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Handball

«Bei der PSG Lyss kann ich langfristig etwas aufbauen»

In seinen neun Monaten als Lysser Cheftrainer hat Jozef Hantak mit dem 1.-Liga-Team nur sechs Ernstkämpfe bestritten. Der Saisonabbruch habe aber auch etwas Gutes, sagt der Slowake.

Geht mit gutem Beispiel voran: Lyss-Cheftrainer Jozef Hantak (Mitte) letztes Jahr im Testspiel gegen Biel./Copyright: Matthias Käser/Bieler Tagblatt

Interview: Francisco Rodríguez

Jozef Hantak, wie läuft das Training?
Jozef Hantak: Seit März können wir nun in einer ersten Phase mit unserem 1.-Liga-Team wieder draussen trainieren. Wir treffen uns am Montag und Donnerstagabend auf der Sportanlage im Grien und legen die physische Basis für das spätere Handballtraining. Dieses ist aktuell in der Halle nur mit den Junioren möglich. Ich leite diesbezüglich die U19-Trainings. Einige Talente habe ich auch in der ersten Mannschaft integriert, womit sie wöchentlich auf vier, fünf Einheiten kommen.

Im Unterschied zur 1. Liga ist bei den Junioren die Meisterschaft wieder aufgenommen worden.
Ich bin sehr froh darüber, denn für ihre Entwicklung ist es sehr wichtig, Spielfahrung zu sammeln und ein geregeltes Handballtraining zu absolvieren. Ich hoffe, dass wir dann auch bald mit dem Fanionteam wieder in der Halle sind. Immerhin können wir draussen in der Gruppe trainieren und müssen nicht mehr wie vorher individuelle Programme absolvieren. Das ist gut für die Motivation und fördert den Teamgeist.

Haben Sie Verständnis dafür, dass die Nationalliga B ihren Meisterschaftsbetrieb fortgesetzt hat, dagegen eine Liga tiefer die Meisterschaft definitiv abgebrochen worden ist?
Egal ob ich Verständnis habe oder nicht, ich kann es nicht beeinflussen und mache was möglich ist. Das Gute ist, dass wir bis zum Beginn der nächsten Meisterschaft im September viel Zeit für das Training haben. Wir wollen gut vorbereitet in die neue Saison gehen.

Fünf 1.-Liga-Spiele sowie eine Cup-Partie hat die erste Mannschaft ausgetragen und alle verloren, ehe im vergangenen Oktober Corona den Meisterschaftsbetrieb definitiv stoppte. Was sagen Sie zum Saisonstart?
In den ersten zwei, drei Spielen war die Leistung nicht gut. Das war aber auch keine Überraschung, denn nach den Abgängen diverser Leistungsträger waren die Jungen noch nicht so weit. Sie mussten erste Erfahrung sammeln, da letzte Saison hauptsächlich die gleichen sechs, sieben Stammspieler eingesetzt worden waren. Die verjüngte Mannschaft hat sich aber positiv entwickelt und in den letzten beiden Partien vor dem Abbruch gegen die starken Teams von Yverdon und Bern stark verbessert gezeigt.

Hätte die Substanz gereicht, um sich in der 1. Liga zu etablieren?
Ich war wirklich überzeugt davon, dass sich der Erfolg bald einstellen würde. Noch ein, zwei Spiele, und es hätte für den ersten Sieg gereicht. Wir waren auf gutem Weg, und dann kam der Abbruch. Schade. Aber letztlich erlaubt er uns, ohne Druck und mit mehr Zeit die Jungen behutsam an die höheren Aufgaben heranzuführen.

Im dritten Meisterschaftsspiel erlitten Sie einen Muskelfaserriss am Oberschenkel. Wie geht es Ihnen heute?
Ich kann das Training mit der Mannschaft normal mitmachen und voll belasten. Auch die Verletzung hatte letztlich etwas Gutes, denn ich hatte mehr Kapazitäten für meine Trainerarbeit. Wenn Du selber mitspielst, ist es nicht einfach, Dir einen guten Überblick zu verschaffen und jeden individuell zu betreuen. Da es meine erste Saison als Cheftrainer eines Aktivteams war, und erst noch als Spielertrainer, musste ich mich zunächst an die Aufgaben gewöhnen. Ich habe aber Lust, weiterhin selber zu spielen. Dank der Unterstützung meines Assistenten Christian Tschanz auf der Spielerbank funktioniert es.

Sie sind in Lyss 1.-Liga-Spielertrainer sowie U19-Cheftrainer und tagsüber in der Logistik des E-Bike-Unternehmens Stromer in Oberwangen arbeitstätig. Wie gehen Sie mit der Dreifachbelastung um?
Auch das war eine neue Situation für mich, denn zuvor war ich in Deutschland vollberuflicher Handballsportler. Es ist nicht ganz einfach. Ausser Freitags bin ich jeden Abend für die PSG tätig. Letztlich ist aber die Arbeit ein guter Ausgleich zum Handball und umgekehrt. Und am Wochenende habe ich viel Zeit für meine Frau und unsere Tochter.

