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Schwingen

«Dann begannen wir, Tennis 
zu spielen»

Der 32-jährige Florian Gnägi will innerhalb von drei Monaten neun Kranz-Schwingfeste absolvieren. In der Coronapause entdeckte der Aarberger mit seiner Ehefrau den Tennissport.

Es geht wieder auf die Plätze: Erste Ernstkämpfe auch für Florian Gnägi nach dem letzten grossen Auftritt am Eidgenössischen in Zug im August 2019. Die Aufnahme stammt vom Emmentalischen im Mai 2019. Bild: Keystone

Interview: Beat Moning

Florian Gnägi, auf was freuen Sie sich im Hinblick auf die ersten Schwingfeste am meisten?
Florian Gnägi: Ganz einfach: dass es endlich wieder losgeht. Den letzten Formtest hatte ich im Februar 2020 beim Hallenschwinget in Büren. Letztmals ernst galt es am Eidgenössischen in Zug im August 2019. Das ist nun wirklich eine lange Pause gewesen.

Sie haben diese Pause auch genutzt, zum Beispiel, um zu heiraten?
Ja, das war auf dem Plan. Dann galt es, sich den Verhältnissen anzupassen. Ich war etwas mehr auf dem Rennvelo, fuhr einmal sogar um alle drei Seen. Da schmerzten danach die Beine. Fitnesstraining war ja immer irgendwie möglich. Aber ich sah mir auch etwas mehr Sport vor dem Fernseher an. Als dann beim Turnverein nichts mehr ging, meine Frau nicht mehr Unihockey und ich nicht mehr Eishockey spielen konnte, haben wir eine Alternative gesucht. Jetzt spielen wir zwischendurch in Aarberg Tennis.

Andere haben in der Coronapause Reitstunden genommen.
Aber nicht etwa Schwinger? Das wären dann arme Pferde.

Schwingen hat aber vorerst Priorität?
Ich gebe es gerne zu: Dass wir an einem schönen Sommersonntag auch mal was anderes machen konnten, als zu einem Schwingfest zu reisen, gefiel mir. Also, ich bin nach wie vor motiviert und habe Freude an diesem Sport.

Nie in ein Loch gefallen?
Ich hatte diesen Februar auch zwei, drei Wochen Motivationsprobleme, als irgendwie gar nichts mehr ging und kein Licht am Tunnel zu sehen war. Da machte es ja den Anschein, dass wir nach 2020 auch 2021 nicht schwingen könnten. Das war nicht einfach. Zum Glück ging es weiter. Zuvor war es sicher wichtig, dass wir zwischen Sommer und Herbst im letzten Jahr im Sägemehl trainieren konnten.

Sie gehören im Eidgenössischen Schwingerverband dem fünfköpfigen Athletenrat an. Hätte man im Nachhinein anders planen können?
Ich habe Verständnis für alle Entscheide, die der Verband treffen musste. Heute sage ich, dass es vielleicht ab Juli 2020 möglich gewesen wäre, zu schwingen. Aber auch da: Man musste für die Organisationskomitees bei dieser Ungewissheit Verständnis aufbringen, dass sie ihre Feste verschoben haben.

Und wer hätte sich gedacht, dass sich der Start der Kranzsaison nun in den Sommer 2021 verlegt.
Nein, das hat wohl niemand erwartet. Alle glaubten, in diesem Jahr herrsche dann schon wieder Normalität. Weit gefehlt.

Sie haben sich neun Kranz-Schwingfeste in drei Monaten vorgenommen. Ein happiges Programm.
Ich habe mal diesen Plan aufgestellt. Sicher werde ich auf den Körper hören und vielleicht mal ein Fest absagen müssen. Insgesamt nehme ich ja nicht an mehr Schwingfesten teil als sonst, aber halt in kürzerer Zeit.
Zudem ist die Vorbereitungszeit, gerade auch für die Über-20-Schwinger, relativ kurz.
Es ist wohl für alle die kürzeste Vorbereitungszeit. Die Teilnehmerzahlen unter 100 oder einmal knapp darüber an den bisherigen drei Kranzfesten stimmen mich etwas nachdenklich. Es scheint, dass sich viele Schwinger schwertun, in die Saison zu steigen. Ich habe auch schon gehört, dass einige auch in diesem Jahr nicht schwingen wollen. Das erhöht die Chance, dass man dann gar nicht mehr zurückkehrt. Das könnte also noch dauern, bis wir wieder einen Stand vor der Coronapandemie haben.

