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2. Liga regional

Azzurri schiesst sich die Last 
von der Seele

Der FC Azzurri sichert sich mit einem 6:1-Kantersieg gegen den FC Langnau den Ligaerhalt. Das Trainergespann bleibt an Bord, das Team soll aber ein anderes Gesicht erhalten.

Die Azzurri-Familie feiert den geglückten LIgaerhalt ausgiebig. Bild: Matthias Käser

Moritz Bill

Fabio De Riccardis steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Der Co-Trainer des FC Azzurri atmet einmal tief ein, schliesst die Augen für einen kurzen Moment und sagt: «C’est fait!»

Dank des Ligaerhalts, den die Italo-Bieler gestern Vormittag mit dem deutlichen 6:1-Sieg über den FC Langnau sicherstellen, fällt De Riccardis – und dem ganzen Verein – eine schwere Last von der Seele. Vor allem mental seien die letzten Wochen belastend gewesen, erzählt der Trainer. Im Zuge der zahlreichen Änderungen im Team (siehe dazu BT vom letzten Freitag), sah sich das Trainer-Duo mit viel Arbeit konfrontiert. Taktiken mussten vermittelt, die richtigen Positionen gefunden werden.

Der Aufwand zahlte sich aus. Trotz der Umstellungen trat Azzurri nun zum zweiten Mal in Folge im Abstiegskampf als Einheit und vor allem siegreich auf. De Riccardis sagt denn auch: «Diesen Erfolg haben wir alle zusammen geschafft. Es gibt nicht die erste, die zweite Mannschaft oder die A-Junioren. Wir sind einfach alle Azzurri.»

Das Trainer-Duo bleibt

Diese Solidarität ist auch dem Klubpräsidenten nicht entgangen. Joël Vuillaume sagt: «Auf dieser Basis wollen wir aufbauen. Man hat heute gesehen, dass wir in die 2. Liga gehören.» Dass die Blauen von der Champagne um den Ligaerhalt bangen mussten, war auch den Entscheiden der Vereinsführung geschuldet. Früh in der Saison hatte sie einen Trainerwechsel orchestriert, der in einen Exodus sondergleichen mündete und das Team in die untere Tabellenhälfte katapultierte (das BT berichtete).

Nun setzen die Verantwortlichen auch nächste Saison auf das Trainergespann De Riccardis/Romano. Wie sich das Kader zusammensetzen wird, ist hingegen noch offen. Bevor der Verbleib in der 2. Liga nicht bewerkstelligt war, hätten keine konkreten Gespräche geführt werden können, sagt Vuillaume.

Jedenfalls ist der Plan, nicht – wie nun im Abstiegskampf geschehen – auf erfahrene Spieler aus der zweiten Mannschaft zurückzugreifen. Die zweite Garde soll weiterhin eine «gute 3.-Liga-Mannschaft» stellen, wie der Präsident sagt. Sondern es sollen eigene Junioren ins Zweitliga-Team integriert und je nach Möglichkeit einzelne auswärtige Verstärkungsspieler verpflichtet werden. Mit rund 250 Junioren in den eigenen Reihen mache eine nachhaltige Strategie Sinn, so Vuillaume.

Mehr Zeit für anderes als Fussball

Eine von diesen aktuellen Aushilfen aus der zweiten Mannschaft ist Dominque Schwab. Er steht exemplarisch für eine Problematik, mit der viele Amateurklubs zu kämpfen haben. Der Innenverteidiger demonstrierte gestern nicht bloss mit seinem sehenswerten Fallrückzieher zum 6:1 seine Qualitäten, sondern fiel auch auf Zweitliga-Niveau allgemein nicht ab. Er fühlt sich aber viel mehr in der 3. Liga daheim, wo der Aufwand geringer ist. «Neben Beruf und Familie kann ich nicht noch so viele Trainings absolvieren, wie sie in der 2. Liga nötig sind», sagt Schwab. Der heute 31-Jährige hatte nach der Geburt seiner Kinder eine zweijährige Fussballpause eingelegt. Diesen Schritt wählen andere unter ähnlichen Voraussetzungen in diesem Alter ebenfalls und hinterlassen in den Mannschaften eben Lücken.

Kampf gegen Technik

Auch Schwab ist nach dem Schlusspfiff die Erleichterung anzusehen. Er erzählt, dass vor dem Match viel Druck auf der Mannschaft gelastet habe, nachdem die Strichkonkurrenten am Vortag überraschend zu Punkten gekommen waren (siehe Texte unten). «Wir mussten zuerst ins Spiel finden», so der Innenverteidiger. In der Tat agierte Langnau aufsässig und ging aus vielen Zweikämpfen als Sieger hervor. Doch technisch war Azzurri den Emmentalern überlegen. Spätestens nach dem 4:1 leisteten die Gäste dann kaum noch Gegenwehr, womit der Sieg der Italobieler zwar verdient, aber letztlich zu hoch ausfiel. Die Nerven von Trainer De Riccardis entspannten sich gleichwohl erst mit dem Schlusspfiff so richtig.

 

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Die Szene

Der Schiedsrichter hatte die Partie noch nicht einmal angepfiffen, da schauten die Spieler des FC Azzurri bereits etwas verdattert in Richtung ihrer Gegenspieler. Die Langnauer bildeten ein Rudel und begannen, sich gegenseitig hin und her zu schubsen. Als wäre diese Szene nicht schon aussergewöhnlich genug, stachelte der Gästetrainer seine Schützlinge lautstark zu noch stärkerem Körperkontakt an. Die Italo-Bieler waren also von allem Anfang an gewarnt, dass sie eine geballte Ladung an Emmentaler Kampfbereitschaft erwarten würde. Die Gastgeber nahmen dieses Duell nicht nur gut an, sondern scheuten sich auch nicht, selbst aufopfernd in die Zweikämpfe zu gehen. Was mit ein Grund war, weshalb Azzurri als Sieger aus dem Spiel ging und am Ende auch einen Kreis bildete. In diesem wurde allerdings gejubelt und nicht gepöbelt. bil

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