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Die Küffer-Brüder teilen das gleiche Schicksal

Ben und Tobias Küffer haben sich beide vor Kurzem schwer am Knie verletzt. Nun bilden die beiden Brüder ein Reha-Team.

Gehen beide nun lange an Krücken: Tobias (links) und Ben Küffer. Bild: zvg

Es ist eine spezielle Schicksalsgemeinschaft, die Tobias und Ben Küffer bilden. Innerhalb von nur zwei Wochen rissen sich beide Brüder das Kreuzband, mittlerweile besuchen sie zusammen die Physiotherapie. «Dass wir da gemeinsam durch müssen, hilft uns sehr», sagt Tobias Küffer (27), Mittelfeldakteur des FC Biel. Sein älterer Bruder (29), Torjäger des FC Nidau, nickt zustimmend. Beide sitzen auf dem Sofa, beide haben das rechte Bein hochgelagert. Und beide sprechen trotz allem mit einer Prise Humor über die aussergewöhnliche Situation.

Als sie sich das erste Mal sahen, nachdem sich Ben exakt zwei Wochen nach Tobias das vordere Kreuzband gerissen hatte, mussten beide laut lachen. «Eigentlich hätten wir den Umständen entsprechend ja auch weinen können», bemerkt Tobias Küffer.

 

Beide stürzten auf Kunstrasen
Die Parallelen beider Verletzungen sind nicht nur der familiären Beziehung und der zeitlichen Nähe wegen frappant. Beide erlitten die Knieverletzung auf Kunstrasen. Tobias im Auswärtsspiel in Reinach, Ben im Auswärtsspiel gegen Besa. Gut möglich, dass die unnatürliche, härtere Unterlage zur Verletzung beigetragen hat. «Fussball auf Natur- oder Kunstrasen sind halt schon fast zwei verschiedene Sportarten», sagt Ben Küffer.

Auch zwischen den beiden Operationen lagen genau zwei Wochen. Beide führte Professor Roland Biedert durch. Der Seeländer Kniespezialist operierte schon unzählige Knie (zum Beispiel auch jenes von Roger Federer). Dass innerhalb von zwei Wochen zwei Brüder auf seinem Operationstisch liegen, hatte er aber noch nie erlebt.

So speziell die Situation auch ist; allzu fest hadern die beiden mit ihrem Schicksal nicht, beziehungsweise nicht mehr. Ben Küffer sagt: «Die Moral ist ein entscheidender Faktor während der Reha. Deshalb ist es wichtig, dass wir jetzt vorwärts schauen.» Nidaus Goalgetter weiss aber auch, dass diese Verletzung Folgeschäden nach sich ziehen, und im schlimmsten Fall sein Karriereende bedeuten könnte. Er hatte mehr Unglück im Unglück als sein Bruder. Beide Menisken sind gerissen, in der Regel wird bei einem Kreuzbandriss nur einer in Mitleidenschaft gezogen. «Ausser dem Innenband ist alles futsch», sagt Ben Küffer.

 

Der Jüngere ist der Vorreiter
Die aktuelle Saison ist für beide jedenfalls zu Ende. Für Tobias Küffer ist es nach seinen beiden Muskelfaserrissen bereits der dritte langwierige Ausfall, seit er beim FC Biel spielt. Zuvor hatte er – gleich wie sein Bruder – kaum mit Verletzungen zu kämpfen.

Umso mehr müssen sie sich an die neue Situation gewöhnen. Krankgeschrieben, haben sie ungewohnt viel Zeit, die beispielsweise mit Eishockey-Duellen auf der Playstation gefüllt wird. Ein Miteinander ist es dafür in der Physiotherapie bei Christian Meissgeier in Lengnau. In der ersten Sitzung habe es schon geholfen, dass er beim Bruder bereits Fortschritte erkennen konnte, erzählt Ben Küffer. Auch ansonsten hat der jüngere Küffer für einmal die Vorreiterrolle inne. «Ich kann mir bei ihm Tipps einholen, wie ich zum Beispiel das Bein halten muss. Das ist praktisch», so Ben Küffer.

Geholfen hätten auch die vielen Nachrichten, die die beiden erhalten haben. «Das baut dich auf», sagt Tobias Küffer, der im Spital unter anderen von Präsident Dietmar Faes besucht wurde. Bei Ben tauchte sogar das ganze Team im Spitalzimmer auf. Ein Kreuzbandriss ist eben nichts Alltägliches. Erst recht, wenn ihn zwei Brüder fast gleichzeitig erleiden. Moritz Bill