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Olympia-Tagebuch

Die Stunde der Randsportarten

An den Olympischen Spielen in Peking sind Sportarten wie Slopestyle-Snowboard hoch im Kurs.

Patric Schindler. psj

Patric Schindler

«Es freut mich, dass Sie über uns als Randsportart wieder berichten» – «bitte bezeichnen Sie uns nicht als Randsportart, das ist schlecht fürs Image»: Wenn ich über Randsportarten schreibe, halten sich die zwei Aussagen in etwa die Waage. Ich habe keine Mühe, von Randsportarten zu sprechen und darüber zu schreiben, denn wenn ich eine Disziplin so bezeichne, meine ich dies nie despektierlich. Im Gegenteil: Ich habe sehr grossen Respekt vor Sportlerinnen und Sportlern, die Grossartiges ausserhalb des Scheinwerferlichts leisten. Und für den Duden ist klar, was eine Randsportart ist: «Es handelt sich um eine Sportart, für die sich nur wenige Menschen interessieren.» An den Olympischen Spielen in Peking stelle ich einmal mehr fest, wie sehr ich Randsportarten mag. Allen voran Slopestyle-Snowboard fasziniert mich. Ein Slopestyle-Wettkampf besteht aus mehreren Sprüngen und Slide-Elementen. Darauf werden Tricks gezeigt. Im Slopestyle gibt es auch auf Skis olympische Medaillen zu gewinnen. Auch beim Big Air begeistern mich die Sprünge der Freeskifahrerinnen und ich bin gespannt auf die Disziplin Aerials, die auch Skiakrobatik genannt wird. Interessant ist, dass diese Sportarten alle auch zwischen Himmel und Erde ausgetragen werden. Im Gegensatz zu den Skispringern, ist aber bei den Freestylern und den Snowboarderinnen über dem Boden viel mehr los.

Gerade in solchen Sportarten, die wenig Medienpräsenz haben und die man nicht oft im Fernsehen sieht, ist es wichtig, neben dem Kommentator einen Experten zur Seite zu haben, der die Randsportart kompetent und unterhaltsam vermittelt. Der Bündner Gian Simmen, der 1998 in Nagano der erste Halfpipe-Olympiasieger im Snowboard wurde, überzeugt im Slopestyle-Wettkampf einmal mehr. Wenn Simmen im Schnellzugstempo bei einem Trick vom «Backside 1440 Triple Cork» oder «Gap to Frontside Boardslide» spricht, tönt das sehr gut und es sieht danach aus, dass da jemand auf Kurs ist, aber ich habe relativ wenig Ahnung, was er damit meint.

Ich freue mich schon jetzt darauf, wenn Gian Simmen die Snowboard-Wettkämpfe in der Halfpipe fürs Schweizer Fernsehen SRF kommentiert. Dann wird er allerdings über eine Sportart berichten, die viele Menschen interessiert. Denn würde ich jene Disziplin als Randsportart bezeichnen, würden mich wohl die Snowboarderinnen und Snowboarder mit chinesischem Kunstschnee einseifen.

 

Stichwörter: Olympische Spiele

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