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Schwingen

Ein Comeback ohne Stress

Fünf Monate nach der Schulter-Operation ist Schwingerkönig Christian Stucki ins Sägemehl-Training zurückgekehrt. Personalcoach und Athlet lassen sich aber Zeit.

Erster Leidtragender: Schwingerkönig Christian Stucki legt «seinen» Präsidenten und Technischen Leiter Christian Lanz auf den Rücken. Rechts schaut Silas Kyburz kritisch zu. Bild: zvg

Beat Moning

Der August 2021 bleibt für Schwingerkönig Christian Stucki bestimmt nicht in guter Erinnerung: am Bernisch-Kantonalen in Aarberg am 8. August verletzte er sich an der Schulter. Eine Woche später trat er trotzdem auf der Schwägalp an – mit Schmerzen. Nach weiteren Abklärungen gab er am 24. August bekannt, die Saison abzubrechen und sich einer Operation zu unterziehen (Abriss der Bizeps- und Schultersehne). Die ist am 30. August erfolgt. Im Berner Engeriedspital vom ehemaligen Handball-Nationalspieler Matthias Zumstein, der im November 2012 nach einem schweren Infekt das Knie von Abfahrtsgigant Beat Feuz vor der Versteifung gerettet.

Was folgte, war Leidenszeit Teil 2: Sechs Wochen in einer Armschlinge, Reha, Physio, trainieren, was möglich ist. Nach rund zwei Monaten griff der Lysser ins Aufbautraining ein. Behutsam, ohne Stress und Druck. «Im Januar kehre ich wohl wieder ins Sägemehl zurück», sagte er schon damals.

Am Montag war es nun in Lengnau soweit: In der neuen Schwinghalle seines Klubs SK Unteres Seeland griff Stucki an die Schwingerhosen der Kollegen. «Es war ein gutes Gefühl, mal wieder zu ziehen. Jetzt muss ich das Vertrauen in die operierte Schulter finden. Vor allem, wenn es dann wieder einmal zu Boden geht», sagte Stucki gestern. Und: «Ja, ich habe einen leichten Zug in der Schulter, denke aber, dass es eher muskulär ist.»

 

Start in Oberwil denkbar

Normalität muss also einkehren. Das wird seine Zeit benötigen. Für das Hallenschwinget in Büren am 26. Februar wird es nicht reichen. Schon eher zum Start der Kranzsaison im Mai. Noch hat Stucki seine Saisonplanung nicht bekannt gegeben. «Es ist das Ziel, auf den Mai hin bereit zu sein. Aber wenn es nicht geht, dann geht es dann halt nicht.» Mitte Mai findet das Seeländische Schwingfest in Oberwil statt. Höhepunkt bleibt das Eidgenössische drei Monate später in Pratteln. «Ich muss jetzt einfach nach und nach Fortschritte erzielen, im Fitnesstraining auch wieder nach und nach mit mehr Gewichten arbeiten», so Stucki.

Diesbezüglich setzt aber sein Personal- und Athletikcoach Tommy Herzog keinen Druck auf. «Chrigu hat von Natur aus eine Rohkraft. Klar muss man irgendeinmal mit etwas mehr Gewicht trainieren, doch das muss nicht heute und auch nicht morgen sein. Wichtig ist, dass er schmerzfrei trainieren kann.» Von seinem Schützling hat er einen guten Eindruck erhalten. «Es war für alle Sportler eine schwierige Zeit, für Stucki, der als Schwingerkönig in dieser Pandemie nicht alles nach Wunsch auch ausserhalb des Platzes machen konnte, noch mehr.» Er habe beim einen oder anderen Athleten in vielen Gesprächen an der Sinnfrage arbeiten müssen. «Es haben zwei, drei Athleten von mir aufgehört», weiss Herzog. Nicht so Christian Stucki. «Schwingen ist in seinem Blut und in seinem Herz.» Inzwischen sind die Ziele formuliert. «Chrigu ist wieder voll motiviert und fokussiert, ohne sich jetzt Druck aufzusetzen, zu einem bestimmten Zeitpunkt bereits wieder ernsthaft in die Hosen steigen zu müssen», spricht Herzog die aktuelle Situation an.

 

An der Mobilität arbeiten

Christian Stucki soll nun das Schwingtraining aufnehmen und weiter an seiner Fitness arbeiten. «Klar ist er nicht soweit wie sonst im Januar. Aber dieser Rückstand ist mit dieser Routine und diesem Wissen, wie sein Körper funktioniert, im Laufe des ersten halben Jahres wettzumachen.» Wichtig seien weitere Einheiten, um die Mobilität zu verbessern. Da haben die beiden ein Defizit festgestellt. Kein Wunder, erst fünf Monate nach der Operation. «Schritt für Schritt heisst unser Motto», so der Innerschweizer und ehemalige Bob-Fahrer. «Wichtig ist, dass er schmerzfrei bleibt. Im Moment muss es nicht das Maximum sein. In drei Monaten sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Ich jedenfalls bin zuversichtlich, was diese Bereitschaft anbetrifft. Er will es noch einmal wissen», hält Herzog abschliessend fest.

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