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100 Jahre FC Nidau, verteilt auf 52 Seiten für die Ewigkeit

René Flühmann und Urs Meister haben die 100-jährige Geschichte des FC Nidau in einer Jubiläumsschrift festgehalten. Entstanden ist ein Leckerbissen für Seeländer Fussballfans.

René Flühmann und Urs Meister mit der Jubiläumsschrift des FC Nidau. Yann Staffelbach

Patric Schindler

Im Juni des letzten Jahres ist René Flühmann angefragt worden, ob er bereit wäre, ein Dokument über den FC Nidau anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums zu verfassen. «Für mich war von Beginn weg klar, dass ich das gerne machen werde», sagt das langjährige Vereinsmitglied. Flühmann war als Betriebsdisponent bei der SBB lange Zeit auf Wanderschaft. 1972 arbeitete er auf der Station in Lengnau und schnürte beim FCL die Fussballschuhe. Zwei Jahre später zog es ihn beruflich nach Biel und privat nach Nidau. Aus logistischen Gründen klopfte er dann beim FCN an die Tür. «Es hat mir von Beginn weg bei diesem Klub gefallen», sagt Flühmann. Er war nicht nur Spieler in der 4.-Liga-Mannschaft und bei den Senioren, sondern auch viele Jahre Vorstandsmitglied. Zudem hob er die Klubnachrichten aus der Taufe. Sieben Jahre diente das «Kick-off» unter seiner Federführung als PR-Instrument für den Verein, um in Nidau und in den umliegenden Gemeinden Fussballer, Sponsoren und Gönner an Land zu ziehen. «Mir war immer auch die Geselligkeit im Vereinsleben wichtig, deshalb habe ich viele Anlässe und Ausflüge organisiert», sagt er.

Flühmann holte für das Jubiläumsprojekt mit Urs Meister einen routinierten Sportfachmann aus der Region mit ins Boot. Der Präsident der Sektion Biel-Seeland-Jura von «Sportpress.ch», ehemaliger Korrespondent der_Fachzeitung «Sport» und des «Bieler Tagblatt» spielte als Junior beim FC Biel. Meister musste aus beruflichen Gründen aufhören, Fussball zu spielen, weil es schwierig war, die Arbeitszeiten als IT-Spezialist mit den Trainingseinheiten unter einen Hut zu bringen. 1972 gab der Seeländer beim FC_Nidau sein Comeback. Dieses führte ihn bis zum Stammspieler der ersten Mannschaft. Später spielte er für die Senioren, Veteranen und Super-Veteranen des Traditionsvereins.

Schwierige Recherche

Meister hat inzwischen seine Fussballschuhe an den Nagel gehängt. Neben dem Rasen ist er aber immer noch beim FCN aktiv, sei es beim Jassen mit ehemaligen Nidauer Mitspielern wie der Xamax-Legende Peter Küffer oder im Winter montags beim Fitnesstraining mit den Veteranen. «Diese Verbundenheit und das regelmässige Zusammentreffen bedeuten mir sehr viel. Es ist auch immer eine Gelegenheit, über die alten Zeiten des FC Nidau zu reden», sagt der passionierte Golfspieler. Seit seinem 19 Lebensjahr sei der FC_Nidau sein zweites Zuhause.

Rund ein Jahr hatten die beiden Verfasser der Jubiläumsschrift Zeit, um den literarisch grössten Wurf der 100-jährigen Vereinsgeschichte zu landen. Die 52 Seiten zu zweit zu stemmen, war eine grosse Herausforderung, denn viele Dokumente der Nidauer waren 1998 dem Brand des Klubhauses zum Opfer gefallen. «Die Recherchierarbeit war deshalb umso schwieriger und intensiver», sagt Flühmann. Nachforschungen musste man unter anderem bei Vereinsmitgliedern, Drittpersonen, lokalen Medien und Verbänden machen.

Es geht nicht nur um Fussball

«Der Fussball stand zwar bei dieser Jubiläumsschrift im Vordergrund, aber wir wollten auch aufzeigen, dass der FC Nidau mehr als nur ein Fussballklub ist», erklärt Flühmann. «Mehr als ein Verein» – das führt den Fussballfan doch direkt zum FC Barcelona. Wer die zwei Klubchronisten sprechen hört, kommt ganz klar zum Schluss, dass es bei den Nidauern wie bei den Katalanen sehr wohl um weit mehr als nur um Fussball geht. «Das soziale Leben hatte beim FC_Nidau stets einen hohen Stellenwert. Dies ist auch heute noch der Fall», sagt Flühmann. Der Slogan des Vereins heisst nicht umsonst «Football, Fitness and Fun».

In der Jubiläumsschrift gibt es viel Spannendes und Überraschendes zu lesen. Wer weiss schon, dass der FC Nidau früher in Ipsach oder auf dem Mühlefeld seine Heimspiele ausgetragen hatte? Oder, dass die Garderoben auch mal im 1. Stock des Restaurant Löwen waren? Zudem wird aufgezählt, was die Nidauerinnen und Nidauer an den sogenannten Matchkassen-Anlässen für Sportarten oder Freizeitbeschäftigungen ausübten. Dort wurde man unter anderem im Eisstockschiessen, Laser-Tontaubenschiessen und im Fischen getestet. Auch viele Exponenten des FC Nidau kommen zu Wort und sagen, was ihnen der Klub bedeutet. Und auch der Neuzeit werden viele Seiten gewidmet. Unter anderem wird der viel umjubelte Aufstieg des Fanionteams des FCN im Jahr 2014 in die 2. Liga regional thematisiert.

500 Exemplare gedruckt

«Gerade die junge Generation kennt viele spannende und unterhaltsame Geschichten von früher nicht. Deshalb ist es auch für sie empfehlenswert, diese Jubiläumsschrift zu lesen», sagt Meister. René Flühmann sei für den Löwenanteil der Recherche verantwortlich, sagt der FC- und EHC-Biel-Fan, der hofft, dass das historische Dokument auch ausserhalb des FC_Nidau Leserinnen und Leser findet. 500 Exemplare beträgt die Auflage. Die ersten Feedbacks der Vereinsmitglieder fielen positiv aus. «Das freut uns natürlich sehr», sagt Flühmann. Er hofft, dass alle auf ihre Rechnung kommen und die 100 Jahre so gut wie möglich breit abgedeckt sind. «Wir hatten zwar nie das Gefühl, dass uns die Zeit davon läuft», sagt er. Dennoch sei man froh gewesen, als man das «Gut zum Druck» geben konnte.

Die Jubiläumsschrift kann an der Buvette auf dem Sportplatz Burgerallee des FC Nidau bezogen werden. Es ist auch möglich, die 52 Seiten über die E-Mail-Adresse info@fcnidau.ch zu bestellen. Der Verein würde sich über einen Solidaritätsbeitrag freuen. Wegen der Pandemie wurde auf eine 100-Jahr-Feier in diesem Jahr verzichtet. Gefeiert soll dann im nächsten Jahr werden. Noch ist aber nichts spruchreif. Bis dann können die Vereinsmitglieder und die übrigen Seeländer Fussballfans die 100-jährige Geschichte des FC Nidau Revue passieren lassen und über zahlreiche Perlen aus dem Archiv staunen.

 

 

Stichwörter: FC Nidau