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Schachfestival

Ein grosses Turnier
 und ein grosses Ärgernis

Ab dem 24. Juli findet in Biel das 54. internationale Schachfestival statt. Die Namen um den Berner Grossmeister Noël Studer sind bekannt. Doch es gibt auch einen Wermutstropfen.

Symbolbild: bt/a

Beat Moning/sda

Wie 2020, als es einer der wenigen am Brett gespielten Weltklasse-Events war, findet das Grossmeisterturnier des Bieler Schachfestivals auch in diesem Jahr statt. Vom 24. Juli bis 4. August spielen im Kongresshaus acht Grossmeister aus acht verschiedenen Ländern. Das Turnier findet zum dritten Mal in Serie im Triathlon-Format statt mit sieben Partien mit klassischer Bedenkzeit sowie je einem vollrundigen Rapid- und Blitzturnier.

Der 2581 ELO aufweisende 24-jährige Berner Noël Studer bekommt es als Lokalmatador mit sieben attraktiven Gegnern zu tun. Sie weisen zwar allesamt mehr ELO-Punkten auf, liegen aber mit 10 bis 118 Punkten Differenz im Bereich des zweifachen Schweizer Meisters. Für Studer jedenfalls eine willkommene Prüfung im Hinblick auf die Elite-Europameisterschaften Ende August in Reykjavik. Im Vorjahr belegte er in einem ebenfalls hochkarätigen Feld den achten Rang.

 

15-jähriges Wunderkind

Angeführt wird die Grossmeister-Truppe von Kirill Alexejenko (RUS/2699 ELO/24 Jahre), Teilnehmer des WM-Kandidatenturniers 2020/21, vor Titelverteidiger Radoslaw Wojtaszek (POL/2691/34), Anton Korobow (UKR/2683/36), Boris Gelfand (ISR/2675/53) und Gata Kamsky (USA/2658/47).

Dann darf man auf zwei sehr junge Spieler gespannt sein: Das indische «Wunderkind» Rameshbabu Praggnanandhaa (2608/15) und Vincent Keymer (GER/2591/16). Der Inder gewann die Jugendweltmeisterschaften 2013 in der Altersklasse U8 (mit elf Punkten aus elf Partien) und 2015 in der Altersklasse U10. 2019 gewann er, im Alter von 14 Jahren, die Jugendweltmeisterschaft in der Altersklasse U18. Im Jahr 2016 wurde Praggnanandhaa als jüngstem Spieler in der Geschichte des Schachsports der Titel eines internationalen Meisters verliehen. Seine Schwester ist die zweimalige Jugendschachweltmeisterin Rameshbabu Vaishali (20).

OK-Präsident Peter Bohnenblust hofft nun, «dass mit den zunehmenden Reiseeinschränkungen die Teilnahme nicht verhindert wird. Das wäre schade.» Bereits 2020 mussten kurzfristig Änderungen vorgenommen werden. In welcher Form das Meisterturnier und das allgemeine Turnier durchgeführt werden, entscheiden die Bieler Organisatoren noch in dieser Woche. Abgesagt wurden hingegen wegen der Pandemie bereits die im Rahmen des Bieler Schachfestivals geplanten Schweizer Blitz-, Rapid- und Fischerschach-Meisterschaften.

 

Schach ist im Kanton nicht Sport

In einem Rundschreiben machte Peter Bohnenblust auf die finanzielle Ausrichtung des Kantons im Sport aufmerksam. «Wie den meisten bekannt ist, hat der Kanton Bern beziehungsweise der Regierungsrat entschieden, ab 2021 neu für Schach über den Sportfonds keine Lotteriegelder auszurichten», hält er dabei fest.

Verärgert darüber, dass der Schachsport im Kanton nicht mehr als Sport definiert wird. Die Begründung: Schach ist Denksport und Denksport ist neu nicht mehr bezugsberechtigt. Peter Bohnenblust startete in der Folge eine schriftliche Anfrage im Berner Grossen Rat. «Ich habe mit meiner Anfrage versucht, die Tür wieder aufzustossen, aber der Regierungsrat will nicht.» Wie weiter, fragt sich Bohnenblust und will diese Absage nicht auf sich sitzen lassen. Mit einem Vorstoss (Motion) kann der Regierungsrat allerdings nicht gezwungen werden, da Verordnungen in der abschliessenden Kompetenz des Regierungsrates sind.

 

Es geht vorab um den Breitensport

In den letzten fünf Jahren wurden in 44 Fällen insgesamt 67 000 Franken ausbezahlt. Darunter sind 32 Gesuche für Wettkämpfe. Das Schachfestival erhielt bis 2017 zwischen 5000 und 7000 Franken jährlich. Seither wird die traditionelle Bieler Veranstaltung von der kantonalen Standortförderung mit jeweils bis zu 30 000 Franken unterstützt, das ist rund ein Zehntel des Gesamtbudgets. Bohnenblust hält in seinem Rundschreiben fest: «Ich hoffe, dass diese Praxis mit dem Ausschluss von Schach durch eine ‹Neudefinition› des Sportbegriffs nicht in anderen Kantonen Schule macht. Dies wäre ein grosser Verlust für die Förderung des Schachsports, besonders im Breitensport.» Und weiter: «Das Schachfestival ist im Moment nicht betroffen, da wir in den letzten drei Jahren – und hoffentlich auch dieses Jahr – über die Standortförderung des Kantons Bern unterstützt werden.»

Für Bohnenblust angesichts der Herabstufung des Schachs aktuell nur ein schwacher Trost. Auch gibt er sich mit den Antworten von Irene Scheidegger von der Staatskanzlei des Kantons Bern nicht zufrieden. «Der Gedanke bei der Ausschüttung der Gelder soll sein, dass man das Aktive, die Bewegung fördern will.»

Der Schweizerische Schachbund ist übrigens schon seit geraumer Zeit Mitglied von Swiss Olympic und des IOC. Bei einem Budget von mehreren Millionen Franken wurden 2019 für Schachturniere, Jugendförderung und Material 10 000 Franken ausgeschüttet.

Stichwörter: Schachfestival, Sport, Biel, Turnier