Sie sind hier

Abo

Fussball

«Die Fans hätten mehr verdient»

François Affolter ist mit den San José Earthquakes in der amerikanischen Soccer League ausgeschieden. Zuletzt war der Nidauer Ersatz, insgesamt spielte er in sechs Partien.

François Affolter spielt nun in den USA Fussball. copyright: Keystone

Beat Moning

Gross war der Aufschrei, als François Affolter (unten kleines Bild) trotz Problemen in der Luzerner Innenverteidigung ausgemustert worden ist. Kurz nach Saisonbeginn der Super League dann die nächste Überraschung: Transfer zu den San José Earthquakes nach Kalifornien. «Ich wollte ins Ausland, Spanien wäre auch gut gewesen, Amerika passte mir eigentlich noch mehr», sagte er damals.

Nun ist die Saison für den Klub und somit für ihn zu Ende. In dieser Woche verlor San José gegen Vancouver gleich mit 0:5 (BT von gestern). Affolter musste sich die Partie von der Ersatzbank aus ansehen. Ein zuletzt vertrautes Bild: Er wurde nach der 1:4-Niederlage gegen Chicago vor vier Wochen ausgemustert. «Der routinierte Victor Bernardez hat sehr gute Leistungen gebracht und der Trainer hat sich entschieden, keine Änderung mehr vorzunehmen», so Affolter. Das Team holte dann die nötigen Punkte. Im Spiel gegen die Kanadier war dann allerdings nicht nur Bernardez überfordert.

François Affolters Enttäuschung hält sich nach den ersten Erfahrungen in einem neuen Land und einer neuen Liga in Grenzen. «Es lief mir lange Zeit gut, ich bin gesund und habe weiterhin grossen Spass, Fussball zu spielen. Auch hier muss man Entscheide der Coaches akzeptieren.» Es habe diesbezüglich Gespräche gegeben. «Die Trainer sind, wie in der Schweiz, offen für Kommunikation und Transparenz. Auch für die Motivation wird viel unternommen, damit die Spieler das Bestmögliche aus sich herausholen können.» Dabei seien die Ersatzspieler wirklich im Team integriert. «Das habe ich in diesem Sinn noch nie erlebt. Die Stimmung war immer gut.»

Nach diesen «Einführungswochen» wird sich der Nidauer nach einer Pause auf die neue Saison vorbereiten. «Ich weiss nun, was mich erwartet und kann mich besser darauf einstellen.» Er ist positiv überrascht worden, was das Niveau, aber auch das Spielermaterial anbetreffen. «Da gibt viele schnelle Stürmer, mehr als in der Schweiz. Als Verteidiger musst du sehr wachsam sein und 1:1-Situationen gut einschätzen. Aus diesem Grund muss ich noch härter werden und mehr Zweikämpfe gewinnen.»

Affolter machte sich im Vorfeld der Partie gegen Vancouver grosse Hoffnungen. «Es sollte dann nicht sein. Das war eine Partie, die ins Kapitel Unkonstanz geht. Wir haben zwar mit der Playoff-Teilnahme ein Ziel erreicht, aber konnten nicht darüber hinaus. Wir sind eine junge und hungrige Mannschaft, die sehr guten Fussball spielen kann. Aber eben, wir verschenkten immer wieder unnötige Punkte.» Taktisch liege bestimmt noch mehr drin. «Wir sind zwar vom Trainer gut darauf vorbereitet, aber die Spieler sind oft noch nicht soweit, einen taktischen Plan in die Tat umzusetzen, weil sie im Spielrausch drin oft schlicht nicht daran denken.» Er lobt dabei das Verhalten der eigenen Fans, die bedeutend zahlreicher in die  Stadien pilgern als in der SuperLeague (gegen 20 000 in San José meist ausverkauft). «Das Interesse ist gross und die Spiele sind von viel Shows begleitet. Die Stimmung im Stadion ist anders und für mich war es etwas ungewohnt, da nicht im grossen Stil gesungen und applaudiert wird. Die Fans kommen eher aus sich heraus, wenn einer einen Zweikampf gewinnt oder ein schönes Tor erzielt. Aber auch da, so macht es extrem Spass. Die Fans hätten zum Abschluss mehr verdient.» Der 26-Jährige hat in diesen zwei Monaten Amerika noch keinen Besuch erhalten. Nun kann er bald in die Schweiz zurückkehren und Freunde und Familie sehen. «Das war schon etwas ungewohnt. Da wir es aber unter uns so gut haben und ich mit meinem besten Teamkollegen Jahmir Hyka viel unternehmen konnte, etwa Ausflüge nach San Francisco, hielt sich das Fernweh in Grenzen.»

Stichwörter: François Affolter