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Tennis

Unbekannter ist nicht so unbekannt

Beim Daviscup-Playoff-Spiel gegen Libanon wird von den Schweizern ein Sieg erwartet. Neu im Team ist der Zürcher Alexander Ritschard. Nach sieben Jahren in den USA hat er sich «umentschieden».

Bild: Freshfocus

Beat Moning

Die Schweizer werden heute in den Einzeln wie erwartet mit Dominic Stricker und Henri Laaksonen starten und morgen mit dem Doppel Stricker/Marc-Andrea Hüsler die endgültige Entscheidung im Daviscup-Aufeinandertreffen mit Libanon suchen. Erstmals mit von der Partie mit möglichem Einsatz im vierten Spiel ist Alexander Ritschard. Der knapp 28-Jährige ist in der Schweiz eher unbekannt, nimmt aber international mit der Position 232 die viertbeste Position ein – nimmt man die langzeitverletzten Roger Federer und Stan Wawrinka aus. «Für mich war es logisch, dass wir ihn berücksichtigen», sagt Captain Severin Lüthi. Der Kontakt zum gebürtigen Zürcher, der einst auszog, um in Amerika zu studieren und College-Tennis zu spielen, sei nie abgebrochen.

 

Im NLA-Interclub präsent

In den letzten Jahren lebte Alexander Ritschard, der Sohn des ehemaligen Spitzenspielers Hans Ritschard, in Florida und vertrat seine Wahl-Heimat USA seit 2018. Zuvor studierte er am College University of Virginia von 2014 bis 2017 und schloss den Bachelor in Grafik-Design ab. Der Zürcher ist als Nummer 232 so gut klassiert wie noch nie. In der Schweiz ging er trotz seines Auslandaufenthaltes nie ganz vergessen. Dafür sorgte er gleich selber, in dem er sich dem NLA-Interclub-Team von Seeblick Zürich, mit den Teamkollegen Stricker und Hüsler, anschloss. Letzten Sommer trat er unter anderem gegen Ehrat, Riedi und Nikles an, 2020 gegen Laaksonen und Spitzenspieler Pablo Anduraj. Alle konnte er knapp besiegen. «Er hat an sich eine lange Geschichte bei uns und für mich war es stets ein Thema, dass er mit uns Daviscup spielt», sagt Severin Lüthi. Froh darüber, dass es nun erstmals geklappt hat.

 

«Bin doch eher Schweizer»

Alexander Ritschard fühlt sich geschmeichelt. «Ich habe mich stets eher als Schweizer denn als Amerikaner gefühlt. Dass ich jetzt zurückgekehrt bin, macht definitiv Sinn.» Seit Ende 2021 wohnt er Rüschlikon. Dass der Wechsel zunehmend zum Thema wurde, hat den Ursprung nicht nur in Amerika selber, wo sich Ritschard mit seinem dortigen Uni-Coach, der ihn überredet hatte, für Amerika zu starten, nicht mehr verstanden hat, sondern ist beim letzten Challenger in Biel zu suchen. Über die Qualifikation stiess er da in die zweite Runde vor, wo der Portugiese Sousa zu stark war. «Es kam aber auch zu einem Gespräch mit Leistungschef Alessandro Greco, was dann den Schritt beschleunigte», blickt Ritschard zurück.

 

«Henri zum Lachen bringen»

Das BT sprach ihn am ersten Tag in Biel auf sein Debüt im Daviscup an. «Ich freue mich jetzt einfach mal, in dieser Woche mit dem Team dabei zu sein, zu trainieren und ganz einfach Spass zu haben. Es ist für mich eine Ehre, die Schweizer Farben zu tragen.» Die Spieler kenne er alle, mit Henri Laaksonen habe er zuletzt im Winter in Dubai trainiert. «Mein Ziel ist es, ihn in dieser Woche zum Lachen zu bringen», so Ritschard zum kühlen Nordländer. Was auch noch möglich ist: Ritschard kann im Training mit den besser klassierten Teamkollegen profitieren. Ob er dann von Lüthi eingesetzt wird, wird sich zeigen.

Für die Schweiz ist ein Sieg Pflicht, auch wenn die Libanesen ihre Haut so teuer wie möglich verkaufen werden (siehe Interview im BT vom Mittwoch). «Wir sind immer aufs Neue motiviert und sehen nach einer Durststrecke gute Möglichkeiten, uns mit diesem Team den Weltbesten wieder zu nähern. Es sind positive Aspekte vorhanden, um hoffentlich in eine positive Zukunft zu gehen», so Lüthi.

 

Junge müssen Leistung zeigen

Severin Lüthi durfte auf die ITF-Auflage hin nur vier Spieler nominieren. Dass Leandro Riedi und Jérôme Kym nun nicht dabei sind, bedauert der Berner zwar, «aber sie sind jetzt auch aus dem Juniorentennis heraus und werden in den nächsten Jahren für den nötigen Konkurrenzkampf sorgen.» Aufs Leistungsdenken reduziert, seien sie aber für dieses Aufgebot nicht in Frage gekommen. «Dazu haben sie zuletzt nicht allzu oft und erfolgreich gespielt.» Einmal aus dem Juniorenranking, gelten neue Gesetze. Der Viertbeste im Lande nach Rangierung, Alexander Ritschard, hat die Chance wahrlich verdient. In Form wäre er, was er kürzlich mit der Finalteilnahme an einem ATP-Challenger in Italien unter Beweis gestellt hatte.

Die Partie findet ohne Zuschauer statt. Die 150 Sponsoren, Medienschaffende und Helfer müssen sich jeden Tag auf Covid testen und Maske tragen. So wollen es die strengen ITF-Regeln. Ein Gegenstück zur abendlichen Eishockeypartie des EHC Biel, wo keine Auflagen mehr nötig sind.

Stichwörter: Tennis, Daviscup, Sport

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