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Ski alpin

Die guten Leistungen bestätigt

Amélie Klopfenstein hat gestern in Arosa an den Schweizer Meisterschaften im Riesenslalom den 6. Platz belegt. Die 18-jährige Neuenstädterin ist mit ihrem Saisonstart zufrieden.

Zufriedene Seeländerin: Amélie Klopfenstein hat in der neuen Saison auf Anhieb mit guten Leistungen überzeugen können./Bild: zvg/Dom Daher

Francisco Rodríguez

Nach den beiden Slaloms letzte Woche auf der Diavolezza bei St. Moritz ging es für Amélie Kopfenstein nach Arosa, um ihre starken Leistungen im Riesenslalom zu bestätigen. Vor dem Rennen setzte sie sich die Kopfhörer auf und lauschte konzentriert ihrem Lieblingssong «Another Love» des britischen Singer-Songwriters und Pianisten Tom Odell. «Es ist ein ruhiges Lied und hilft mir, mich voll auf den Start zu fokussieren», sagt Klopfenstein.

Im ersten Lauf fuhr sie auf der recht flachen und welligen Piste fast ein wenig zu verhalten. «Ich habe etwas Zeit liegen gelassen und mir vorgenommen, im zweiten Lauf mehr zu wagen und anzugreifen. Die Strategie war aber etwas zu risikofreudig, da ich meine Linie nicht optimal halten konnte.» Sie verlor einen Platz und wurde Sechste. Obwohl mehr dringelegen wäre, zeigte sich die selbstkritische Athletin zufrieden. Über den bisherigen Saisonverlauf darf die Seeländerin stolz sein. Letzte Woche holte sie zum Auftakt im Slalom ihren ersten Schweizer-Meister-Titel bei der Elite. «Das macht mich sehr glücklich und ist eine wichtige Etappe in meiner noch jungen Karriere. Man weiss am Anfang nie so recht, wo man im Vergleich mit der Konkurrenz steht. Und dann erhält man mit einem solchen Titel einen grossen Motivationsschub, der zudem für den weiteren Saisonverlauf etwas Druck von den Schultern nimmt.»

Viel Erfahrung sammeln

Was es bedeutet, Medaillen zu gewinnen, hatte Klopfenstein bereits Anfang Jahr an den Olympischen Jugendspielen in Lausanne erfahren, wo sie jeweils Gold im Super-G und im Riesenslalom sowie Bronze in der Kombination holte. Jetzt gehe es für das Mitglied des C-Kaders von Swiss Ski darum, sich an die Elite heranzutasten. «Ich will Erfahrung sammeln und konstanter werden, was mit dem Alter automatisch kommt. Auch physisch und von der Technik her habe ich noch viel zu lernen», so das Talent des Ski-Clubs Romand Biel.

Sie sei froh, im Kader aufgenommen worden zu sein und profitiere viel von den Trainings und dem Austausch mit den anderen. Zudem bedeute ihr neuer Status eine finanzielle Entlastung, denn Swiss Ski übernimmt viele Kosten.

In dieser Saison will Klopfenstein im Europacup in die Punkteränge fahren, wofür Top-30-Plätze nötig sind, und FIS-Punkte holen. Das genaue Programm bleibe wegen der Coronapandemie unsicher und man wisse nicht genau, wann, wo und ob überhaupt die verschobenen Rennen nachgeholt würden. Das erschwere die Planung sehr, man mache aber das Beste daraus.

Als Schülerin im Nationalen Leistungszentrum in Brigg – Klopfenstein hat das vierte Jahr in ihrer Wirtschaftsmaturität begonnen – profitiert sie von ausgezeichneten Ausbildungsstrukturen, die auf ihre Bedürfnisse als Leistungssportlerin abgestimmt sind. «Dank der grossen Flexibilität kann ich mir den Schulstoff selber einteilen und ihn später nach der Rückkehr aus den Rennen nachholen. Dies erlaubt es mir, den Aufwand für Spitzensport und Schule gut zu bewältigen», sagt Klopfenstein.

Die junge Skirennfahrerin verfolgt konzentriert ihre Ziele und leistet dabei ein beachtliches Pensum. In ihrem Trainings- und Wettkampfalltag lässt sie sich auch von Sportgrössen inspirieren, speziell von Roger Federer. «Ein Klasseathlet, der es geschafft hat, nach Rückschlägen zurückzukehren und wieder an die Spitze vorzustossen. Er besitzt eine unglaubliche mentale Stärke», sagt sie. Federer wurde an Wawrinkas Seite Olympiasieger. «Ein Olympiasieg ist auch mein Kindheitstraum», so Klopfenstein, die sich bei ihrer Aussage absolut bewusst ist, dass sie auf ihrer Karriereleiter noch ganz weit unten steht. «Ich muss mich auf die bevorstehenden Schritte konzentrieren, um zunächst mal das B-Kader anzustreben und dann das A-Kader.» Auch diese sind Fernziele, die sie nur mit hartem Training und erfolgreichen Rennen erreicht.

Gestern klassierten sich fünf Athletinnen vor ihr. Schweizer Meisterin im Riesenslalom wurde die Obwaldnerin Vivianne Härri. Die 21-jährige B-Kader-Fahrerin siegte in Arosa vor der Zürcherin Simone Wild und der St. Galler Rheintalerin Lorina Zelger. Härri überflügelte im zweiten Lauf die nach halbem Pensum führende Wild und sicherte sich mit fünf Hundertsteln Vorsprung ihren zweiten Schweizer Meistertitel bei der Elite. Klopfenstein, die letzte Woche im Slalom den Titel geholt hatte, verlor 2,42 Sekunden auf die Siegerin.

Heute erneut am Start

Heute steht nach den Titelkämpfen gleichenorts ein weiterer Riesenslalom auf dem Programm. Nächste Woche folgen dann noch in Davos die Schweizer Meisterschaften im Super-G sowie in der Kombination. Die 18-jährige Newcomerin geht davon aus, dass sie auch da am Start sein wird. Die technischen Disziplinen bleiben ihre liebsten. Vor allem der Riesenslalom, obwohl Klopfenstein ihren ersten grossen Erfolg bei der Elite auf dem Slalomkurs realisiert hat. Es wird wohl aber nicht allzu lange dauern, bis sie die Trophäensammlung um weitere Medaillen ergänzen darf.