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Fussball

Besa gewinnt das Derby gegen Nidau viel zu knapp

Mit 4:3 entschied der FC Besa Biel das attraktive und spektakuläre Derby gegen das abwehrschwache Nidau zu seinen Gunsten. Er geriet zum Schluss gar noch ins Zittern.

Die Spieler des FC Besa Biel (in den roten Trikots) und des FC Nidau lieferten sich packende Duelle. Nico Kobel
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Peter Renatus

Nach dem doch eher monotonen Derby gegen Azzurri vor 14 Tagen war dieses  Rivalenspiel doch von ganz anderem Kaliber. Die Zuschauer kamen jedenfalls auf dem Kunstrasen der Tissot-Arena-Nebenterrains voll auf  ihre Kosten. Sieben zum Teil schön herausgespielte und ebenso vollendete  Tore, zügige und präzis geführte Konter sowie manch zusammenhängende  Spielzüge erfreuten das Fussballerherz. Bereits nach zwölf Minuten  eröffnete Besa den Torreigen. Der agile Humberto traf aus 18 Metern  flach in die Ecke. Ein Kopfball Küffers nach einer Freistossflanke  deutete dann an, dass Nidau keineswegs bereit war, das Spieldiktat kampflos dem Gegner zu überlassen. Und dann folgte eine Szene, welche im bisherigen Saisonverlauf des FC Besa immer wieder für Gegentore und  Rückschläge gesorgt hatten. Trainer Albertoz Murtaj bedauert: «Wir haben  ein sehr junges Team, welches bisweilen etwas zu verspielt agiert und sich durch leichtfertige Eigenfehler manchmal selbst um die Früchte seines Aufwands bringt.» In der Tat verlor man knapp nach der  Mittellinie leichtfertig den Ball, Nidau konterte energisch und Selimaj  schoss vom Sechzehnereck am regungslosen Hasanmetaj vorbei in die  weitere Ecke zum Ausgleich.


Küffers herrliche «Biccicletta»
Nur fünf Minuten später stellte aber Bakiu die Führung wieder her und doppelte fünf Minuten vor der Pause mit dem 3:1 nach. Fast bei jedem  Zuspiel in eine Schnittstelle, jeder Steilvorlage wurde Nidaus löchrige,  gedanklich und physisch langsame Abwehrkette rettungslos ausmanöveriert.  Dennoch: Nidau blieb chancenmässig vorläufig nichts schuldig. Nach einer weiten Flanke verkürzte der sträflich alleine gelassene Küffer mit einem prächtigen Scherenschlag auf 3:2 und zwei Minuten vor der Pause vergab  Selimaj durch Danebenschiessen gar den Ausgleich. So verlief die erste  Hälfte chancenmässig in etwa ausgeglichen.


Besas Solovorstellung
Nach der Pause erspielte sich Besa dann aber ein eklatantes Chancenplus.  Signer rettete herauslaufend vor dem alleine anstürmenden Mushkolaj  (49.) und Bakiu, welcher immer wieder mit Humberto gerissene Doppelpässe spielte, verfehlte das Ziel knapp (52.), ehe Karimi eine Freistossvorlage Humbertos per Kopf unbedrängt ins Netz zum 4:2  ablenkte. Damit aber nicht genug: Besa powerte weiter. Marzolf schlängelte sich wie durch Butter durch Nidaus Abwehr, scheiterte aber  am Goalie (72.), der vor zwei Wochen von Prishtina Bern gekommene und  sich dank seiner blendenden Technik bestens einführende Demiri (20) traf  nach einer Superkombination knapp daneben (74.), Bakiu sah einen herrlichen Hechtköpfler ebenfalls am Pfosten vorbei flitzen (78.) und  Yildirim hieb aus fünf Metern völlig freistehend über eine flache  Hereingabe (80.). So liess Troilos mit dem Knie erzieltes 4:3 acht  Minuten vor dem Abpfiff unnötiges Zittern in die Platzherren-Reihen  einkehren, welche aber schliesslich den hochverdienten Sieg doch über die Runden brachten.


Ärger hier – Genugtuung da
Ärgerte man sich auf Seiten Nidaus darüber, bereits zum dritten Mal in  dieser Saison trotz drei geschossener Tore keinen Dreier eingefahren zu  haben, durfte Besa-Trainer Albertoz Murtaj diesmal zufrieden Bilanz  ziehen. «Zwar betrieben wir auch heute für die vier Tore einen  Riesenaufwand, während Nidau seine drei Mouchen aus vier Schüssen  realisierte. Aber es war für uns enorm wichtig, nach drei sieglosen  Heimspielen endlich einen Ganzerfolg vor heimischem Publikum zu landen  und damit Selbstvertrauen für die Fortsetzung zu tanken.» Er sei  überzeugt, dass sein Team technisch-spielerisch wohl das beste der  Gruppe sei, es aber hie und da an Effizienz mangeln liesse. «Aber heute spielten wir diszipliniert und hielten die Positionen zuverlässig ein.  Einzig das Zittern zum Schluss hätten wir uns sparen können und sollen.»  Mit diesem Sieg nähert sich Besa bis auf drei Punkte dem 3. Rang,  während Nidau nur noch ebensoviele Zähler vor einem Abstiegsplatz liegt.



Die Szene
Es ist für einmal nicht eine matchentscheidende, zu einem Tor führende  oder für Emotionen sorgende, dafür typische Szene, die hier herausgepickt sei. Man schrieb die 65. Minute, Spielstand 4:2. Wieder rollt ein Besa-Konter Richtung Nidauer Tor. Ein Pass auf Stürmer Adem  Demiri im Strafraum. Dieser leitet den Ball mit einem ebenso  sehenswerten wie verwirrenden Absatztrick auf Humberto weiter und dieser  wiederum spielt nach einer Körpertäuschung Bakiu frei. Dessen Schuss  wehrt Goalie Signer mit einer Glanzparade ab und vereitelt damit der  Prachtskombination den krönenden Erfolg. Und wo blieben Nidaus Verteidiger? Sie standen verdutzt im Strafraum herum, meterweit von  ihren Gegnern entfernt und leisteten netten Begleitservice. Solche  spektakuläre Szenen gab es zur Freude der Zuschauer und wohl zum  Leidwesen von Nidau-Trainer Marc Bönzli immer wieder zu beobachten. prb