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Fussball

Cup-Traum für YB-Seeländerin geplatzt

Die 24-jährige Worbenerin Florijana Ismaili hat mit dem BSC Young Boys den Frauen-Cupfinal in Biel klar verloren. Der FC Zürich war bei seinem 5:0-Sieg eine Klasse für sich und speziell für das junge Berner Team deutlich zu stark.

Das 1:0 für die Zürcherinnen: Während FCZ-Captain Fabienne Humm (rechst im Vordergrund) unbedrängt einschiessen kann, haben YB-Captain Florijana Ismaili (links) und ihre Berner Kolleginnen das Nachsehen. Bild: Keystone

Francisco Rodríguez

Die Stadt Bern feiert ausgelassen die Meistertitel des SC Bern im Eishockey und des BSC Young Boys im Männerfussball. Die YB-Frauen hätten ihren Teil dazu beitragen können, das Frühlingsfest mit einem dritten Berner Titel perfekt zu machen. Im Unterschied zu den Männern dominiert aber nicht YB den nationalen Fussball bei den Frauen, sondern ganz klar der FC Zürich.

Was die Zürcherinnen im nun schon zum vierten Mal in der Tissot Arena ausgetragenen Frauen-Cupfinal zeigten, war grosse Klasse. Mit schnell vorgetragenen Angriffen über diverse Anspielstationen stellten sie die Bernerinnen ein ums andere Mal vor grosse Probleme. War der Ball weg, eroberten sich ihn die Offensivspielerinnen mit einem aufsässigen Pressing gegen die oftmals überforderten Gelb-Schwarzen gleich wieder zurück.

«Wir wollten diesen Sieg unbedingt und sind deshalb von der ersten Sekunde an mit einer grossen Überzeugung angetreten», sagte FCZ-Captain Fabienne Humm. Das Team sei nach der Meisterschaftsniederlage in Basel auf Wiedergutmachung aus gewesen und habe sich viel vorgenommen. «Wir haben gut trainiert und die Vorgaben richtig umgesetzt», so die ehemalige Nationalspielerin, die eine der auffälligsten Figuren auf dem gut gepflegten und ausgezeichnet bespielbaren Bieler Rasen war.

Zwei folgenschwere Fehler
Gut einstudiert waren unter anderem die Eckbälle, die jeweils gefährlich vor das YB-Tor getreten wurden. In der 18. Minute konnte nach einem Corner aus rechts der Ball von Aline Stöckli nur ungenügend per Kopf befreit werden, und die am entfernteren Pfosten freistehende Humm nahm das Ostergeschenk dankend an. Acht Minuten später vertändelte die YB-Abwehr den Ball vor dem eigenen Sechzehnmeterraum, worauf erneut Humm vom Schnitzer profitieren konnte.

«Gegen diese starke FCZ-Equipe, die ihre Chancen eiskalt ausgenutzt hat, waren wir spielerisch klar unterlegen», sagte YB-Captain Florijana Ismaili, deren Bedauern über die beiden unnötigen Gegentore gross war. «Damit haben wir den Anschluss verpasst und es auch nach der Pause nicht geschafft, mit einem wichtigen Tor ins Spiel zurückzufinden.» Chancen waren für YB nur sehr wenige vorhanden, doch es gab sie durchaus. So verpasste Mimoza Hamidi noch in der ersten Halbzeit mit ihrem satten Schuss das Tor nur knapp.
Als dann Naomi Mégroz noch vor Ablauf der Spielstunde einen schnellen Zürcher Konter zum 3:0 abschloss, war die Entscheidung gefallen. Die eingewechselte Coumba Sow sowie kurz darauf Lorena Baumann sorgten schliesslich für den deutlichen 5:0-Endstand. Der Sieg ging aufgrund der Zürcher Vorteile auch in dieser Höhe in Ordnung.

