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Schwimmen

Auf dem Sprung zur Elite

Das Intervilles-Meeting vom kommenden Wochenende wird für Nina Imboden ein Heim-Wettkampf. Die 15-jährige Spiezerin wechselte allerdings erst vor knapp eineinhalb Jahren zum Bieler Swim Team und trainiert oft auf sich allein gestellt – mit Erfolg.

Wenn sie nicht in Biel trainiert, schwimmt die 15-jährige Nina Imboden ihre Längen meist auf eigene Faust und ohne Aufsicht eines Trainers. Bild: zvg

Michael Lehmann

«Entschuldigung, dass ich mich erst jetzt melde. Ich war soeben im Krafttraining und gehe jetzt ins Schwimmbecken. Bin in rund drei Stunden wieder erreichbar.»

Die Whatsapp-Nachricht hat der Schreibende um 17.30 Uhr erhalten, seine Antwort einige Minuten später wird mit nur einem Häkchen versehen – das Handy von Nina Imboden hat also bereits keinen Empfang mehr.

Es ist nicht einfach, an das 15-jährige Talent des Bieler Swim Teams zu gelangen. Ist sie nicht in der Schule, dann trainiert Imboden. Wöchentlich sind es sechs Schwimmtrainings, dazu zwei bis drei «Sessions» im Kraftraum. Da die Schwimmerin das Sportgymnasium im Berner Neufeld besucht, hat sie jeweils halbtags Zeit, sich entweder der Schule oder eben dem Sport zu widmen.

Das ist auch nötig, wenn Nina Imboden ihr hochgestecktes Ziel erreichen will. «Ich wäre gerne mal bei Olympischen Spielen dabei», sagt sie. Die Sommerspiele in Tokio 2020 kommen für sie aber wohl noch etwas zu früh. Denn die junge Schwimmerin hat mit zuletzt starken Leistungen in den Disziplinen 100 und 200 Meter Rücken zwar bewiesen, dass sie über die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Schwimmkarriere verfügt, der Durchbruch in Form der Aufnahme ins Nationalkader ist ihr aber noch nicht gelungen.

Dies ist eins der Ziele Imbodens für die aktuelle Saison. «Das dürfte möglich sein», meint ihr Entdecker Kevin Bachmann. Beim internationalen Wettkampf «CIG Challenge» in Genf am vergangenen Wochenende blieb Imboden über die 100 Meter Rücken nur eine Sekunde über der vom Verband vorgegebenen Kaderlimite. Was ihre Olympia-Träume angeht, äussert sich Bachmann vorsichtiger. «Ob ihr das gelingt, ist momentan kaum vorherzusagen. Es kommt ganz darauf an, wie sie sich in den nächsten Jahren entwickelt.»

Nachfolgecoach überzeugte nicht
Kevin Bachmann ist nicht nur Nina Imbodens Entdecker, sondern auch der Grund, warum die Spiezerin vom Berner Oberland zum Bieler Swim Team wechselte.

Doch der Reihe nach: Als Nina Imboden als Erstklässlerin das Schulschwimmen besuchte, war Bachmann der Leiter des Kurses. Ihm fiel sofort auf, «wie gut sie auf dem Wasser lag». Auch den Beinschlag beherrschte sie bereits nach wenigen Übungsminuten. Bachmann kontaktierte Imbodens Eltern und lud Nina zu einem Schnuppertraining im Schwimmteam ein. Prompt fühlte sie sich wohl. «Ich war schon immer gern im Wasser», erklärt sie. Fortan trainierte Imboden sowohl im Leichtathletikverein, wo sie ihre erste sportlichen Ausbildungen genoss sowie im Schwimmklub. Erst vor gut einem Jahr einem Jahr entschied sich Imboden, nur noch aufs Schwimmen zu setzen.

Im August 2016 wechselte Bachmann die Stelle, er wurde Nachwuchstrainer beim Bieler Swim Team. Von der Nachfolgelösung bei den Berner Oberländern war Imboden wenig begeistert. Sie entschied sich, auf eigene Faust weiter zu trainieren. Bachmann überzeugte sie dann, einige Trainings in Biel zu besuchen, was die Athletin dann auch tat. Besonders ein Trainingslager hat es ihr angetan. Denn sie machte in diesen Tagen, wie sie sagt, «so viele Fortschritte wie noch nie».

Nun trainiert Imboden zweimal in der Woche mit dem Bieler Team unter der Trainerin Annelies Maas, die an den Olympischen Spielen 1980 in Moskau Bronze mit der niederländischen Staffel gewann. Öfter möchte sie zurzeit nicht nach Biel reisen, weil sie Hin- und Rückweg von Spiez nach Biel täglich 2,5 Stunden kosten. Die restlichen Trainings absolviert sie selbstständig – meist im Spiezer Bad. «Dort kenne ich die meisten der Angestellten. So gesehen bin ich fast nie allein», sagt Nina Imboden und lacht. Ein Umzug steht derzeit nicht zur Debatte; zu sehr gefällt es ihr am Südufer des Thunersees.

Zeit in Biel als Richtwert
Das Intervilles-Meeting vom kommenden Wochenende bezeichnet Imboden jedoch bereits als Heim-Meeting, an dem sie unbedingt eine gute Leistung zeigen möchte. Ihre dort geschwommene Zeit wird sie als Richtwert mit ins zweiwöchige Trainingslager auf Lanzarote nehmen. Dort ist das Ziel natürlich, sie am Ende des Lagers deutlich zu unterbieten.

Weiter hofft Imboden, sich für die in Helsinki stattfindende Junioren-Europameisterschaft Anfang Juli zu qualifizieren. Sollte ihr das gelingen, stünde die Tür zum Nationalkader wohl offen. Angeklopft hat sie schon mal.

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Wichtige Anlässe des Bieler Swim Teams 2018

Intervilles-Meeting, Samstag und Sonntag im Bieler Kongresshaus
5 km Schweizer Meisterschaft, 3. März in Tenero
Langbahn Schweizer Meisterschaft, 5. bis 8. April in Genf
Vereinsmeisterschaft mit dem Bieler Männerteam in der NLA, 14. und 15. April in Uster
Bieler Nachwuchswettkämpfe, 28. und 29. April im Bieler Kongresshaus
Sommer Schweizer Meisterschaft, 13. bis 15. Juli in Aarau
Nachwuchs Schweizer Meisterschaft, 19. bis 22. Juli in Romanshorn
Open Water Schweizer Meisterschaft, 25. August in Tenero