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American Football

Die Jets werden neu geformt

Sie haben mehrere Leistungsträger verloren und die Vorbereitung war auch nicht ideal. Trotzdem freuen sich die Bienna Jets, dass am Sonntag das erste Meisterschaftsspiel seit fast 26 Monaten stattfindet.

Nach langer Pause stürmen die Bienna Jets am Sonntag wieder das Mettmoos. Bild: bt/a

Michael Lehmann

Harald Stadler war im Vorfeld einer neuen Saison definitiv schon zuversichtlicher. Zwar freut sich der Sportchef der Bienna Jets, dass am Sonntag auf dem Bieler Mettmoos «endlich wieder NLB-Football gespielt wird», der anstehende Meisterschaftsstart bereitet ihm aber auch Sorgen.

Am meisten zu denken gibt ihm die Kadergrösse. 28 Spieler sind es derzeit. «Um eine Saison einigermassen sorglos bestreiten zu können, wären aber etwa 35 Spieler nötig», erklärt Stadler. Der Mangel an Personal ist mit Abgängen und Rücktritten zu erklären. «Corona», so Stadler, «hat uns gleich in mehrfacher Hinsicht getroffen.» So gab es Spieler, denen durch die lange Pause die Lust auf den Sport vergangen ist, oder die ihr Heil bei einem anderen Klub suchten.

 

Unklarheit führte zu Missmut

Das letzte Meisterschaftsspiel haben die Jets am 22. Juni 2019 bestritten. Mit grossen Ambitionen startete das Team darauf in die Saison 2020, die wegen der Pandemie jedoch noch vor dem ersten Spiel abgesagt wurde. Seither war es für die Footballer schwierig, normal zu trainieren – die Auflagen des Bundes schränkten die Übungsformen ein, der im American Football so zentrale Körperkontakt konnte gar nicht trainiert werden. Die unsicheren Umstände veranlassten einige Spieler der etwas älteren Generation dazu, den Rücktritt zu geben. Dies betraf vor allem die langjährige «Perle» (Stadler) der Jets: die Offensive-Line. Die Spieler also, deren Aufgabe es ist, den Quarterback vor dem Gegner zu schützen.

Weil auch um die Saison 2021 lange Unklarheit herrschte, zog es zudem zwei Leistungsträger in die NLA, wo man eher davon ausgehen konnte, dass die Saison durchgeführt würde. Wide Receiver Christoph Hofer und Linebacker
Fabian Strahm wechselten zum grossen Nachbarn aus der Bundesstadt: den Bern Grizzlies. Ein Schicksal, mit dem die Jets allzu vertraut sind. In den letzten Jahren haben immer wieder Spieler den Klub verlassen, weil grössere Teams auf sie aufmerksam geworden sind. Spieler, die nicht selten bei Null begonnen hatten, und auf ein ansprechendes Niveau herangeführt wurden. «Ich mag es jedem gönnen», sagt Stadler. «Aber für uns war es natürlich bitter, zwei Leader wie Hofer und Strahm zu verlieren.»

Auch deshalb – um solche Spieler halten zu können – hatte man in den vergangenen Jahren immer wieder gehofft, in die NLA aufzusteigen. Ein Ziel, das in dieser Saison nicht verfolgt werden kann. Wegen der komplizierten Umstände gibt es in diesem Jahr keine Auf- und Absteiger. Allerdings hätten die Jets wohl auch sonst kaum den Aufstieg angestrebt. Zu gewichtig waren die Abgänge, zu dünn ist das Kader. Die entstandenen Lücken wurden bisher durch eigene Junioren gefüllt, die aber erst an das neue Niveau herangeführt werden müssen. In der NFL, der amerikanischen Profiliga, würde man von einem «Rebuild» sprechen: Das Team wird neu geformt.

 

Quarterback ist neu auch Trainer

Hauptverantwortlich für den Neuaufbau ist Taylor Palmer. Der US-Amerikaner kam vor drei Jahren erstmals zu den Bienna Jets und stand bisher als Quarterback im Einsatz. Nun hat er zusätzlich den Posten als Headcoach übernommen. Dies, nachdem der bisherige Trainer Stefan Werner aufgrund beruflicher Änderungen kürzertreten musste. Der Österreicher ist als Coach für die Defensive bei den Jets geblieben.

Die Vorbereitung lief jedoch auch nicht ideal. Erst seit Juni können die Jets wieder ohne Restriktionen trainieren. Weil die Saison statt wie gewohnt im Frühling nun von August bis Oktober dauert, kollidierte der Saisonaufbau mit den Sommerferien. Gerade im American Football wäre es jedoch wichtig, dass das Team mehr oder weniger komplett ist, um die verschiedenen Spielzüge einzustudieren.

«Die Situation ist, wie sie ist», gibt sich Stadler pragmatisch. «Wir sind sicher nicht das einzige NLB-Team, das seit Corona mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte.» Den Jets kommt es aber nicht ungelegen, dass die Liga in dieser Saison geschlossen bleibt.

 

NLB-Saison 2021

  • Acht Teams, zwei Gruppen

Gruppe West: Bienna Jets, Thun Tigers, Fribourg Cardinals, Geneva Whoppers.

Gruppe Ost: Argovia Pirates, Lugano Rebels, Luzern Lions, St. Gallen Bears.

  • Spielplan der Bienna Jets

So, 15.8. 15.00: Geneva Whoppers (h)

So, 22.8. 14.00: Thun Tigers (a)

So, 29.8. 14.00: Fribourg Cardinals (h)

Sa, 11.9. 15.00: Thun Tigers (h)

So, 19.9. 14.00: Fribourg Cardinals (a)

So, 26.9. 14.00: Geneva Whoppers (a)

  • Playoffs

9./10. Oktober: 1. Rang West vs. 4. Rang Ost, 2. Rang West vs. 3. Rang Ost,
1. Rang Ost vs. 4. Rang West, 2. Rang Ost vs. 3. Rang West.

16./17. Oktober: Halbfinals

23./24. Oktober: Final

leh

Info: h = helm, a = auswärts. Saison ohne Auf- und Absteiger.