Faire Verliererinnen
Der Fairnessgedanke ist speziell im Frauenfussball gross, davon konnten sich die Zuschauer am Samstag wieder ein gutes Bild machen. Während bei den Männern nach einem verlorenen Final die umgehängten Silbermedaillen jeweils gleich wieder in der Hosentasche verschwinden, liessen sie praktisch alle YB-Spielerinnen hängen. Ismaili hatte sie sogar noch um ihren Hals, als sie in der Garderobe verschwand, obwohl sie sich Gold und den Pokal erhofft hatte und dementsprechend enttäuscht war. Lange blieb die Worbenerin zuvor auf dem Platz. Bei der Siegerehrung trommelte sie ihre Kolleginnen zusammen und bildete mit ihnen einen Spalier. Jede Zürcherin wurde einzeln beklatscht. Ismaili umarmte ihre Gegenspielerinnen und gratulierte ihnen zum Erfolg.

Ismaili würdigt FCZ-Erfolg
«Zürich hat es super gemacht und ist der verdiente Cupsieger», zeigte sich Ismaili als faire Verliererin. «Wir hatten zwar unseren Gameplan und wollten ihnen die Räume eng machen, aber gegen dieses klasse Team haben wir es einfach nicht geschafft. Vielleicht waren einige von uns auch zu nervös. Wir haben ein sehr junges Team, und für viele war dies der erste Cupfinal überhaupt.» Auch für Ismaili, die den letzten YB-Cupfinal 2011 noch von der Tribüne aus miterlebt hatte, nachdem sie damals als Walperswiler Nachwuchstalent erst ihre Sporen in der Hauptstadt abverdienen musste.

Reservistenrolle im Nationalteam
Inzwischen ist sie längst zur YB-Teamleaderin avanciert, hat daneben bereits 32 Mal für das Schweizer A-Nationalteam gespielt und träumt von Titeln und einer Auslandkarriere. Auf dem Weg nach oben muss die Seeländerin aber auch Rückschläge wegstecken. Die letzten beiden Länderspiele verfolgte sie nur von der Ersatzbank aus, in der NLA-Meisterschaft gab es für YB zuletzt fünf Niederlagen, und nun ist auch der Cup weg.  «Dieser Cupfinal war ein Höhepunkt, schade hat es nicht zum ganz grossen Erfolg gereicht», sagte Ismaili. «Wir können aber stolz sein auf unser Team. Dieses 0:5 tut zwar im Moment weh. Doch wir können die Erfahrung Cupfinal und das Positive daraus mitnehmen für die nächsten Spiele.» YB ist in der Meisterschaft nach seiner Niederlagenserie dringend auf Punkte angewiesen, um den Vorsprung auf den Strich über die Runden zu bringen. «Wir müssen mit mehr Zug aufs Tor agieren und den letzten Pass konsequenter und präziser spielen. Das hat heute gefehlt.»

Bern fest in Hand der Männerteams
Unabhängig der schmerzhaften Lektion gegen den Dominator im Schweizer Frauenfussball sprach Ismaili von einem tollen Erlebnis vor einer stimmungsvollen Kulisse. 1710 Fans, der Grossteil davon in gelbschwarzem Outfit, bevölkerten die Tribüne der Tissot Arena. Für die Seeländerin war es ein Heimauftritt in einem Stadion, das sie normalerweise von den Spielen mit dem Nationalteam her kennt. Anfang dieser Saison hatte sie mit den Bernerinnen auch das NLA-Eröffnungsspiel gegen Yverdon in Biel bestritten, das mit 3:0 gewonnen werden konnte. «Ein Final zu bestreiten, ist natürlich schon noch etwas Anderes», so Ismaili. «Es war genial, mit YB und als Captain dieses Teams hier zu spielen.» Eine Riesensache, der letztlich die Krönung gefehlt hat. Und so bleibt auch der Sportstadt Bern in diesem erfolgreichen Frühling neben den Meisterküren des SC Bern und der YB-Männer ein dritter Titel verwehrt.

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