Wie gefällt es Ihnen in Lyss?
Sehr gut. Die Stadt, die Region, der Klub, die ausgezeichnete Infrastruktur, alles passt. Ich spüre das Vertrauen des Vorstands und des ganzen Umfelds. Bei der PSG Lyss kann ich gut arbeiten und mit einem positiven Gefühl langfristig etwas aufbauen. Ich werde dabei von allen Seiten her sehr gut unterstützt.

Wie sehen Sie die Zukunft der PSG Lyss?
Das Durchschnittsalter der ersten Mannschaft beträgt aktuell 20,5 Jahre und von den U19 sowie den U17 rücken starke Talente nach. Ich sehe viel Potenzial für die Zukunft. Der Vorteil der Doppelfunktion als 1.-Liga- und U19-Trainer ist, dass ich alle Spieler gut kenne und für Durchlässigkeit zwischen den höchsten Junioren-Stufen und dem Fanionteam sorge. In dieser Hinsicht klappt auch die enge Zusammenarbeit mit U17-Trainer Daniel Strub sehr gut.

Wo gibt es neben dem Handballerischen noch speziell Potenzial?
Im mentalen Bereich, auch was die Konzentration betrifft. In den letzten Jahren haben sich viele Niederlagen angesammelt. Schritt für Schritt wollen wir die alte Siegermentalität wieder hinbringen. Die Jungen müssen lernen, dran zu bleiben und vermehrt Verantwortung zu übernehmen. Das fängt bereits in der Vorbereitung an.

Wie sind Sie mit den Leistungen ihrer U19 in der Meisterschaft zufrieden, die Anfang April wieder aufgenommen worden ist?
Als Trainer darf man nie vollends zufrieden sein. Nach einer Startniederlage gewannen wir gegen Biberist mit 14 Toren Unterschied, worauf ich die Mannschaft gelobt und ihr gesagt habe, ich sei zufrieden. Nur eine Woche später gegen Balsthal meinten einige wohl, der Erfolg komme von alleine. Erst nach meiner Intervention und in den letzten 20 Minuten wurde unser Spiel wieder gut, worauf doch noch ein sicherer Sieg resultierte. Es ist nicht immer richtig, wenn man offen sagt, man sei zufrieden. Aber für mich ist es allemal spannend zu sehen, wie die Jungen Fortschritte zeigen.

Steht schon das Kader der ersten Mannschaft für die nächste Saison?
90 Prozent in der Mannschaft haben bereits zugesagt. Wir werden ein, zwei weitere Talente aus den U19 im Fanionteam integrieren. Daneben gibt es Kontakte zu zwei auswärtigen Spielern. In Lyss setzen wir auf Kontinuität.

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Lysser Topskorer spielt für den HS Biel

Während die von Jozef Hantak trainierten Lysser U19-Junioren morgen auswärts im Derby Berns Team vom zweiten Tabellenplatz verdrängen können, müssen sich die Erstligisten für ihren Meisterschaftsbetrieb noch bis nächste Saison gedulden. Der Topskorer der 1.-Liga-Mannschaft kam nun gleichwohl zu Spielpraxis in Ernstkämpfen. Nicolas Weidmann hat beim HS Biel erste Erfahrungen in der Nationalliga B gesammelt und wurde von Biels Cheftrainer Benjamin Steiger sowohl vor zwei Wochen gegen Wädenswil/Horgen als auch am letzten Samstag in Gossau eingesetzt. Dabei erzielte der 22-jährige Rückraumspieler insgesamt vier Tore.

«Er besitzt gute Qualitäten», sagt Hantak über Weidmann, der mit einer Talentförderlizenz für den Rest der Saison an den HS Biel ausgeliehen worden ist. Der Lysser Trainer war von Steiger telefonisch angefragt worden. «Ich habe natürlich eingewilligt, weil es allen drei etwas bringt. Nicolas, der für seine Zukunft vom NLB-Niveau und von den Trainings in Biel nur profitieren kann, dem HS Biel, weil er sein enges Kader ergänzt und schliesslich der PSG Lyss, die ihn im Hinblick auf die nächste Meisterschaft gestärkt zurückerhält.» Weidmann trainiert daneben auch weiterhin unter Hantak in Lyss, wo sein Stammklub erste Priorität geniesst.

Nach seinen ersten NLB-Einsätzen muss der Lysser heute allerdings passen, weil er im Militär ist. Der HS Biel tritt um 19.30 Uhr in Stans an. Es wird die letzte Chance für die Bieler sein, im Kampf um den sechsten Finalrundenplatz noch ein Wörtchen mitzureden. Sollten sie Stans bezwingen, wäre man allerdings auch darauf angewiesen, dass Kreuzlingen am Mittwoch gegen Solothurn Punkte abgibt. Kreuzlingen ist am 16. Mai Biels letzter Gegner in der Qualifikation. fri


 

Stichwörter: Handball, PSG Lyss, 1. Liga, U19