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Wasserball

Bieler wollen wieder 
Oberwasser bekommen

Weil es an Spielern mangelt, nimmt das Swim Team Biel seit Jahren nicht mehr an Wettkämpfen im Wasserball teil. Nun zeichnet sich eine Renaissance des früheren NLB-Teams ab.

Die Bieler Wasserballer sind bereit, um wieder um Meisterschaftspunkte zu kämpfen. Bild: zvg

Sélim Biedermann/pl

Die Bieler Wasserball-Mannschaft ist aus den Meisterschaftstabellen verschwunden, aber untergegangen ist sie deshalb nicht. Heute wird das Amateur-Team von Coach Jean-Marc Villard betreut, dem Bruder des FC-Moutier-Trainers Alain Villard. Seit acht Jahren hat das Wort «Meisterschaft» keine Bedeutung mehr für die Wasserballer des Swim Team Biel. Dabei würden die Athleten so gerne wieder offizielle Wettkämpfe bestreiten. Die Mannschaft verschwand von der Bildfläche, nachdem sich das Klima unter dem damaligen Trainer verschlechtert hatte, was zum Weggang von Spielern führte. Dennoch bleiben die Seeländer Wasserratten wacker am Ball, trainieren immer noch mit Freude und hoffen auf bessere Zeiten. Woher kommt dieser ungebrochene Elan der einst Totgesagten? Immerhin gab es in Biel vor 15 Jahren zwei Männer- und eine Frauenmannschaft. Ein Team kämpfte sogar in der NLB. Jean-Marc Villard will dies nicht analysieren. Stattdessen bekräftigt er, unerschütterlich und immer wieder: «Wir freuen uns jedes Mal, wenn wir zusammen spielen dürfen.»

 

Die 2. Liga ist das Ziel

Der Bieler Coach, der die Mannschaft mit zwei Spielertrainern betreut, macht das Beste aus der Situation. Mit Blick in die Zukunft meint er: «Für mich persönlich wäre die Teilnahme an Wettkämpfen eine zusätzliche Motivation.» Er weiss um die Herausforderung und wird konkret: «Unser Ziel ist die Teilnahme an einer Meisterschaft im Rahmen der 2. Liga, die aus gemischten Teams besteht» (zur Seeländer Auswahl gehört eine Frau, Anm. d. Red.). Villard räumt ein, dass sich nicht alle Spieler für das Projekt erwärmen können, «aber die meisten Klubmitglieder stehen dahinter». Die Wasserball-Mannschaft zählt 14 Spielerinnen und Spieler. Der Altersdurchschnitt beträgt rund 30 Jahre. Am Training nehmen jeweils etwa zehn Mitglieder teil.

Dass immer wieder ein paar Sportler fehlen, hat nahe liegende Gründe: Die jüngsten müssen ihre Ausbildung bewältigen, andere sind beruflich eingespannt, oder sie nehmen familiäre Verpflichtungen wahr. «Das ist gar nicht so schlecht. Wenigstens funktioniert unser Team», meint Jean-Marc Villard. Er stellt eine erfreuliche Entwicklung fest, denn das Interesse für den Schwimmsport steigt wieder an: «Jedes Jahr werden es ein paar mehr», bestätigt der Coach. Derzeit reicht der Bestand noch nicht für die Teilnahme an Wettkämpfen, denn es fehlt ein Polster an Ersatzspielern. Die Matchaufstellung besteht aus sechs Feldspielern und einem Torwart. Trotzdem sieht sich der Seeländer Trainer nahe am Ziel: «Wir hoffen, dass sich noch zwei oder drei Spieler finden – auch zehn würden wir nehmen», meint er lachend.

 

Anfänger sind willkommen

Jean-Marc Villard, der ehemalige Fussballgoalie, spielt seit 2001 Wasserball beim Swim Team Biel. Mit zwei seiner heutigen Kameraden war er noch in der NLB unterwegs. Eine weitere Stütze der Mannschaft ist der Belgier Dominique Borgers. Der 53-jährige über zwei Meter grosse Athlet gehörte einst zur Elite seines Landes. Das soll aber niemanden davon abhalten, sich im Wasserball zu versuchen, so der Coach: «Jeder ist willkommen.» Villard möchte vor allem junge Männer und Frauen für seinen Sport begeistern: «Die Motivation muss jeder selbst mitbringen. Wer gut schwimmen kann, ist im Vorteil», denn im über zwei Meter tiefen Becken könne man nicht auf dem Boden stehen, wie manche glauben. Wasserball sei ein körperlich fordernder und vielseitiger Sport: «Wer das Ballspiel liebt, wird viel Freude erleben.»

Bis die nötige Mannschaftsstärke erreicht ist, geniessen die Wasserballer vom Swim Team Biel ihre gemeinsamen Trainingseinheiten. Höhepunkt des Jahres ist ein Freundschaftsturnier, das jeweils im Januar in Bern stattfindet – und dieses Jahr wegen der Pandemie ausfiel. «Dort kann jeder erleben, wie sich ein richtiger Match anfühlt», so der nimmermüde Enthusiast Jean-Marc Villard.