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Affolter will im Tessin neuen Schwung holen

Nach einer schwierigen Rückrunde beim FC Aarau steht François Affolter in der neuen Saison in Chiasso unter Vertrag. Der Nidauer will sich für höhere Aufgaben empfehlen und wird sich nun nach einer Zerrung ein wenig in Geduld üben müssen.

Hat seine Karriere in der Challenge League fortgesetzt: François Affolter (links, noch in Dress von Aarau) möchte weitere Jahre als Profifussballer tätig sein./Bild: Keystone

Francisco Rodríguez

Am letzten Wochenende hat der FC Chiasso endlich seinen ersten Saisonpunkt geholt. «Gegen Wil haben wir bisher unserer bestes Spiel gezeigt», sagt François Affolter. «Wille und Einsatz haben gestimmt. Schade nur, hat es am Ende nicht ganz zum Sieg gereicht.» Der nach der Pause eingewechselte Noah Jones traf eine Viertelstunde vor Schluss zum 1:1 für Wil. Affolter war zu diesem Zeitpunkt schon lange draussen gewesen, denn der Nidauer musste bereits in der 27. Minute wegen einer Zerrung an der rechten Wade ausgewechselt werden. «Es ist nicht so schlimm. Ich habe früh gemerkt, dass etwas nicht stimmt und nicht mehr belastet.» Zwei bis drei Wochen wird der Heilungsprozess in Anspruch nehmen. «Nach der Nationalmannschaftspause bin ich wieder bereit», sagt Affolter.

Am 20. November im Heimspiel gegen Aarau hofft der Seeländer wieder dabei zu sein. Bis dahin tragen die Tessiner voraussichtlich noch zwei Partien aus, wobei in Coronazeiten kurzfristige Spielverschiebungen immer möglich sind. So ist die auf heute angesetzte Partie zwischen Chiasso und Xamax wegen Coronafällen bei den Neuenburgern verschoben worden. Es wäre ursprünglich ein Duell zwischen den beiden Seeländern und Ex-FC-Biel-Spielern Affolter und Raphaël Nuzzolo geworden. Da aber der Chiasso-Innenverteidiger sowieso verletzt ausfällt, verpasst er zumindest heute Abend nichts. «Für uns Spieler ist es eine spezielle Herausforderung, mit der stetigen Unsicherheit zu leben», sagt Affolter. «Wir versuchen uns an die Situation anzupassen und bereiten uns immer so auf die Partien vor, als würden sie stattfinden.» Auch im privaten Bereich nehme man seine Verantwortung wahr. «Ich bleibe viel zuhause und treffe so wenig Leute wie nötig», meint der Seeländer.

Kein Vertrag von Xamax

Affolter fühlt sich wohl in Chiasso. Er hat fünf Gehminuten vom Stadion entfernt eine Wohnung bezogen und ist froh, weiterhin als Profi seinen geliebten Sport auszuüben. Affolter ist im Fussball viel herumgekommen, hat Hochs und Tiefs erlebt, nach seiner Zeit bei YB in der Bundesliga für Werder Bremen gespielt und später bei den San Jose Earthquakes einen Vertrag erhalten. Nach seiner Rückkehr aus den USA kam der Nidauer beim FC Aarau in der Challenge League unter, erhielt aber keinen neuen Vertrag. Ein dreitägiges Testtraining mit Xamax inklusive Testspiel gegen die U21-Mannschaft der Young Boys führte zu keinem Angebot. «Die Zeit war zu kurz, um mich aufzudrängen. Zudem entsprach ich nicht dem Spielerprofil, das Trainer Stéphane Henchoz suchte.» Bei seinem Jugendverein FC Biel hielt sich Affolter im vergangenen Sommer fit, bis sich die Möglichkeit in Chiasso ergab. «Das Projekt hat mir gepasst.»

Führungsposition im jungen Team

Der mittlerweile 29-jährige Routinier übernimmt im jungen Team zusammen mit anderen erfahrenen Spielern wie dem aus Italien in die Schweiz zurückgekehrten Michel Morganella oder dem zuletzt in Deutschland unter Vertrag stehenden Ex-Thuner Stephan Andrist eine wichtige Führungsrolle. «Wir geben den Jungen Tipps und tauschen uns viel mit dem Trainer aus», sagt Affolter. Das Ziel für diese Saison sei klar. «Ich will mithelfen, den Ligaerhalt zu schaffen.» Sieben Punkte beträgt aktuell der Rückstand auf den Strich und Wil. Chiasso hat dabei ein Spiel weniger auf dem Konto. Affolter ist zuversichtlich, dass sich sein Team weiter steigern wird.

Die Profikarriere verlängern

Für ihn persönlich gehe es in Chiasso darum, möglichst viel Einsatzzeit zu erhalten und sich von seiner besten Seite zu zeigen. «Ich möchte schon bis mindestens 32 Jahre als Profifussballer tätig sein und wenn möglich noch länger», so Affolter, dessen aktueller Vertrag mit dem FC Chiasso bis im Sommer 2021 läuft. Was danach komme, sei offen und hänge nicht zuletzt von ihm selber und seinen Leistungen ab. «Speziell in Coronazeiten bei den reduzierten Budgets ist es nicht einfach, einen Klub zu finden», meint der Seeländer, der später mal eine Trainerkarriere einschlagen möchte.

Sobald seine Zerrung ausgeheilt ist, will der Innenverteidiger wieder auf dem Rasen kämpfen. Für den Ligaerhalt mit dem FC Chiasso und für seine persönliche Zukunft, in der der Fussball noch lange eine Hauptrolle spielen soll. Zunächst ist nun aber Geduld gefragt.

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François Affolter

Geboren am 13. März 1991 in Biel.
Stationen: Bis 2005 FC Etoile Biel, 2005 bis 2007 Nachwuchs FC Biel, 2008 Wechsel zu den Young Boys (Super-League-Debüt 14. September 2008 gegen Bellinzona), 2012 ein Jahr leihweise bei Werder Bremen (Bundesliga-Debüt 28. Januar gegen Leverkusen), zurück bei YB, 2014 bis Juli 2017 FC Luzern, 2017 bis 2019 San Jose Earthquakes (MLS/USA), 2020 bis August FC Aarau, 2020/21 FC Chiasso.
Fünf Länderspiele Schweizer Nationalteam, eine Partie an den Olympischen Spielen 2012 London. fri