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Eidgenössisches Schwingfest

Der Wettkampf hat längst begonnen

Schwingen Zwischen dem 26. und 28. August findet in Estavayer/Payerne das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest statt. Die in Kerzers wohnhafte Direktorin Isabelle Emmenegger hat nun definitiv eine volle Agenda.

Isabelle Estavayer: Copyright Berner Zeitung

Beat Moning
Isabelle Emmenegger liess das Jahr ruhig angehen. Ein paar Tage Ferien waren es über Neujahr, dann die ersten Sitzungen. Unzählige Anfragen über verfügbare Tickets. Ein stetiger Blick aufs iPhone: Ist es eine gute oder eine schlechte Nachricht? «Alle wollen ans Eidgenössische», sagt sie. Nur wenige Tickets der über 52 000 Plätze in der Schwingarena kommen in ein paar Wochen in den Vorverkauf. Es ist üblich, dass erst die Schwingklubs, Sponsoren, Gönner und Partner  «bedient» werden. «Selbstverständlich gegen Bezahlung», so Isabelle Emmenegger.
Sechs Jahre Baspo
Der Arbeitsaufwand erhöht sich nun aber für die Entlebucherin und Wahl-Freiburgerin mit Wohnort in Kerzers von Woche zu Woche. «Vieles ist aufgegleist, die verschiedenen Komitees sind an der Arbeit. Jetzt kommt der Feinschliff, die genauen Absprachen, Schnittstellen gilt es zu beleuchten. Über 200 Personen und drei Agenturen sind aktuell mit Planungsarbeit für das Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Estavayer beschäftigt. «Meine Agenda ist ziemlich voll und das wird so bleiben», sagt die seit 2012 im Amt stehende Juristin mit früherem Arbeitsort im Baspo Magglingen (2004 bis 2010). Danach war sie zwei Jahre für die Reorganisation des Kantonsgerichts Freiburg zuständig.
«Ich habe mich darauf eingestellt und ich freue mich auf dieses Fest», sagt sie lächelnd. Klar, sie müsse auch mal Nein sagen und Prioritäten setzen. Und sie befürchtet, dass sie nach doch einigen Besuchen an diversen Schwingfesten 2014 und 2015 in diesem Jahr etwas weniger Zeit findet, die Schwinger wettkampfmässig zu verfolgen.
Ein Berner ist drin
Am Bild der Schwinger gegenüber hat sich auch nach dem ersten Eindruck vor drei Jahren nichts geändert. «Es beeindruckt mich, wie professionell die Schwinger als Amateure ihren Sport ausüben.» Von dieser Leidenschaft, die sie als Hobby-Sportlerin (u. a. früher als Fussballerin von Gurmels und Radelfingen, heute als Langstreckenläuferin, nächste Herausforderung Marathon von Paris) ebenso auslebt, sei sie begeistert. Sie wagt eine Prognose: «Ich gehe davon aus, dass sicher ein Berner im Schlussgang sein wird. Wahrscheinlich gegen einen Innerschweizer. Es werden auf jeden Fall die zwei Besten sein.» Für die Freiburger hoffe sie auf mindestens einen Kranz. «Das würde zum Aufschwung beitragen. Es fehlen im Moment die grossen Aushängeschilder wie es andere Verbände und vor allem die Berner haben», bedauert sie.
Funktionieren wie ein VR
Das Augenmerk gelte bei ihr nun aber koordinativen und repräsentativen Aufgaben. Da wird sie von OK-Präsident Albert Bachmann unterstützt. «Wir ergänzen uns gut, funktionieren sozusagen als Tandem.» Isabelle Emmenegger vergleicht ihre Arbeit als Direktorin, die Anfang 2017 mit dem Schlussbericht beendet sein wird, wie in einem Grossunternehmen mit Verwaltungsrat und operativer Führung. «Ich bin verantwortlich für die Umsetzung und lege zusammen mit der strategischen Führung die Ziele fest. So etwa finden dauernd Gespräche und Sitzungen mit Sponsoren, Partnern, Verbandsmitgliedern, Behörden und OK Mitgliedern statt.» Konstruktiv und in einer positiven Stimmung werde gearbeitet. Auch mit den Schwingern, die ihre zum Teil anfängliche Skepsis abgelegt haben. Erstmals nämlich ist eine Frau als Direktorin eines Eidgenössischen Schwingfestes eingesetzt. «Ich habe mich entsprechend eingelebt. Schliesslich bin ich Sportlerin wie die Schwinger auch. Das erleichtert den Zugang.»
Sicherheit wichtiges Dossier
Sicherheit ist bei Isabelle Emmenegger ein Thema. Sie bringt die Erfahrungen als Mitglied der Projektorganisation Öffentliche Hand der Fussball-Europameisterschaft 2008 in der Schweiz und Österreich mit. Nach den Wetterkapriolen beim Eidgenössischen Turnfest in Biel wird man ebenso das Wetter im Auge behalten müssen. «Das hat uns gezeigt, dass die Verantwortlichkeiten im Vorfeld geklärt sein müssen. Es kann schnell etwas passieren. Es gilt, sich juristisch korrekt und somit auch finanziell abzusichern.»
Ängstlich müsse man nicht sein, aber Respekt sei wichtig, wenn sich mehrere Zehntausend Leute auf engstem Raum aufhalten. «Es braucht auch etwas Glück, das Wetter ist bestimmt mitentscheidend, ob ein Anlass zum Erfolg wird.»
Schwingen populärer machen
Das hat im ca. 25-Millionen-Budget («wir sind an der 4. Budget-Fassung») finanziell einerseits zu tun, aber auch damit, ob der Schwingsport in der Westschweiz noch vermehrt Fuss fassen wird. «Wir tun alles dafür, damit der Sport in der Bevölkerung populärer wird.» Denkbar, dass nicht nur die Deutschschweizer über zwei Tage live am Fernsehen das Schwingfest übertragen werden, sondern auch die Romands. Auch da ist Isabelle Emmenegger aktiv: «Wir sind sehr bemüht, dass dieses Fenster geöffnet wird.» Mit einer Eröffnungsfeier und diversen Aktivitäten und Events werden die Interessierten direkt angesprochen.
Auf die Kritik, dass der Schwingsport die Massen der Festtätigkeiten wegen anzieht, entgegnet Isabelle Emmenegger: «Die Popularität ist im Schwingsport enorm gestiegen. Das sehen wir bei unserer täglichen Arbeit. Deshalb können die Leute ohne Tickets den Schwingsport auf Grossbildschirm und somit vor vor Ort mit Live-Erlebnis sehen können. Am Abend bieten wir Unterhaltung in fünf Eventzelten für alle Altersgruppen an.»
Von den Gästen wird viel erwartet, es wird viel getan. Gegen 250000 Personen werden sich in diesen drei Tagen Ende August beim Militärflugplatz von Payerne herumtummeln. Isabelle Emmenegger kann es kaum erwarten. «Es wird immer konkreter. Die Wochen werden schnell vorübergehen. Bei dieser vollen Agenda sowieso.