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Fussball

Am Uhrencup den letzten Schliff holen

Morgen beginnt der Uhrencup. Im Grenchner Brühl-Stadion treffen die Berner Young Boys auf Borussia Mönchengladbach. YB-Goalietrainer Stefan Knutti kehrt an seine alte Wirkungsstätte zurück.

Der Trainer und seine Schützlinge: v.l. Yvon Mvogo, Dario Marzino, Stefan Knutti und Marco Wölfli.

von Michael Lehmann

Die Berner Young Boys sind am Wochenende aus dem Trainingslager im österreichischen Windischgarsten zurückgereist. Nach der 1:3-Niederlage gegen Red Bull Salzburg schlossen die Berner das Trainingscamp mit einem 2:1-Achtungserfolg gegen Sparta Prag ab. Für YB-Torwarttrainer Stefan Knutti sind die Spiele gegen internationale Klubs einerseits wichtige Tests, andererseits aber auch Highlights. «Gegen die Mannschaften in der Super League spielen wir jeweils vier Mal pro Jahr. Die internationalen Begegnungen sind eine willkommene Abwechslung und wichtige Standortbestimmung.»

Noch drei Freundschaftsspiele tragen die Berner aus, bevor sie am 23. Juli auswärts gegen St. Gallen in die neue Super-League-Spielzeit starten. Zwei davon werden im Rahmen des neu lancierten Uhrencups stattfinden. Morgen trifft YB auf den Vierten der vergangenen Bundesliga-Saison: Borussia Mönchengladbach. Die erste der insgesamt vier Uhrencup-Begegnungen (siehe Infobox) wird im Grenchner Brühl-Stadion ausgetragen. Diese Spielstätte ist Knutti bestens bekannt. Von 1991 bis 1994 hütete er das Tor des damaligen NLB-Klubs.

Höhen und Tiefen bei Grenchen

«Ich erinnere mich gerne an diese Zeit», so Knutti. Er habe bei allen Stationen, ob als Spieler oder als Trainer, wichtige Erfahrungen gemacht und spannende Personen kennengelernt. Sofort fallen ihm Namen von ehemaligen Mitspielern ein. Zum Beispiel die polnischen Spieler Bogdan Gunia und Jan Przybylo. Da damals noch nicht unbegrenzt Spieler aus dem Ausland eingesetzt werden konnten, galten diese als besondere Attraktion. Trainer in der Spielzeit 1991/92 war Stephan Beckenbauer, der im letzten Jahr verstorbene Sohn des «Kaisers» Franz. In diesen Erinnerungen schwelgend, seufzt Knutti und konstatiert: «Und jetzt spielt der Klub leider nur noch in der 2. Liga.»

Auch Knutti erlebte beim FC Grenchen Höhen und Tiefen. In seiner ersten Saison klassierten sich die Uhrenstädter hinter dem FC Basel auf dem zweiten Rang, verpassten den Aufstieg in die NLA jedoch in der darauffolgenden Auf-/Abstiegsrunde. Während die Grenchner in den nächsten Spielzeiten solide Leistungen zeigten, häufte sich beim Verein ein immer grösser werdender Schuldenberg. 1994 wechselte Knutti zum FC Solothurn, wo er seine Karriere ausklingen liess. Nur ein Jahr später wurde dem FC Grenchen die Lizenz für die Nationalliga verweigert. Es fehlten 200000 Franken. Die Folge: Der Zwangsabstieg in die 1. Liga.

Die Rückkehr ins Brühl-Stadion ist daher mit Emotionen verbunden. «Ich bin froh, dass der Uhrencup wieder durchgeführt wird», betont Knutti. Als er 2014 nicht mehr ausgetragen wurde, befürchtete der 50-Jährige, dass dem Cup das gleiche Schicksal widerfahre wie dem legendären Philips-Cup, der bis in die 90er Jahre im alten Wankdorfstadion durchgeführt wurde.

