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STANDPUNKT

Biel will gegen aussen eine Sportstadt sein, doch ist sie es auch im Innern?

Stadt der Kommunikation, Uhrenstadt, die gefährlichste Stadt der Schweiz,oder Seelandmetropole. Biel ist vieles – manchmal im positiven Sinne – manchmal auch nicht.

Marco Oppliger

Marco Oppliger

Neben alldem wollte Biel aber auch immer eines sein: Eine Sportstadt. Sicher, mit dem EHC Biel sitzt hier ein Klub von nationaler Ausstrahlung, jüngst sogar mit positiven Resultaten. Aber reicht das?

Rund 170 Vereine aus allen möglichen Sportarten nennen Biel ihre Heimat. Sie alle brauchen entsprechende Anlagen; doch genau hier beginnt in Biel die Problematik. Sonst fragen Sie mal bei den Schwimmern oder den Leichtathleten nach. Trotz früheren Bekenntnissen der Politiker fehlt es nach wie vor an einer 400-Meter-Tartanrundbahn. Wollen die Leichtathleten der Biel/Bienne Athletics professionell trainieren, müssen sie nach Lyss und Magglingen fahren. Das ist für die Sportler zwar keine Weltreise, für eine Stadt von der Grösse Biels allerdings ein Armutszeugnis. Ähnlich sieht es bei den Schwimmern aus, die sich schon lange ein 50-Meter-Becken wünschen – und wohl noch länger darauf warten können. Und dann wären da noch die Fussballer, die ebenfalls immer über zu wenig Plätze in der Stadt klagen. Nimmt man die aktuelle Sport-Infrastruktur der Stadt – inklusive Eisstadion und Gurzelen – als Beurteilungsgrundlage, so ist Biel sicher vieles, aber nicht unbedingt eine Sportstadt.

Es wäre nun aber unfair, den Blick nur zurück in die Vergangenheit oder auf die Gegenwart zu werfen. Im Gegenteil: Es lohnt sich, das Geschehen im Bözingenfeld genau zu verfolgen. Denn dort wagt Biel den Schritt in die Zukunft. Die Stades de Bienne, welche 2015 eröffnet werden sollen, verhelfen Biel zu ganz neuen Möglichkeiten. Sowohl der EHC als auch der FC spielen dann plötzlich in modernen Anlagen und können dank entsprechenden VIP-Tribünen und selbst betriebenem Catering zusätzliche Gelder generieren.

Natürlich können solche topmodernen Anlagen auch noch anderweitig genutzt werden – und Erich Fehr weiss das. Der Bieler Stadtpräsident, ein glühender Sportanhänger, tut derzeit alles dafür, Biel als sportfreundliche Stadt zu präsentieren. So wechseln mit dem Schulbeginn bereits die besten Nachwuchsfussballerinnen des Landes nach Biel, weil Fehr sich beim Fussballverband sehr um dieses Projekt bemüht hat. Aller Voraussicht nach wird auch der Curlingverband von Bern nach Biel wechseln. Und nun wollen die Bieler auch den Eishockeyverband respektive sein Ausbildungszentrum mit einer Junioren-Profimannschaft hierher holen. Für Stadtpräsident Fehr als alten EHC-ler wäre dies selbstverständlich eine Herzensangelegenheit. Und sollte dieser Plan aufgehen, dann würde kaum mehr jemand am Ruf Biels als Sportstadt zweifeln.

Doch Fehr reicht das nicht. Jüngst hat er mit seinem Team auch dafür gesorgt, dass die Beachvolleyball-EM 2016 höchstwahrscheinlich in Biel stattfinden wird. Und eben erst lockte das Eidgenössische Turnfest – das allerdings noch von Fehrs Vorgänger nach Biel gelotst wurde – Tausende Turner ins Seeland. Solche Anlässe wirken sich positiv auf den Ruf Biels als dynamische, aufgeschlossene und eben sportbegeisterte Stadt aus. Und letztlich färbt das auf den Stadtpräsidenten ab, auch das wird Erich Fehr ganz genau wissen.

Bei allen Bemühungen, Biel national als Sportstadt zu etablieren, darf aber eines nicht vergessen gehen: 170 Sportvereine tragen das Bieler Wappen in irgendeiner Form auf ihren Trikots. Für einige von ihnen hat die Stadt bereits viel getan, gerade bezüglich der Turnhallen ist Biel heute besser aufgestellt als noch vor wenigen Jahren. Doch andere Bereiche hinken da noch hinterher. Beachvolleyball-EM hin, Eishockey-Ausbildungszentrum her.

Kommentare

simba66

es wäre schön, wenn jetzt auch noch die Uhrenindustrie mit ihren Milliardenumsätzen und Millionengewinnen den Sportvereinen namentlich FC und EHC unter die Arme greifen würden. Diese beiden Vereine sind sicher eine gute Werbeplattform in der Schweiz.