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Massnahmen

Verunsichert, kritisch, vorfreudig

Was halten Menschen in Biel von den Lockerungen? Viele sind überrascht, manche freuen sich, andere ärgern sich.

Symbolbild: Keystone

Wer gestern in der Bäckerei ein Gipfeli gekauft hat, wurde vielleicht endlich wieder einmal von einem freundlichen Lächeln aus einem maskenlosen Gesicht begrüsst. Auch wenn man am Nachmittag durch die Nidaugasse in Biel spaziert ist, fiel auf, dass manche Menschen ohne Maske durch die Läden bummelten. Andere trugen sie aber nach wie vor, selbst draussen auf der Strasse, sei dies nun aus Gewohnheit oder aus Überzeugung.

Fragt man die Menschen, was sie von den grossen Lockerungsschritten halten, bekommt man die unterschiedlichsten Antworten zu hören. Eine Apothekerin aus Safnern etwa, die mit ihrem Hund spazieren geht, sagt, für sie sei dies kein spezieller Tag. «Bei der Arbeit trage ich die Maske aus Solidarität weiterhin.» Sie habe auch von Kundinnen gehört, dass sie sich nicht so schnell umgewöhnen könnten. Auch wenn sie es begrüsst hätte, wenn die Maskenpflicht nicht jetzt schon weitgehend aufgehoben worden wäre, freut sie sich doch darauf, wieder ohne Maske und Zertifikat ins Restaurant oder an ein Konzert gehen zu können.

 

«Ein mutiger Schritt»

«Ich bin ganz durcheinander», sagt Dominique Roten aus Biel und lacht. Er habe die vom Bundesrat verordneten Einschränkungen nicht schlecht gefunden, und er finde die plötzlichen Lockerungen nicht schlecht. Er vertraue der Regierung. Aber es komme überraschend. «Es ist ein mutiger Schritt», so Roten. Gerade wenn man mit Deutschland vergleiche, wo die Massnahmen frühestens am 20. März weitgehend aufgehoben werden sollen. Nun müsse man abwarten, in welche Richtung sich die Situation entwickle.

Ein Mann und eine Frau gehen eilig vorbei, sie sind gerade unterwegs zu einem Termin. Das hält sie aber nicht davon ab, ein paar klare Worte zu dem Thema zu verlieren: Es gehe zu schnell, die Lockerungen seien zu radikal. Die Maskenpflicht, sagt der Mann und klopft auf seine Brusttasche, aus der die Gummibänder eines Mundschutzes hervorschauen, hätte beibehalten werden sollen.

Dieser Meinung ist auch Maya Gilgen, die sich bei ihrem Mann Erwin eingehakt hat. «Ich persönlich ziehe die Maske immer noch an, wenn ich in ein Geschäft gehe», sagt die ältere Frau. Sie sieht es auch kritisch, dass die Zertifikatspflicht aufgehoben wurde. Denn nun werde sie als Geimpfte wieder mit Ungeimpften im Restaurant sitzen, und sie mache sich Sorgen, sich dabei mit Covid anzustecken. Ihr Mann sieht das etwas anders. Jetzt sei es weniger kompliziert, mal irgendwo einen Kaffee trinken zu gehen, weil man nicht mehr jedes Mal das Zertifikat und den Ausweis zeigen müsse.

 

Tanzen ohne Maske

Eine junge Frau aus St.-Imier verlässt mit Maske die Buchhandlung Lüthy. Auch wenn sie sich über die Lockerungen freue, fühle sie sich mit Maske noch immer sicherer, sagt sie.

Lara Reichenbach kommt vom Einkaufen im Coop. Es sei schon speziell gewesen, so ohne Maske, sagt sie. Aber sie sei froh über die Lockerungen, freue sich darüber, wieder die Gesichter und Emotionen der Menschen zu sehen. Und sie fiebert Live-Konzerten ohne Maskenpflicht entgegen. sg

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