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Rollhockey

Aus der Isolation heraus zum nächsten historischen Erfolg

Der RHC Diessbach hat in der Champions League auch das Heimspiel gegen Coutras gewonnen und einen 3:1-Sieg gefeiert. Dabei hatte Corona eine Vorbereitung praktisch verunmöglicht.

Mit Vollgas zum zweiten Sieg: Diessbach-Captain Pascal Kissling (rechts) entwischt seinem Bewacher. Bild: Raphael Schäfer

Francisco Rodríguez

Zwei Wochen nach dem ersten Sieg eines Schweizer Rollhockeyklubs in der Champions League hat der RHC Diessbach erneut Sportgeschichte geschrieben. Den 6:4-Auswärtserfolg in Frankreich konnten die Diessbacher zuhause gegen Coutras mit 3:1 bestätigen. Zwischen diesen beiden europäischen Highlights eroberte sich das Team von Spielertrainer Carlos Silva in der heimischen Meisterschaft mit seinem 2:1-Sieg im Spitzenkampf gegen Uttigen die NLA-Tabellenführung zurück.

Dass dieser Höhenflug nicht erwartet werden konnte, verdeutlichte Silva bei seiner Spielanalyse. «Nachdem wir aus Coutras zurückgekehrt waren, mussten sich gleich fünf von uns in Isolation begeben.» Auch Silva hatte es erwischt. «Es war zwar niemand schlimm krank, allerdings konnten wir lange nicht zusammen trainieren und haben deshalb den Spielrhythmus verloren.» Am letzten Mittwoch vor dem nationalen Spitzenspiel gegen Uttigen traf man sich endlich. «Ich habe an diesem Tag erstmals wieder meine Rollschuhe angezogen.» Man habe dann das Beste aus der Situation gemacht und Uttigen tatsächlich bezwingen können, auch wenn das Niveau und die Intensität tiefer waren als üblich. Die drei Punkte gaben dem RHC Diessbach viel Moral, um am Samstag im Champions-League-Knüller über sich hinauszuwachsen.

 

Doppelpack in der ersten Halbzeit

Trotz eines eher verhaltenen Starts konnten die Gastgeber das 0:0 halten. Auch dank Routinier Silva im Tor, der diverse gute Chancen der zu diesem Zeitpunkt noch dominanten Franzosen zunichtemachen konnte. Der Cheftrainer nahm früh sein erstes Timeout. «Bis dahin hatten wir etwas zu viel Respekt gezeigt und im Angriff ein wenig Angst, den Ball zu halten.» Dies wurde in der Folge korrigiert. Ein erstes offensives Ausrufezeichen setzte Captain Pascal Kissling, dessen Freistossball aber nur an die Latte knallte. In Jubel brach die Rollhockeyhalle in Diessbach aus, nachdem der Spanier Alberto Garcia Coutras-Keeper Alan Audeline mit einem verdeckten Schuss erwischte. Keine zwei Minuten später erhöhte der Schweizer Nationalspieler Nino Wyss mit seinem gefühlvollen Heber ins Netz auf 2:0.

Coutras kehrte zwar noch vor der Pause mit dem Anschlusstreffer eines seiner drei Argentinier zurück. Doch der 18-jährige Yanic Dysli, der kürzlich sein erstes Aufgebot für das Schweizer A-Nationalteam erhalten hatte, stellte nach Wiederbeginn den alten Zweitorevorsprung wieder her. Die anschliessende Druckphase des Gegners überstanden die Seeländer ohne weiteren Gegentreffer. «Defensiv waren wir solide. Das war allerdings auch nötig, denn solche Spiele auf diesem hohen internationalen Niveau kann man ohne eine starke Defensive nicht gewinnen», meinte Silva, der mit seinen Kollegen und den Fans den Erfolg feierte. Während durch die Lautsprecher Patric Bertrands alter Erfolgshit «Ça plane pour moi» ertönte, stellten sich die Spieler nebeneinander vor das Publikum und vollführten mehrmals eine «Ola».

Sportchef Reto Wyss gratulierte der Mannschaft. «Es freut mich besonders, dass wir den letzten Auswärtssieg heute zuhause bestätigen konnten», sagte Wyss. «Wir waren schon vorher in der Champions League oder allgemein im Europacup nahe dran an einem Heimsieg gegen einen Grossen gewesen.» Die Erinnerungen an die überragende Leistung vor fünf Jahren bei der knappen 3:4-Heimniederlage gegen Benfica, eines der weltbesten Rollhockeyteams, seien immer noch omnipräsent. Dass nun mit dem 3:1-Sieg gegen Coutras der erste Heimerfolg im bedeutendsten Rollhockey-Klubwettbewerb realisiert worden sei, geniesse einen sehr hohen Stellenwert. Speziell wegen der alles andere als optimalen Vorbereitungen. «Da mussten unsere Spieler einfach durch und waren schliesslich auch bereit, als es darauf ankam.» Wyss sprach von einem wichtigen Lernprozess, von dem alle für die Zukunft nur profitieren können.

 

Im März zum Gruppenersten

Am 26. März treten die Diessbacher anlässlich der zweitletzten Spielrunde in Portugal beim Tabellenführer Valongo an. Silva will sich noch nicht mit dieser Partie beschäftigen. «Unsere grösste Herausforderung besteht jetzt darin, nach der Champions League den Schalter umzulegen und sofort wieder in den Meisterschaftsmodus zu kommen», so der Spielertrainer vor dem NLA-Spiel vom Freitagabend in Wimmis.

Stichwörter: Diessbach, Rollhockey, Sieg, Sport