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Olympischen Spiele

«Ein kleiner, aber wichtiger Schritt»

Nach einer Sitzung, die etwas länger dauerte als ursprünglich vorgesehen, hat Swiss Olympic gestern beschlossen, die Kandidatur von Sion für die Olympischen Winterspiele zu unterstützen.

Verkündeten gestern einen positiven Bescheid: Jean-Philippe Rochat (links) und Jürg Stahl.
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Michael Lehmann

Kommen die Olympischen Spiele nach 78 Jahren wieder zurück in die Schweiz? Gestern hat die Kandidatur «Sion 2026» den nächsten Schritt in Richtung Realisierung gemacht. Die Sitzung des Exekutivrats von Swiss Olympic dauerte zwar gut eine Stunde länger als ursprünglich vorgesehen war, die Abstimmung war jedoch unumstritten. Mit 12:1 Stimmen wurde die Lancierung einer Schweizer Kandidatur für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2026 gutgeheissen. Gar ohne Gegenstimme wurde zudem bestimmt, dass Swiss Olympic mit 8 Millionen Franken ein Drittel des Budgets für die internationale Kandidatur tragen soll.

Als neuer Präsident von Swiss Olympic (seit Januar, die Red.) habe er alle Beteiligten ausführlich anhören wollen, erklärt Präsident Jürg Stahl die Verspätung. Am meisten wurde diskutiert, ob die Kandidatur auch alle politischen Instanzen überstehen kann. «Wir müssen versuchen, die Begeisterung im Land zu wecken», erklärt der SVP-Nationalrat.

Nachhaltigkeit ist wichtig

Grundlage für den Entscheid waren zwei Berichte, in denen zum einen der Nutzen eine Kandidatur für die ganze Schweiz abgeschätzt und zum anderen die Bewerbung Sions genauer unter die Lupe genommen wurde. In beiden Fällen fiel das Urteil positiv aus.

Die Region sei in der Ausrichtung internationaler Grossveranstaltungen erprobt, steht in letzterem Bericht. Ausserdem verfüge das Projekt über Pioniercharakter. Nachdem zuletzt die Ausgaben für die Austragungsorte immer höher wurden, reagierte das IOC Ende 2014 mit einem Reformpapier. Ein wichtiger Punkt der sogenannten Agenda 2020: Es sollen mehr bestehende Infrastrukturen genutzt werden. Dies ist denn auch ein zentraler Punkt in der Bewerbung Sions. Nur zwei Wettkampfstätten würden neu gebaut: Eine Eisschnellaufhalle soll für 40 Millionen Franken in Aigle entstehen und in Kander-steg ist eine Grossschanze für28 Millionen Franken geplant. Dazu sind bei beiden Neubauten langfristige Nutzungsmöglichkeiten vorgesehen.

Die Schweiz habe mit dieser Bewerbung die Chance, Pionierarbeit zu leisten, erklärt Stahl. Frei nach dem Motto: Weg vom Gigantismus und zurück zu den «Spielen in den Bergen».

Das Wallis wird, wenn alles nach den Vorstellungen der Initiatoren zustande kommt, das Projekt nicht allein stemmen. Eingebunden sind der Kanton Freiburg sowie die bevölkerungsreicheren Kantone Bern und Waadtland. In diesem Konzept spielt auch die Stadt Biel eine Rolle. Hier würde das Eishockeyturnier der Frauen ausgetragen. Ausserdem besteht die Idee, in Magglingen eine Athletenunterkunft einzurichten. Die Wettkämpfe werden jedoch grösstenteils im Wallis stattfinden.

Wie vor 20 Jahren

Jean-Philippe Rochat, Präsident des Komitees Sion 2026, war gestern zufrieden: «Es ist ein kleiner, aber wichtiger Schritt», erklärt er. Noch existierten aber viele Hürden, die es zu überspringen gelte (siehe Infobox).

Als zentral bezeichnet er die Zustimmung aus dem Wallis. «Mit ihr steht und fällt die gesamte Kandidatur.» Würde hingegen einer der drei anderen Kantonen ausfallen, so könnte Alternativen für die dort geplanten Austragungen gesucht werden.

Angst vor einer Ablehnung aus dem Bergkanton hat Rochat jedoch nicht. Vor 20 Jahren wurde die Bewerbung für die Olympischen Spiele 2006 von 67 Prozent der Walliser Bevölkerung unterstützt. Als die Winterspiele dann nach Turin vergeben wurden, war die Bestürzung gross. Möglich, dass Sion mit etwas Verspätung doch noch olympisch wird.

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Die Schritte bis zum Standortentscheid

Am 11. April muss das Sportparlament von Swiss Olympic den Entscheid des Exekutivrats ratifizieren.

Sommer: Der Bundesrat fällt einen Grundsatzentscheid, ob er mit einer Botschaft über die Beiträge des Bundes an die Olympischen Winterspiele 2026 in Nationalrat und Ständerat gehen will.

Herbst: Der Bundesrat befindet über Inhalt und Form einerBundesunterstützung für Olympische Winterspiele 2026 in der Schweiz.

Herbst/Winter 2018: Nationalrat und Ständerat befinden über die Bundesbeiträge.

Sommer 2019: Die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bestimmen die Gastgeber Stadt der Olympischen Winterspiele 2026.

lsg