 16 Jahren. Persönlich ist sie eher dafür, während der Debatte musste sie allerdings dagegen argumentieren. Franziska und Andrin debattierten am liebsten über die WM in Katar. Bei dem Thema habe sie am meisten gelernt, weil sie darüber noch kaum etwas wusste, sagt Franziska.
Was die vier für sich aus dem Projekt mitnehmen, ist, wie wichtig es ist, sich auch mit der Gegenseite zu befassen. «Wenn ich mich über politische Themen informiere, schaue ich oft nur jene Seite an, die meiner Meinung entspricht», sagt Andrin. Aber etwa beim Thema Atomenergie habe er seine Meinung geändert, nachdem er beide Seiten recherchiert und Neues dazugelernt hat. 
 
Einseitige Algorithmen
 
Weshalb ist es so wichtig, dass Junge gut argumentieren können? «Erst einmal macht Debattieren vielen Spass», sagt Lehrer Roberto Peña. Die Schüler setzten sich gerne mit Themen auseinander, um dann ihre Meinung zu vermitteln. Wichtig sei dabei auch, dass sie bewusst entscheiden, in welcher Form sie dies tun. Auf diese Weise übten sie spielerisch eine grundlegende Fähigkeit für demokratisches Verhalten. Schliesslich sei es in vielen Lebenssituationen hilfreich, wenn man vor eine Gruppe stehen und seine Gedanken strukturiert vortragen kann. 
 
In welchen denn, aus Sicht der Schüler? Etwa wenn es um Lohnerhöhung gehe, findet Franziska. Da müsse man für sich einstehen können. Florian ergänzt: Weil einen der Algorithmus von Sozialen Medien gezielt mit Inhalten füttert, sei es wichtig, auch mal die Gegenseite zu betrachten. «Schaut man nur eine Seite an, kann man sich keine gute Meinung bilden.» Diese Erkenntnis nehmen die vier mit, auch wenn sie es heute nicht geschafft haben, sich fürs nationale Finale zu qualifizieren.

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