Wie haben Sie die Bereitschaft im Seeland wahrgenommen?
Letztlich ist jeder selber verantwortlich, dass er in dieser Kampfsportart fit bleibt und sich entsprechend vorbereitet. Ich kann es nicht mit letzter Sicherheit sagen, aber gerade bei unseren Zoom-Fitnesstrainings waren immer etwa die gleichen Schwinger dabei.

Ihre schwingerischen Höhepunkte? Das Bernisch-Kantonale und das Kilchberg-Schwinget?
Richtig. Am 3. Juli beginnt sozusagen die Vorbereitung auf diese Highlights, notabene vor Zuschauern. Aber ich will gerade jetzt noch nichts verschreien. Ich hatte vor rund zehn Tagen eine OP am Knie (beschädigte Meniskusteile entfernt, Knorpel geschliffen, die Red). Die dritte OP am gleichen Knie. So hoffe ich, beim Seeländischen dabei zu sein. Für Sonntag muss ich aber noch passen.
Info: Florian Gnägi hat 95 Kränze und neun Kranzfestsiege auf dem Konto. Gnägis Schwingfeste 2021: 3.7. See-ländisches, 11.7. Oberländisches Brünig. 18.7. Mittelländisches. 25.7. Brünig. 8.8. Bernisch-Kantonales Aarberg. 15.8. Schwägalp. 22.8. Emmentalisches. 5.9. Schwarzsee. 25.9. Kilchberg.

 

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Krautkuchen, Bözingenberg, Hohmatt, Täuffelen

Der Schwingklub Biel ist sich gewohnt, «irgendwo» im Seeland Schwingfeste auf die Beine zu stellen: Sei es schon Anfang der 40er Jahre mit dem Rangschwinget auf der St. Petersinsel, dem Seeländischen im alten Eisstadion oder auf dem Sportplatz Madretsch beim Schulhaus, das Bernisch-Kantonale 1941 auf der Gurzelen, das Eidgenössische 1969 im Bözingenfeld. Eine Konstante hatte das Bözingenberg-Schwinget. Allerdings nach Differenzen mit dem Pächter in den 60er Jahren für ein paar Jahre auf die Hohmatt verlegt. Vor 1952 wurde das Klubschwinget auf dem Krautkuchen bei der Magglingen-Bahn abgehalten. Und nun findet das Bözingenberg-Schwingfest zwischen Oberstufenzentrum und Spotplatz Rüti in Täuffelen statt.

Dabei waren die Pläne ursprünglich ganz anders: am 21. August hätte es auf dem Bieler Hausberg stattfinden sollen. Als dann die Emmentaler ihr Verbandsfest auf dieses Datum verlegten, kam Ende April der Plan auf, im Mai einen Jungschwingertag zu organisieren. «Das war dann allerdings zeitlich etwas gar sportlich», erinnert sich Vizepräsident Florian Gnägi zurück. Man entschied sich, ein Aktiv-Schwinget am 24. Juli, direkt vor dem Brünig, auf die Beine zu stellen. Für jene Berner Schwinger, die nicht auf dem Brünig teilnehmen konnten. Schliesslich kam Täuffelen ins Spiel. Das dortige OK plante vorerst nur einen Jungschwingertag plus eine Kategorie U20, die speziell in der Corona-Zeit vom Verband aufgestellt worden ist. Vorerst noch ohne Aktive am Tag darauf.

Mit einer ersten Öffnung kam es zu diversen Szenarien: am Samstag, 26. Juni hielt man fest, am 27. Juni wollte Täuffelen das Seeländische als Pilotversuch des Kantons anmelden. Die Absage kam prompt und man entschied sich für ein Klubschwinget. «Da kamen wir ins Spiel und boten unsere Unterstützung an», so Gnägi. Das Seeländische wurde nämlich um eine Woche auf den 3. Juli verschoben, dies unter Obhut des Seeländischen Schwingerverbandes. Gnägi: «Dass Täuffelen einwilligte, machte aus sportlicher Sicht auch Sinn. Alle hatten ihren Anlass und ein Gedränge bei den Terminen konnte verhindert werden.» Bözingenberg-Schwinget 2021 in Täuffelen: Ende gut, alles gut. 2022 dann hoffentlich wieder auf dem Bözingenberg. bmb

Stichwörter: Schwingen, Interview