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Orientierungslauf

Aebersold glänzt in den EM-Testläufen

Simona Aebersold hat bei der Selektion für die EM in Neuenburg überzeugt. Nun nimmt die Brüggerin die erste Sprint-Medaille ins Visier. Fabian Aebersold muss derweil auf seine Premiere an einem Grossanlass warten – oder doch nicht?

Simona Aebersold gewinnt im Tessin alle drei Einzel-Sprints der Selektionsläufe. Bild: Remy Steinegger

Michael Lehmann

«Glace essen.» Das kommt Simona Aebersold zuerst in den Sinn, wenn sie an Neuenburg denkt. Dies, weil sie – mit dem Rennvelo unterwegs – einmal einen Halt bei einer dortigen Gelateria eingelegt hat. Aber auch sonst kennt die 23-Jährige die Stadt, die nur etwa 30 Kilometer von ihrem Wohnort in Brügg entfernt liegt, gut. «Ich hatte schon einige Sprinttrainings dort, was mir sicher zugutekommen wird.» Denn in etwa zwei Wochen, also ab dem 13. Mai, findet in Neuenburg die EM statt.

Mit starken Leistungen an den Testläufen im Tessin von letzter Woche hat sich Simona Aebersold souverän einen Platz im EM-Kader gesichert. In allen drei Einzel-Sprints war die Seeländerin die Schnellste. «Das hat mich doch etwas überrascht», sagt sie. Denn zu Beginn der Woche war sie noch nicht ganz auf der Höhe. Beim 5000-Meter-Bahnlauf erreichte Aebersold mit einer Minute Rückstand auf Siegerin Elena Roos nur den sechsten Rang. «Als die Läufe mit Karte dazu gekommen sind, habe ich das Technische und Physische jedoch gut miteinander verbinden können.»

 

Fabian Aebersold als Ersatz
in Neuenburg dabei

Umgekehrt verlief es bei Fabian Aebersold. Der knapp drei Jahre jüngere Bruder von Simona begann die Woche mit einer persönlichen Bestzeit über 5000 Meter (8. Platz), konnte in der Folge jedoch nur noch bei einem Rennen in die Top-10 vorstossen. Die Ränge 14, 10, 12, 11 und 13 reichten nicht für einen fixen EM-Startplatz. «Ich bin sicher ein bisschen enttäuscht», sagt der Seeländer, der heuer sein erstes Elite-Jahr bestreitet. «Nach gutem Beginn konnte ich leider nicht meine besten Leistungen abrufen.» Das technisch anspruchsvolle Tessiner Gelände mit vielen schmalen Gässchen liege ihm schlicht weniger als das typischer Altstädte.

In Neuenburg wird Fabian Aebersold dennoch dabei sein. Für den Knockout-Sprint ist er als zweiter, im Einzel-Sprint sogar als erster Ersatzläufer selektioniert worden. «So kann ich doch noch ein paar erste Erfahrungen an einem Grossanlass sammeln», sagt der Youngster. Im Anschluss an die EM wird er versuchen, im Weltcup Fuss zu fassen und sich Schritt für Schritt der internationalen Spitze zu nähern.

 

Corona-Infektion gut überstanden

Dort ist Simona Aebersold bereits angelangt. Ihre Premiere an einem Grossanlass der Elite war vor drei Jahren an der EM im Tessin. Damals rannte sie im 
ersten Rennen, dem Sprint, gleich auf den fünften Rang und holte ein Diplom. Seither ist einmal EM-Bronze, einmal WM-Bronze und zweimal WM-Silber hinzugekommen. Dies allerdings in den von ihr bevorzugten Waldläufen. Hinsichtlich der Zielsetzung für die bevorstehende Sprint-EM in Neuenburg (ohne Staffel) gibt sie sich daher zurückhaltend. «Ein Diplom wäre gut, eine Medaille noch besser», so die Brüggerin.

Voraussichtlich werden sich die Läuferinnen und Läufer aus der Schweiz in Lausanne auf die Wettkämpfe vorbereiten. Simona Aebersolds Ziel ist es, in dieser Zeit physisch noch einen Schritt nach vorne zu machen. «Bei den Tests in der Selektionswoche habe ich gemerkt, dass mir die Spritzigkeit ein bisschen fehlt.» Daran möchte sie bis zum EM-Start arbeiten, um in den entscheidenden Momenten der Rennen zusätzlich «pushen» zu können.

Bis auf eine leicht verspannte Rücken- und Hüftmuskulatur fühlt sich die Seeländerin fit. Auch die Corona-Infektion, die sie während der vor kurzem beendeten Sport-RS erlitten hatte, hat Simona Aebersold gut überstanden. «Nur kurz habe ich mich etwas müder als normal gefühlt. Danach konnte ich jedoch schon mehrmals Topleistungen abrufen.»

Eine solche ist auch in Neuenburg gefordert, wenn es für die erste Sprint-Medaille reichen soll. Es wäre ein Erfolg, der die Erinnerung an die Glace – so gut sie auch geschmeckt haben mag –
sicher überstrahlen würde.