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Regionalfussball

Der Ruhm ist nicht gratis

Teaminterne Bussen sind in den Amateurklubs gang und gäbe. Wer Karten kassiert oder sich verspätet, muss zahlen. Und auch ein Auftritt in der Zeitung kostet.

Dieses Bild kostet: Timon Heuer (mitte) schuldet der Mannschaftskasse dafür zehn Franken. copyright: reto probst/bieler tagblatt
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von Moritz Bill

Wie die Bezeichnung schon sagt:Amateurmässig Fussball zu spielen, zahlt sich nicht aus. Im Gegenteil. Nicht nur gehen die Spieler in der Regel in den unteren Ligen für ihre Klubs gratis auf Torjagd, ihr Hobby kommt ihnen je nachdem sogar teuer zu stehen. Teamintern werden nämlich Bussenlisten geführt. Wenn ein Kicker regelmässig gegen die aufgestellten Regeln verstösst, kann ihn das Ende Saison gut und gerne einen Betrag von mehreren hundert Franken kosten.
«Auf diese Saison hin haben wir deshalb die Beträge etwas nach unten korrigiert», sagt Raphael Sallin, der beim FCNidau für den Bussenkatalog verantwortlich ist. Allein diese Aussage hätte den Aussenverteidiger letzte Saison noch einen Beitrag in die Mannschaftskasse gekostet. Denn wer in der Zeitung zitiert oder erwähnt wurde, kam auf die Bussenliste. Bei den Nidauern zahlt nun nur noch, wessen Bild gedruckt wird. 30 Franken sind dafür fällig. Der Ruhm, den ein Regionalfussballer durch den Auftritt in der Zeitung erlangt, ist nicht gratis.
Trotzdem hat sich Sallin noch nie darüber aufgeregt, wenn er in der Zeitung erschienen ist. «Wir sind alle froh, wenn über unser Team berichtet wird», erklärt er. Die Berichterstattung über den FCNidau, aber auch die Artikel der Konkurrenz, werden denn auch im Team-Chat auf Whatsapp jeweils heiss diskutiert.

«Dude of the month»
Der Bussenkatalog beschränkt sich aber bei Weitem nicht auf die Präsenz in der Presse. Nachdem Sallin letzten Samstag mit Gelb-Rot vom Platz geflogen ist, wurde er nicht nur vom Verband gebüsst (je nach Vergehen und Häufigkeit zwischen 20 bis 150 Franken), sondern musste er auch in die Teamkasse einzahlen. Eine «gerechtfertigte» Verwarnung (taktisches Foul)wird nicht gebüsst, Unsportlichkeiten dafür umso mehr. Für eine «dumme» Rote Karte sind mindestens 50 Franken fällig. Sallin nennt die Bestrafung treffend «das Peitschen-Prinzip, das die Disziplin fördern soll». Deshalb werden auch zu spätes Erscheinen im Training oder am Matchtag sanktioniert.
Daneben dienen die Bussenkataloge aber auch dem Spass. Bei manchen Teams werden beispielsweise Bagatellen wie das Vergessen des Shampoos oder das Liegenlassen der Socken verrechnet. Der FCNidau zelebriert zudem den «Dude of the month». Dieser Titel – und das zugehörige Shirt – erhält, wer in irgendeiner Weise auffällt. «Das kann auch im Ausgang sein», präzisiert Sallin.

Wer furzt, zahlt
Dass der Fantasie beim Aufstellen der Bussenliste keine Grenzen gesetzt sind, beweist der FC Grünstern. So kostet ein Furz in der Kabine fünf Franken. Das Handyklingeln während einer Teamsitzung wird mit 20 Franken bestraft. Originell ist zudem die folgende Busse:Wer sich die ganze Saison keine Verfehlung leistet, zahlt dafür Ende Saison 20 Franken. Unbestraft kommt also keiner davon.
Gleich wie in Nidau haben aber auch die Ipsacher die Beträge heuer tiefer angesetzt. «Für manche Spieler wurde es ziemlich teuer», sagt Captain Timon Heuer, der für dieses Zitat «nur» noch fünf Franken in die Teamkasse legen muss. Bei Grünstern treibt Bussenchef Yannick Müller das Geld ein, damit Ende Saison mit dem gesammelten Betrag etwas gemeinsam unternommen werden kann. Die Ipsacher, wie auch die Nidauer, brauchen den Betrag jeweils für einen Teamausflug, das Trainingslager oder für Materialbeschaffung. Die Bussen jedes Einzelnen sind somit nicht weggeworfenes Geld. Je nach Disziplin profitieren die einen einfach mehr als die anderen.
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Besa empfängt Aarberg zum einzigen Derby
In der 2. Liga regional wird dieses Wochenende nur ein Derby ausgetragen. Dabei trifft am Sonntag mit Aarberg ein siegreich in die Saison gestartenes Team auf Besa, das zum Auftakt als Verlierer vom Platz musste. Ebenfalls sonntags empfängt Azzurri Courgenay. Bereits morgen müssen die restlichen Seeländer auswärts antreten. Lyss spielt in Franches-Montagnes, Nidau beim FCVicques und der FC Biel reist nach Courtételle.
Beim interreginoalen Zweitligisten FCGrünstern steht morgen das erste Heimspiel gegen den FCBern an. bil