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Orientierungslaufen

China-Erlebnisse: Aebersold erzählt

Die Brüggerin Simona Aebersold ist vom Weltcup in China zurück und blickt auf erlebnisreiche Tage zurück. Die 21-Jährige zieht Bilanz und schaut voraus.

Simona Aebersold. Bildquelle: Keystone

Interview: Beat Moning
Simona Aebersold, welche sportliche Bilanz ziehen Sie aus den drei Weltcupauftritten in China?
Simona Aebersold: Mit meiner persönlichen Leistung bin ich insgesamt sehr zufrieden. Im Vorfeld war ich mir nicht sicher, ob ich es so spät in der Saison noch einmal schaffen würde, Bestleistungen abzurufen.

In der Mitteldistanz verpassten Sie das Podest knapp, danach resultierten im Teamwettbewerb ein Sieg und im Sprint-Einzel ein zweiter Rang.
Auf der Mitteldistanz hatte ich Mühe mit der Karte, die wirklich von schlechter Qualität war. Dann feierten wir gemeinsam den ersten Saisonsieg und so konnte ich gestärkt in den Einzelsprint.  In einem Stadtteil mit extrem verwinkelten Gassen fand dies statt und die Fehler hielten sich in Grenzen.

Wo lag der wesentliche Unterschied zu den bisherigen Erfahrungen an OL-Läufen in Europa?
Dieser lag nicht unbedingt in den Wettkämpfen selber, sondern eher bei allem Drum und Dran. Die ganze Umgebung, auch das Klima, war neu für mich. Ich musste mich zuerst an die tropische Luft und den Smog gewöhnen. Zudem wusste man jeweils relativ wenig, was dich erwarten wird.

Zum Beispiel?
Um an die Eröffnungs- und Abschlussfeier zu kommen, stiegen wir einfach mal in einen Bus und wussten nicht, wohin uns dieser bringen wird. Am letzten Abend wussten wir nicht, wann und wo wir das Nachtessen erhalten würden und ob es eine Party geben wird, die sonst traditionsgemäss zum Weltcupfinal gehört.

Ist China ein OL-Land?
Nein, definitiv nicht. In der letzten Zeit hat sich zwar der Orientierungslauf in China weiterentwickelt und mit diesem Weltcupfinal war nun erstmals ein Weltcuprennen in China. Jedoch liefen einige Dinge nicht so, wie sie hätten laufen sollen, wenn ich allein an die Kartenqualität denke. Ich bin mir nicht sicher, ob in den nächsten Jahren wieder ein Weltcup in China stattfinden wird.
Wie lief es sprachlich?
Via Übersetzungs-App ging es … Englisch sprechen nur sehr wenige Leute. Jedoch bekam jede Nation einen Volunteer zugeteilt, der Englisch sprechen konnte und uns unterstützte. Die Leute waren aber generell sehr freundlich und empfingen uns herzlich.

Da gab es mit der Verpflegung wohl mehr Probleme?
Ans Essen mussten wir uns tatsächlich erst gewöhnen. Es gab jeweils ein grosses Buffet mit vielen verschiedenen Arten von Fleisch, chinesischen Nudeln, Gemüse und Reis. Süsskartoffeln gehörten jeweils zu jeder Mahlzeit des Tages. Auch das Hotel war sehr schön. Am Anfang der Woche fanden wir jeweils fast nicht mehr in unser Zimmer zurück, da das Gebäude so gross und verwinkelt war. Da hätten wir als OL-Läufer eine Karte gebraucht …
Stehen nun Ferien an?
Nein, die Ferien müssen noch etwas warten. Mit dem Weltcup ist nun erst die internationale Saison abgeschlossen. Dieses Wochenende stehen noch zwei Schweizer Meisterschaften an und nächste Woche das grosse Finale aller individuellen Schweizer Meisterschaften. Danach gibt es zwei bis drei Wochen Trainingspause, während denen ich einfach mal nach Lust und Laune trainieren werde. Wegen den vielen Absenzen an der Uni gibt es leider keine Ferien weit weg, jedoch freue ich mich nach dem Abenteuer China darauf, nun endlich mal ein wenig zu Hause zu sein und Dinge zu erledigen, die schon lange anstehen.

Welche Schwerpunkte setzen Sie über die Wintermonate?
Ich werde sicher mehr Sprint trainieren als in den letzten Jahren und mich so optimal auf die Sprint-WM 2020 vorbereiten. Daneben wird sich aber nicht viel an meinem Training ändern. Während dem Wintertraining stehen aber Basistraining mit längeren Einheiten wie Langlaufen oder auch Dauerläufen auf dem Programm.

Die Höhepunkte 2020?
Der Schwerpunkt liegt sicher auf dem Sprint. Das geben die Nationaltrainer auch vor. Ich will vor allem auf der Strasse schneller werden, dazu braucht es ein paar Änderungen im Training. Daneben will ich aber sicher auch im Wald trainieren, um für die EM im Spätsommer bereit zu sein. Wie ich das Training aber genau ändern werde und ob ich den Umfang steigere, werde ich erst nach der Saisonpause entscheiden. Ich freue mich jedenfalls darauf, mich weiter zu verbessern und zu sehen, wohin mich dies hinbringen wird.

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