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A Table

Die Kunst des Schnörkellosen

Das Essen zu teilen, zu Neudeutsch «Shared Plates», ist in der Gastronomie ziemlich angesagt. Erstaunlicherweise scheint nicht einmal eine globale Pandemie diesem Trend ein Ende zu bereiten.

Bild: Carmen Stalder

Anders als bei einem typischen Abendessen im Restaurant, bei dem man eine Vorspeise, einen Hauptgang und ein Dessert bestellt, werden bei diesem Konzept pro Tisch eine Vielzahl von Gerichten in der Tischmitte serviert und gemeinsam gegessen. In Spanien führt diese vermeintliche Neuentdeckung wohl nur zu einem müden Lächeln – hier isst man schliesslich seit Jahrhunderten kleine Portionen verschiedener Gerichte, besser bekannt als Tapas.

Tapas in ihrer Reinkultur, fernab von jeglichen neumodischen Strömungen, gibt es mitten in Biels Zentrum, genauer im Centro Español an der Kontrollstrasse. Im dortigen Restaurant La Tapaella werden auch Fleisch- und Fischgerichte sowie eine beeindruckende Auswahl an Paella-Variationen serviert. Im Fokus stehen aber klar die Tapas, was sich schon am Slogan «El arte de tapear» erkennen lässt – das heisst so viel wie die Kunst der Tapas.

An diesem Donnerstagabend sind knapp die Hälfte der Tische besetzt, ein Grossteil davon von Mitgliedern eines Sprachtandems. Wir finden jedenfalls zu viert problemlos einen freien Tisch im grosszügigen Lokal, das eher zweckmässig als stylisch eingerichtet ist. Grosse Fensterfronten und Rohre an der schwarz-weiss gekachelten Decke verleihen dem Raum einen Loft-Charakter, rustikale Holzmöbel und zu Bartischen umfunktionierte Weinfässer sorgen aber dennoch für ein einladendes Ambiente.

Nach Lust und Laune bestellen wir nun alles, auf das wir Lust haben. Und das ist so einiges: würzige Patatas Bravas (eine Art Bratkartoffeln) mit hausgemachter Knoblauch-Mayonnaise (10 Franken). Pimientos de Padrón (kleine milde Bratpaprikas) mit ordentlich Meersalz (11 Franken). Pulpo a la Gallega, also Oktopus auf galizische Art (26 Franken), der in ordentlich Olivenöl angebraten und mit Paprika gewürzt serviert wird. Frittierte Tintenfische namens Calamares a la Romana (19 Franken), die schön knusprig und ebenfalls mit einer leckeren Mayo daherkommen. Dazu noch Meeresfrüchte-Kroketten (19 Franken) und eine Platte mit iberischem Schinken und Käse (23 Franken).

Es lohnt sich – man ist hier immerhin im Centro Español – bei der Bestellung ein paar Brocken Spanisch hervorzukramen. Die sonst etwas wortkarge Bedienung hat man danach jedenfalls auf seiner Seite. Weiter ist empfehlenswert, ein paar gute Esserinnen und Esser mitzubringen. Schliesslich gilt die Devise: Je mehr Tapas man durchprobieren kann, desto besser. Und nicht zuletzt sollte das Ganze von einem guten spanischen Tropfen begleitet werden, etwa einem Tempranillo vom Weingut Bodegas Tamaral aus dem Weinbaugebiet Ribera del Duero (44 Franken/7.5dl). Wird der Abend dann noch von einer Crema Catalana (7 Franken) abgeschlossen, bei der man den Löffel richtiggehend in die karamellisierte Kruste krachen lassen kann – ja, dann geht es einem schlicht und einfach gut. Wer auf der Suche nach schlichter spanischer Küche ist, ist im «Tapaella» an der richtigen Adresse.

Info: La Tapaella, Kontrollstrasse 12, 2503 Biel. Telefon: 032 322 51 98. Öffnungszeiten: Di/Mi/Do 16 bis 24 Uhr, Fr/Sa 10 bis 00.30 Uhr, So 10 bis 23 Uhr. Eine Website gibt es nicht, doch das Restaurant ist auf Facebook vertreten.

 

La Tapaella

  • Angebot: Tapas, Sandwiches, Fleisch- und Fischgerichte, Paella.
  • Preis: So günstig wie in Spanien ist es nicht: Die Tapas kosten zwischen 7 und 31 Franken. Der Schnitt liegt immerhin deutlich unter den Preisen, die man andernorts für die Appetithäppchen bezahlt.
  • Ambiente: Das Centro Español ist eine Mischung aus Begegnungsort, Restaurant und Bar. An Abenden mit wichtigen Fussball-Spielen wird es zudem als Public-Viewing-Lokal genutzt. Entsprechend unkompliziert und locker ist die Stimmung.
  • Aufgefallen: Jeden Freitag gibts zum Mittagessen Paella für 18 Franken. Und am Sonntag wird jeweils ein «Menu Especial» aufgetischt. cst

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