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Corona

«Massive Erleichterung» für Spitalzentrum Biel

Für das Spitalpersonal bedeutet die wegfallende Quarantäne laut Direktor Kristian Schneider eine grosse Entlastung. Bei den Verkehrs-betrieben stellt sich derweil die Frage, wie sich die Aufhebung der Homeofficepflicht auf die Passagierzahlen auswirkt.

Bild: Keystone

Die Personalsituation am Bieler Spitalzentrum ist nach wie vor angespannt: In den vergangenen Wochen und Monaten seien in etlichen Teams hunderte und tausende Überstunden geleistet worden. Dies, weil Mitarbeitende für Kolleginnen und Kollegen eingesprungen sind, die in Quarantäne mussten, sagt Spitaldirektor Kristian Schneider. Entsprechend froh ist er, dass der Bundesrat gestern entschieden hat, die Quarantänepflicht aufzuheben. Diese sei vertretbar: Das Spitalzentrum könne aufgrund der derzeitigen Lage die Lockerung der Covid-Massnahmen insgesamt unterstützen.

Auf der Intensivstation sind zwar nach wie vor die Hälfte der Plätze durch Covid-Patienten belegt. Und auf der normalen Bettenstation liegen weitere 19 Patienten, die positiv getestet wurden. Schneider relativiert jedoch: Die meisten Patientinnen und Patienten seien nicht wegen der Covid-Erkrankung eingeliefert, sondern erst im Spital positiv getestet worden. «Der Trend, dass Omikron gerade bei Geimpften sehr selten zu schweren Verläufen führt, hat sich bestätigt», sagt Schneider.

 

Abklärungen sind nötig

Dass nun in einem ersten Schritt die Quarantäne wegfällt, freut den Spitaldirektor für sein Personal: Für dieses sei dieser Schritt eine «massive Erleichterung». Schneider hofft, dass die Spitalmitarbeitenden jetzt wieder vermehrt die Freizeit geniessen könnten statt permanent einspringen zu müssen. Dass die Quarantänepflicht am Bieler Spitalzentrum bereits heute aufgehoben wird, ist jedoch unwahrscheinlich.

Denn Schneider warnt auch, dass zuerst Abklärungen getroffen werden müssen: «Es handelt sich bei einem Spital nicht um eine Autowerkstatt. Wir betreuen Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.» Das Spital werde deshalb mit den Infektiologen des Hauses klären, welche Schutzmassnahmen nötig sind, «damit etwa Pflegende, die mit Infizierten in Kontakt gekommen sind, keine Patientinnen und Patienten gefährden». Schneider geht davon aus, dass das Spitalzentrum bis spätestens morgen Freitag bereit sein wird, die Aufhebung der Quarantänepflicht umzusetzen.

 

Steigen die Passagierzahlen?

Ebenfalls mit einer angespannten Personalsituation zu kämpfen haben die Verkehrsbetriebe Biel (VB). Erst kürzlich haben die VB bekannt gegeben, dass die Linie 5 im Februar durch Chauffeurinnen und Chauffeuren der Firma Joly Voyages bedient wird. Die externe Hilfe wurde nötig, da vermehrt Mitarbeitende krankheitsbedingt ausfallen. Von der wegfallenden Quarantänepflicht sei zwar keine unmittelbare Entspannung zu erwarten, sagt Unternehmenssprecherin Sarah Walter: Jene Busfahrer, die derzeit zuhause bleiben müssten, seien selber positiv getestet worden und müssten daher in Isolation bleiben. Die Aufhebung der Massnahme sei jedoch mittelfristig eine gute Nachricht für die VB, so Walter.

Stellt sich die Frage, ob die aufgehobene Homeofficepflicht zu einem grösseren Passagieraufkommen in den Bieler Bussen führen wird? Bernd Leckebusch, Leiter Markt und Planung bei den Verkehrsbetrieben, verneint. Zwar transportieren die Verkehrsbetriebe Biel im Vergleich zur Vor-Covid-Zeit derzeit rund 20 Prozent weniger Passagiere. Leckebusch geht jedoch davon aus, dass sich die Homeofficepflicht weniger stark auf die VB ausgewirkt hat als auf vergleichbare Verkehrsbetriebe.

Fest macht er das am Bieler Gewerbe: «Das Homeoffice hat je nach Region und dominierenden Wirtschaftsbereichen unterschiedliche Auswirkungen», sagt Leckebusch.

So leide etwa Bernmobil in der verwaltungsgeprägten Bundesstadt tendenziell stärker unter Covid-Auswirkungen als die Bieler Verkehrsbetriebe. Genaue Angaben kann Leckebusch jedoch nicht machen, da die Passagierzahlen aufgrund der punktuellen Zählungen nur über einen längeren Zeitraum aussagekräftig seien.

 

21 von 22 Mitarbeitern fehlten

Fabian Engel, Präsident der Sektion Biel-Seeland / Berner Jura des Handels- und Industrievereins, begrüsst die rasche Aufhebung der Quarantäneverordnung und der Homeoffice-Pflicht: «Das gibt den Unternehmen wieder mehr Flexibilität.»

Gerade in den letzten Wochen sei es in manchen Firmen schwierig gewesen, die Prozesse aufrechtzuerhalten. Engel hat dies selber miterlebt in seinem Unternehmen – die Engel AG ist ein Fachhändler für die Bereiche Bau, Handwerk und Industrie. An einem Standort waren innert einem Monat 21 der insgesamt 22 Mitarbeitenden wegen einer Infektion oder wegen der Quarantäne abwesend. Insgesamt fehlten in der ganzen Firma permanent sicher 20 Personen.

Engel rät aber weiterhin zur Vorsicht: «Man sollte die weiter bestehenden Massnahmen einhalten, beispielsweise die Maskenpflicht.» Die Engel AG wird ihre Mitarbeitenden auch weiterhin mit dem nötigen Material ausstatten, also mit Desinfektionsmittel, Masken und Selbsttests.

Von der noch andauernden Zertifikatspflicht sind die meisten Mitgliederfirmen des HIV Biel-Seeland / Berner Jura weniger betroffen.

Fabian Engel äussert aber Verständnis etwa für Restaurationsbetriebe, welche das Ende lieber heute als morgen sähen.

Lino Schaeren und Tobias Graden

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