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Reinigungskräfte werden entschädigt

Biel Seit März verhandeln die Unia und die Hirslanden Klinik Linde über das entlassene Reinigungspersonal. Nun ist klar: Die Frauen erhalten eine höhere Abfindung als vorgesehen, bleiben jedoch nicht.

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Hannah Frei

Kurz vor Weihnachten erhielten zwölf Angestellte aus der Reinigungsabteilung und der Wäscherei der Hirslanden Klinik Linde in Biel die Kündigung. Ihre Arbeit werde ausgelagert, sie bekamen neue Verträge von der Firma Vébego – jedoch zu deutlich schlechteren Bedingungen (das BT berichtete). Sieben der Frauen wendeten sich daraufhin an die Gewerkschaft Unia. Es folgten zwei Petitionen, die forderten, dass die Privatklinik gemeinsam mit der Unia einen Sozialplan für die Frauen ausarbeitet.

Gestern teilte die Hirslanden Klinik Linde mit: Die Gespräche mit der Unia seien abgeschlossen. Die Klinik habe entschieden, den betroffenen Frauen sogenannte Ausgleichszahlungen zu überweisen. Es handle sich dabei um individuell berechnete Beträge, je nach Lohn und Anstellungsverhältnis der Frauen. Erhalten sollen das Geld alle Betroffenen, ob sie nun das Angebot der Firma Vébego angenommen haben oder nicht.

Frauen erhalten deutlich mehr

«Der Kampf hat sich gelohnt», sagt Alain Zahler, Regionalsekretär der Unia Biel-Seeland/Solothurn. Die Frauen erhalten nun deutlich mehr, als ihnen bei der Kündigung vor einem halben Jahr von der Hirslanden Klinik Linde angeboten wurde. Damals waren es sechs Monate lang je 400 Franken. Nun erhalten die Frauen laut Zahler zwischen 6000 und 10 000 Franken, und zwar auf einmal. Was die Privatklinik Ausgleichszahlungen nennt, sind im Grunde Entschädigungen.

Den Betroffenen habe man jedoch von Anfang an mehr als nur Geld angeboten, betont die Hirslanden Klinik Linde auf Anfrage. Beispielsweise Unterstützung bei der Arbeitsvermittlung, die Prüfung von Frühpensionierungen, generelle Beratungsleistungen oder «wohlwollende Arbeitszeugnisse».

Zwei der betroffenen Frauen haben gemäss der Privatklinik das neue Stellenangebot von Vébego angenommen. Die anderen nicht. Daran haben folglich auch die Verhandlungen nichts geändert. «Der Stachel sitzt bei einigen tief», sagt der Unia-Vertreter. Über die Abfindung seien sie dennoch froh. «Die Betroffenen können sich in den nächsten Monaten ohne Existenzängste auf die neue Situation ausrichten», sagt Zahler. Manche seien auf der Suche nach einer neuen Stelle, andere würden sich wohl in einigen Monaten frühpensionieren lassen. Alle betroffenen Frauen sind um die 60 Jahre alt.

Zähe Verhandlungen

Laut Zahler sind die Verhandlungen eher kompliziert verlaufen. Das Spital habe immer wieder neue Leute ins Gespräch geschickt. Das habe eine Einigung erschwert.

Auch die Klinik schreibt, dass die Verhandlungen nicht einfach gewesen seien. Schuld daran sei jedoch die Unia: «Der Ton war aggressiv, die Forderungen waren pauschal, die Argumente oftmals willkürlich.» Es sei der Eindruck entstanden, dass sich die Unia nicht primär für die Mitarbeitenden einsetzen, sondern vor allem gegen das Spital vorgehen wolle.

Dass nach den Verhandlungen keine der Frauen den neuen Vertrag annehmen wollte, hänge unter Umständen damit zusammen, dass die Unia offenbar nie das Gespräch mit Vébego gesucht habe, so die Privatklinik weiter. Zahler betonte jedoch bereits im März, dass die Unia Vébego nicht kritisiere. Die Firma biete branchenübliche Anstellungsbedingungen. Bei der Hirslanden Klinik Linde sei die Situation eine andere.

Mit dem Ergebnis ist Zahler nun dennoch zufrieden: «Die Hirslanden ist ihrer sozialen Verantwortung zumindest teilweise nachgekommen.»