- Video
Peter Renatus
Nach dem doch eher monotonen Derby gegen Azzurri vor 14 Tagen war dieses Rivalenspiel doch von ganz anderem Kaliber. Die Zuschauer kamen jedenfalls auf dem Kunstrasen der Tissot-Arena-Nebenterrains voll auf ihre Kosten. Sieben zum Teil schön herausgespielte und ebenso vollendete Tore, zügige und präzis geführte Konter sowie manch zusammenhängende Spielzüge erfreuten das Fussballerherz. Bereits nach zwölf Minuten eröffnete Besa den Torreigen. Der agile Humberto traf aus 18 Metern flach in die Ecke. Ein Kopfball Küffers nach einer Freistossflanke deutete dann an, dass Nidau keineswegs bereit war, das Spieldiktat kampflos dem Gegner zu überlassen. Und dann folgte eine Szene, welche im bisherigen Saisonverlauf des FC Besa immer wieder für Gegentore und Rückschläge gesorgt hatten. Trainer Albertoz Murtaj bedauert: «Wir haben ein sehr junges Team, welches bisweilen etwas zu verspielt agiert und sich durch leichtfertige Eigenfehler manchmal selbst um die Früchte seines Aufwands bringt.» In der Tat verlor man knapp nach der Mittellinie leichtfertig den Ball, Nidau konterte energisch und Selimaj schoss vom Sechzehnereck am regungslosen Hasanmetaj vorbei in die weitere Ecke zum Ausgleich.
Küffers herrliche «Biccicletta»
Nur fünf Minuten später stellte aber Bakiu die Führung wieder her und doppelte fünf Minuten vor der Pause mit dem 3:1 nach. Fast bei jedem Zuspiel in eine Schnittstelle, jeder Steilvorlage wurde Nidaus löchrige, gedanklich und physisch langsame Abwehrkette rettungslos ausmanöveriert. Dennoch: Nidau blieb chancenmässig vorläufig nichts schuldig. Nach einer weiten Flanke verkürzte der sträflich alleine gelassene Küffer mit einem prächtigen Scherenschlag auf 3:2 und zwei Minuten vor der Pause vergab Selimaj durch Danebenschiessen gar den Ausgleich. So verlief die erste Hälfte chancenmässig in etwa ausgeglichen.
Besas Solovorstellung
Nach der Pause erspielte sich Besa dann aber ein eklatantes Chancenplus. Signer rettete herauslaufend vor dem alleine anstürmenden Mushkolaj (49.) und Bakiu, welcher immer wieder mit Humberto gerissene Doppelpässe spielte, verfehlte das Ziel knapp (52.), ehe Karimi eine Freistossvorlage Humbertos per Kopf unbedrängt ins Netz zum 4:2 ablenkte. Damit aber nicht genug: Besa powerte weiter. Marzolf schlängelte sich wie durch Butter durch Nidaus Abwehr, scheiterte aber am Goalie (72.), der vor zwei Wochen von Prishtina Bern gekommene und sich dank seiner blendenden Technik bestens einführende Demiri (20) traf nach einer Superkombination knapp daneben (74.), Bakiu sah einen herrlichen Hechtköpfler ebenfalls am Pfosten vorbei flitzen (78.) und Yildirim hieb aus fünf Metern völlig freistehend über eine flache Hereingabe (80.). So liess Troilos mit dem Knie erzieltes 4:3 acht Minuten vor dem Abpfiff unnötiges Zittern in die Platzherren-Reihen einkehren, welche aber schliesslich den hochverdienten Sieg doch über die Runden brachten.
Ärger hier – Genugtuung da
Ärgerte man sich auf Seiten Nidaus darüber, bereits zum dritten Mal in dieser Saison trotz drei geschossener Tore keinen Dreier eingefahren zu haben, durfte Besa-Trainer Albertoz Murtaj diesmal zufrieden Bilanz ziehen. «Zwar betrieben wir auch heute für die vier Tore einen Riesenaufwand, während Nidau seine drei Mouchen aus vier Schüssen realisierte. Aber es war für uns enorm wichtig, nach drei sieglosen Heimspielen endlich einen Ganzerfolg vor heimischem Publikum zu landen und damit Selbstvertrauen für die Fortsetzung zu tanken.» Er sei überzeugt, dass sein Team technisch-spielerisch wohl das beste der Gruppe sei, es aber hie und da an Effizienz mangeln liesse. «Aber heute spielten wir diszipliniert und hielten die Positionen zuverlässig ein. Einzig das Zittern zum Schluss hätten wir uns sparen können und sollen.» Mit diesem Sieg nähert sich Besa bis auf drei Punkte dem 3. Rang, während Nidau nur noch ebensoviele Zähler vor einem Abstiegsplatz liegt.
Die Szene
Es ist für einmal nicht eine matchentscheidende, zu einem Tor führende oder für Emotionen sorgende, dafür typische Szene, die hier herausgepickt sei. Man schrieb die 65. Minute, Spielstand 4:2. Wieder rollt ein Besa-Konter Richtung Nidauer Tor. Ein Pass auf Stürmer Adem Demiri im Strafraum. Dieser leitet den Ball mit einem ebenso sehenswerten wie verwirrenden Absatztrick auf Humberto weiter und dieser wiederum spielt nach einer Körpertäuschung Bakiu frei. Dessen Schuss wehrt Goalie Signer mit einer Glanzparade ab und vereitelt damit der Prachtskombination den krönenden Erfolg. Und wo blieben Nidaus Verteidiger? Sie standen verdutzt im Strafraum herum, meterweit von ihren Gegnern entfernt und leisteten netten Begleitservice. Solche spektakuläre Szenen gab es zur Freude der Zuschauer und wohl zum Leidwesen von Nidau-Trainer Marc Bönzli immer wieder zu beobachten. prb