Leistungsträger sind geblieben

YB wird morgen gegen Mönchengladbach und nächste Woche am Dienstag gegen Galatasaray Istanbul den letzten Schliff für die kommende Super-League-Saison holen. Prognosen möchte Knutti keine abgeben. Er schaue immer nur von Spiel zu Spiel. Ausserdem gelte es zu beachten, dass Mönchengladbach und Galatasaray erst gerade das Training aufgenommen hätten und sich dementsprechend in einer ganz anderen Vorbereitungsphase befinden würden. Knutti hat jedoch das Gefühl, dass das Team bereit für die kommenden Herausforderungen ist. Zu diesen gehören nicht zuletzt die Qualifikationsrunden für die Champions League. Bereits nach dem ersten Meisterschaftsspiel gegen St. Gallen steigt YB in die dritte der insgesamt vier Qualifikationsrunden ein. Mögliche Gegner sind Schachtar Donzek, Ajax Amsterdam, RSC Anderlecht, Fenerbahçe Istanbul oder Sparta Prag, der Gegner des letzten Testspiels. Die Auslosung findet am Freitag statt. «Solange der definitive Gegner nicht bekannt ist, machen wir uns keine allzu grossen Gedanken», sagt Knutti, fügt jedoch an: «Aber natürlich freuen wir uns, wieder in der Quali für die Königsklasse dabei zu sein.» Im vergangenen Jahr scheiterten die Berner sowohl in der Qualifikation für die Champions League (gegen die AS Monaco) als auch in der Europa League (gegen Qarabağ Ağdam) jeweils klar. Dennoch hoffen die YB-Fans auf einen Exploit. Nicht zuletzt weil das Team bisher keine gravierende Abgänge zu verzeichnen und mit Michael Frey eine Berner Identifikationsfigur zurückgeholt hat. Dieser muss sich jedoch erst gegen Guillaume Hoarau und Alexander Gerndt durchsetzen. Die beiden Stürmer sind fit und haben in der Rückrunde überzeugt.

Auch die Goalieposition ist bei den Berner Young Boys gut besetzt. «Wir haben drei Top-Torhüter», bestätigt Stefan Knutti. Er lobt Marco Wölfli, der seit seiner Verletzung im Dezember 2013 hinter Jungtalent Yvon Mvogo nur noch zweite Wahl ist. «Er erfüllt seine neue Rolle einwandfrei und ist ein echter Teamplayer.» Den 22-jährigen Mvogo bezeichnet Knutti als einer der besten Torhüter in der Super League. Seine Paraden sind mittlerweile weit über die Schweiz hinaus bekannt. Würde YB seinen Abgang verkraften können? «Irgendwann wird Yvon gehen. Aber in diesem Fall hätten wir den an Winterthur ausgeliehenen David von Ballmoos, Wölfli und Dario Marzino und auch bei den U-Teams vielsprechende Goalies.»


Tickets gibt es an der Tageskasse oder im Vorverkauf: www.starticket.ch, bei der Fahrschule L-Richard in Biel und beim BGU in Grenchen.

 

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Stefan Knutti

26.10.1965, aufgewachsen in Bern
Beruf: Torhütertrainer
bei YB seit: 2014
vorherige Stationen als Torhütertrainer: 2007-12 FC Thun, 2012-13 FC Zürich
Stationen als Spieler: 1982-86 BSC YB, 1986-91 FC Zürich, 1991-94 FC Grenchen, 1994-98 FC Solothurn
Gründer der «Torwartschule Knutti», weitere Infos: www.torwartschule.ch

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Programm Uhrencup 2016

BSC Young Boys – Mönchengladbach    Mi 19.30
im Stadion Brühl in Grenchen
Mönchengladbach – Zürich     Fr 20.00
Galatasaray Istanbul – Zürich    So 16.00
BSC Young Boys – Galatasaray Istanbul    Di 19.30 alle in der Tissot Arena in Biel

Modus: Endet ein Spiel unentschieden, so wird der Sieger durch Elfmeterschiessen ermittelt.