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Orientierungslauf

«Beim Knockout-Sprint könnte es Überraschungen geben»

Morgen beginnt in Neuenburg die erste reine Sprint-EM. Einer der Trümpfe aus dem Schweizer Team ist die Brüggerin Simona Aebersold. Sie blickt dem neuen Format gespannt entgegen.

Simona Aebersold seht kurz vor ihrer zweiten EM-Teilnahme. Bild: z.V.g./Remo Schönenberger

Michael Lehmann

Heute Abend wird festgelegt, für wen die EM in Neuenburg bereits morgen beginnt. Je zwei Läuferinnen und Läufer werden in der Sprintstaffel versuchen, den Titel von 2018 zu bestätigen. Damals setzte sich die Schweiz mit Judith Wyder, Elena Roos, Martin Hubmann und Florian Howald deutlich vor Schweden und Norwegen durch. Hubmann und Roos dürften auch in diesem Jahr antreten; dieses Mal wahrscheinlich zusammen mit Simona Aebersold, die bei ihrem EM-Debüt vor drei Jahren in dieser Disziplin noch nicht berücksichtigt wurde.

Tatsächlich würde es sogar überraschen, wenn die 23-Jährige nicht aufgeboten würde. Dass sie sich in Topform befindet, hat die Brüggerin nicht nur bei den EM-Selektionsläufen gezeigt. Auch am vergangenen Wochenende bewies sie mit dem Schweizer Meistertitel im Sprint, dass sie für grosse Taten bereit ist. Im sogenannten Pool für die Staffel befindet sich neben Roos und Aebersold noch Paula Gross, bei den Männern können neben Hubmann auch Matthias Kyburz und Joey Hadorn auf einen Startplatz hoffen.

 

Ohne Publikum

Bei einer Nicht-Selektion ginge es für Simona Aebersold spätestens am Tag darauf los. Am Freitag steht die Qualifikation für den Knockout-Sprint auf dem Programm. Ein Wettkampf, der bisher im Rahmen des Weltcups ausgetragen wurde, noch nie an internationalen Titelkämpfen.

Auf Strecken, die nochmals kürzer sind als beim normalen Sprint, starten die Läuferinnen und Läufer in Gruppen. Wer am Schluss einen Top-Platz belegt, kommt eine Runde weiter. Nach dem Qualifikationslauf vom Freitag folgen am Samstag der Viertelfinal, Halbfinal und Final. «Es geht darum, im genau richtigen Moment Routen-Entscheidungen zu treffen. Und natürlich spielt die Physis eine wichtige Rolle bei drei Rennen in kurzer Folge», erklärt Simona Aebersold. «Es ist eine Disziplin, bei der es die eine oder andere Überraschung geben könnte.»

Der Knockout-Sprint ist zudem ein Wettkampf, der durch die direkten Duelle attraktiv für Zuschauer wäre. Doch diese wird es in Neuenburg bekanntlich nicht geben. Zwar werden die Athletinnen während der Rennen durch die Stadt an den einen oder anderen Passanten vorbeiziehen, der Zielraum muss wegen der Coronapandemie jedoch leer bleiben. Deshalb hat der Verband die Fans aufgerufen, Videos zu erstellen, die dann auf der Grossleinwand in der Arena abgespielt werden. Simona Aebersolds Heimklub hat sich dahingehend nicht lumpen lassen. Mehrere Mitglieder von «ol.biel.seeland» haben sich bereits beim Anfeuern der Brüggerin aufgenommen.

 

Ohne Grossbritannien

Die Pandemie wirkt sich auch auf die Startliste aus. An der EM in Neuenburg werden die Athletinnen aus Grossbritannien fehlen. Das Vereinigte Königreich hat Sportlern aus nicht-olympischen Disziplinen keine Reisefreigabe erteilt. Damit wird zum Beispiel Kristian Jones seine Bronzemedaille vom EM-Sprint 2018 nicht verteidigen können.

Dieser Einzelsprint findet als Abschluss am Sonntag statt. «Ich erwarte eine technisch anspruchsvolle Strecke», sagt Simona Aebersold. «Es gibt Steigungen, Treppen und die Schlossanlage mit mehreren Ebenen und Mauern.» Die Seeländerin kann zum Kreis der Favoritinnen gezählt werden – auch wenn sie selbst sagt, dass sie bereits mit einem Diplomrang sehr zufrieden wäre. «Seit Oktober 2019 habe ich praktisch keine internationalen Rennen mehr bestritten. Es ist also schwierig zu sagen, wo ich stehe.» Es würde jedoch verwundern, wenn die derzeit wohl stärkste Schweizerin nicht mindestens um die Medaillen mitrennen würde.

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