Sie sind hier

Abo

Eishockey

Das ist besorgniserregend

Nur ein Sieg aus vier Spielen: Der EHC Biel hat eine unbefriedigende Woche hinter sich. Doch nicht nur die Resultate, sondern auch die Auftritte geben zu denken.

Viel Diskussionsstoff: Im Match zwischen den Rapperswil-Jona Lakers und dem EHC Biel entstehen immer wieder Nebenschauplätze. copyright: Keystone
Moritz Bill
 
«Desolat. Eine Frechheit.» Das sind nicht etwa die Worte eines frustrierten Fans des EHC Biel, sondern jene des Spielers Damien Brunner. Er meinte damit das Bieler Powerplay, das in den letzten Spielen in der Tat eine Katastrophe war. Polemisch könnte man sogar festhalten, dass diese harschen Worte auch auf die 1:3-Niederlage gegen die Rapperswil-Jona Lakers vom Samstag zutreffen. Denn was die Seeländer am oberen Zürichsee zeigten, respektive eben nicht zeigten, war besorgniserregend. 
 
Vor allem das Startdrittel war eines zum Vergessen. Sechs kleine Strafen sammelten die Bieler, zwei davon nutzten die Lakers zur 2:0-Führung, welche fast bis zum Schluss Bestand hielt. Da beide Treffer während einer zwei-plus-zwei-minütigen Strafe Brunners fielen, nahm dieser alle Schuld auf sich. «Vielleicht war das ein bisschen streng gepfiffen, aber das darf trotzdem nicht passieren. Diese beiden Tore machten den Unterschied», sagte Brunner, der nach einem unbestraften Foul vom St. Galler Publikum fortan bei jeder Puckberührung ausgepfiffen wurde. 
 
Grosse Unsicherheit
Eigenkritik ist nicht verkehrt, doch Brunner war nicht der einzige verbitterte Bieler, der das Fehlen von spielerischem Erfolg mit Frustaktionen kompensierte. Zudem war der Auftritt des EHCB von einer beängstigenden Unsicherheit, in Form von etlichen Fehlpässen, geprägt. Nicht mal einfachste Zuspiele kamen an. Die Offensive blieb gegen disziplinierte und aufsässige Lakers harmlos. Spieler wie Rajala, Sallinen, Yakovenko oder Hofer fliegen derzeit tief unter dem Radar. 
 
Da passt es ins Bild, dass auch der Trainer nicht wirklich glänzte. Antti Törmänen versteht es ansonsten, schlechte Leistungen mit Argumenten zu relativieren oder halt mal mit inhaltslosen Antworten einfach nichts zu sagen. Doch am Samstag flüchtete sich der Headcoach für einmal in branchenübliche Ausreden. Auf etliche «hätte, wäre, könnte» bezüglich der Strafenauslegung folgte der Hinweis auf das happige Programm mit vier Matches innert fünf Tagen. 
 
Natürlich, auch den Schiedsrichtern unterliefen Fehler und war ihnen die Kontrolle im ersten Drittel entglitten. Und selbstverständlich waren die Bieler mit diesem Spielplan benachteiligt. Doch fragwürdige Entscheide der Unparteiischen kommen immer vor und während den Playoffs wird die Spielkadenz ebenfalls hoch sein – je nachdem trifft man auf einen Gegner, der in der Runde zuvor auch weniger oft gespielt hat. 
 
Bei den diesjährigen überraschend starken Lakers kann man durchaus verlieren. Und die Kritik nach der jüngsten Niederlage würde wohl weniger heftig ausfallen, hätte der EHCB am Freitag gegen Lausanne das einzige Heimspiel der Woche gewonnen. Doch auch da besiegten sich die Bieler in erster Linie selbst. Das Powerplay war eben schon da desolat gewesen. 
 
Auch in dieser Analyse bediente sich Törmänen erst einer gängigen Phrase, dass man Partien mit solch einseitigen Spielanteilen in neun von zehn Fällen gewinnen würde. Doch kritisierte dann auch er das Überzahlspiel ohne grossen Umschweif; einzig das Fehlen von Powerplay-Spezialist Rathgeb warf er als mögliche Entschuldigung ein. «Trotzdem, da müssen wir schlicht besser werden.» Das Potenzial ist zweifellos vorhanden. Biel hatte in dieser Saison einst das beste Powerplay der Liga. 
 
In den Playoffs sind die Spezialsituationen entscheidend, für die Bieler werden sie voraussichtlich noch ausschlaggebender sein:Bei Fünf-gegen-Fünf erhalten sie am wenigsten Gegentore aller Teams. Das zeigt, dass es nicht nur mit einem Mann mehr harzt, das Boxplay ist ebenfalls nicht gut. 
 
Keine Siege gegen die Grossen
Immerhin: Kurz vor Schluss erzielte Hügli doch noch den lang ersehnten Treffer in Überzahl. Ob dieser die Blockade und Unsicherheit vernichtet hat, wird sich morgen im Heimspiel gegen Davos zeigen. Nötig wäre es allemal, ansonsten kommt der EHCB plötzlich noch ins Zittern um die direkte Playoff-Qualifikation. Ein Sieg gegen eine Mannschaft aus der Top-8 wäre dringend wieder mal nötig. Der Letzte datiert am 22. Dezember gegen Lausanne. Auch das ist im Hinblick auf die Playoffs, in denen sich die besten Acht duellieren, besorgniserregend.
 
******************************

Shikin war 36 Stunden unterwegs

Joren van Pottelberghe erhielt am Samstag eine Pause, weshalb die Bieler ihre fünfte Ausländerlizenz für den neuverpflichteten Dmitry Shikin einsetzten. Der Russe zeigte einen guten Einstand, bei den beiden Gegentreffern in Unterzahl konnte er nicht viel ausrichten. Er sei glücklich, endlich wieder spielen zu können, jedoch unglücklich ob der Niederlage, sagte Shikin. Sein letztes Meisterschaftsspiel mit Jekaterinburg hatte er Ende Dezember absolviert. 
 
Die Reise ins Seeland glich einer Odyssee. Direktflüge nach Europa gibt es seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine keine mehr. 36 Stunden war Shikin im Flugzeug unterwegs: von Russland nach Ägypten, von dort aus in die Türkei und schliesslich in die Schweiz. Über den Konflikt will Shikin nicht sprechen. Er hoffe einfach, dass seine Frau und beiden Kinder baldmöglichst nachreisen können. 
 
Elien Paupe war folglich überzählig. Am Freitag war er noch auf der Ersatzbank gesessen und traf sich nach dem Spiel mit Langenthals Sportchef Kevin Schläpfer. Unterschrieben sei noch nichts, doch stehen die Zeichen gut, als dass Paupe nächste Saison in Langenthal spielen wird. 
 
Nicht mehr spielen konnte am Samstag nach dem ersten Drittel Noah Delémont. Der Verteidiger schied mit einer Muskelprellung («Tomate») aus. bil

Nachrichten zu Aktuell »