Sie sind hier

Abo

Fussball

Bei den jungen Leistungsteams steht 
die Ausbildung im Zentrum

Die Partnerschaften mit der Aktiengesellschaft von Neuenburg Xamax wurden neu aufgegleist. Für die ambitionierten Spieler ist der Weg in die höchsten Auswahlstufen der U21 und U18 lang und hart.

Kampf nach oben: Auch die U14-Akteure von Biel (in Rot) und Xamax müssen sich behaupten, um den nächsten Schritt zu machen. Bild: Yann Staffelbach

Beat Moning

Auf dem Fussballplatz der Tissot Arena ist ein interessantes Duell im Gange: Der FC Biel gegen Neuenburg Xamax. Es sind die U14-Jungs, die vor den Augen von Scouts und Schaulustigen ihr Bestes geben. Dabei geht es nicht um Meisterschaftspunkte, denn die nationale Saison der Leistungsteams, die aus regionalen Klubs zusammengestellt sind, ist bereits pandemiebedingt beendet worden. Trainingsspiele aber sind erlaubt. «Wir tun dies gegen Mannschaften innerhalb der Gruppe, um Aufschlüsse zu erhalten», sagt Trainer Thierry Crüll. Dennoch: Der Einsatz ist gross, denn Spieler und Teams sind ambitioniert. «Wir befinden uns in einer wichtigen Phase der Ausbildung. Es geht um den nächsten Schritt», so Crüll und verweist auch auf das Pflichtenheft von Swiss Olympic, dem Listenprogramm, in dem Ausbildung und Entwicklung im Mittelpunkt stehen müssen und kontrolliert werden.

 

Spieler wollen gewinnen,
auch wenn es um keine Punkte geht

Dass es nicht um Meisterschaftspunkte geht, hat auf die Leistung keinen Einfluss. Darf keinen Einfluss haben. Thierry Crüll weiss: «Die jungen Spieler kommen an diese Spiele, um zu gewinnen, wollen zeigen, was in ihnen steckt und letztlich wollen wir das Gelernte aus den Trainings umsetzen.» Sieben Chef-Coaches und rund ein Dutzend Assistenten kümmern sich um die sieben Leistungsteams mit rund 160 Spielern der FC Biel Academy. Die Trainer blieben auch im Shutdown nicht untätig und hatten die Aufgabe, die Spieler in der Lockdown-Phase und jetzt über den Winter mit virtuellen Trainings oder in Kleingruppen auf dem Platz bei Laune zu halten. «Wir haben es, so glaube ich, nicht schlecht gemacht, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Weil es in den Kantonen teils grosse Unterschiede gegeben hat, war es aber nicht ganz einfach», fährt Crüll fort. «Bei einigen Spielern haben wir nun nach sechs bis acht Wochen physische Mängel festgestellt. Das müssen wir aufholen.»

 

Partnerschaft mit Xamax AG 
neu aufgegleist

Kam hinzu, dass die ganze Struktur neu überdacht und geregelt werden musste (das BT berichtete). Dabei ging es nicht allein um die Bieler Academy, sondern um die Zusammenarbeit mit Bejune (Vereinigung Biel und Seeland, Berner Jura, Jura und Neuenburg) und letztlich mit Neuenburg Xamax als Zugpferd. Da strebte die neue Führung unter AG-Präsident Jeff Collet an, die U18 bis U21-Teams in die Xamax-AG zu integrieren. Dieses Vorhaben führte zu Verunsicherungen und stiess lange auf Widerstand (das BT berichtete). Bis ein gemeinsamer Nenner gefunden wurde, benötigte es einige Gespräche unter den Verantwortlichen. Es wurden Mentore und der Fussballverband eingeschaltet.

Seit rund zwei Wochen sind nun die Papiere unterschrieben. Die einst nach dem Xamax-Rekurs vor neun Jahren gegründete Fondation Gilbert Facchinetti wurde trotz noch laufendem Vertrag aufgelöst. Neben Collet gehören dem Management Board auch Alain Spinedi, Jacky Borruat und der Bieler Umberto Core an. Die Struktur (siehe Infobox) läuft nun über die Partnerschaft Bejune Foot Academy mit insgesamt sechs Untergruppierungen. 25 Jahre nach der Gründung der Nachwuchsschule in Biel durch Jean-Marc Hofstetter geht es also in die nächste Ära. «Ich denke, wir haben mit dieser Pyramide im Einzugsgebiet etwas Gutes auf die Beine gestellt, um mit den grossen Playern im Nachwuchs aus Bern, Basel, Zürich oder der Westschweiz mitzuhalten und den jungen Fussballern die nötigen Aufstiegsmöglichkeiten zu geben», sagt Core, der Leiter der FC Biel Academy. Die Organisation ist um einiges grösser als zuvor und muss sich nun entsprechend einspielen.

Zurück zu Biel gegen Xamax: Die U14-Jungs zeigten unter den Augen des Chef-Selektionärs der neuen Partnerschaft, Sébastien Lapaire, eine gute Partie und spielten 1:1 unentschieden. Zufrieden war dennoch niemand. Auch Trainer Crüll nicht: «Die Resultate sind mir in solchen Partien egal. Wir hatten zwei Ziele. Zum einen der Aufbau mit Spielverlagerung. Das klappte ganz ordentlich. Zum anderen das Defensivverhalten im Mittelfeld. Das war nicht gut, die Neuenburger hatten für ihre Konter zu viele Räume.»

 

Nach oben werden die Plätze 
immer rarer

Gute Ansätze also, um sich weiter zu entwickeln. Crüll sagt: «Ein Trainer kann nie zufrieden sein, ein Spieler auch nicht, wenn er weiter kommen will.» Rund 18 der 22 Spieler werden wohl die nächste Stufe erklimmen. In der Pyramide wird es nach oben aber immer enger. Am Ende schaffen es nur wenige in die U21 der ehemaligen Biel-Trainer Philippe Perret und Robert Lüthi. Eine Statistik über den Daumen hält fest: Von 1000 Junioren schafft es einer zum Profifussballer. «Wer es bei uns im Nachwuchsbereich nicht in die nächste Stufe schafft, der geht zum Stammvereinen zurück. Da möchten wir sie weiter beobachten», sagt Thierry Crüll. Mit gutem Grund. «In diesem Alter gibt es unterschiedliche, nicht zuletzt körperliche Entwicklungsstandards. Niemand soll da verloren gehen, wenn er erst später den Knopf öffnet.» Schliesslich geht es bei allem nur darum, die Spieler so zu fördern, dass sie Richtung Profi- oder Halbprofi-Fussball die richtige Basis mit auf den Weg bekommen.

Übrigens: Eine Bieler Mannschaft könnte in diesem Sommer noch von sich reden machen. Die U15 von Trainerin Veronica Maglia wird in Basel in der Schweizer-Cup-Finalrunde im Einsatz stehen. Der Cup wurde im Gegensatz zur Meisterschaft durchgeführt.