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Motorrad

Ein Weltmeister und sein Fan – fast wie Freude

Keine Schüchternheit, kein Abtasten: Weltmeister Dominique Aegerter erwies sich als ein sehr bodenständiger Sportler. BT-Superfan Beat Bongni fand jedenfalls rasch Zugang zum Superstar. In Indonesien treffen sich die beiden aber nicht.

Beat Bongni und Dominique Aegerter. Bild: Barbara Héritier

Bernhard Rentsch

Motorradprofi und Supersport-Weltmeister Dominique Aegerter rief, das BT war mit «seinem» Superfan Beat Bongni dabei. Der Lysser hatte sich auf den Aufruf der Sportredaktion gemeldet, Aegerter auf der Kartbahn in Lyss zu treffen. «Ich verfolge die Motorsportszene seit vielen Jahren interessiert. Wenn sich dann quasi vor der Haustür eine solche Chance bietet, muss man sie doch einfach nutzen», so Bongni zur Motivation für seine Bewerbung.

Erste persönliche Begegnung 

Das Zusammentreffen von Dominique Aegerter und Beat Bongni war denn auch sehr unkompliziert, fast freundschaftlich. Fast wähnte man sich am Wiedersehen von zwei langjährig Bekannten. Obwohl: «Dominique habe ich bisher noch nie persönlich getroffen.» Viel näher sei er im Rahmen eines Sponsoringengagements seines Arbeitgebers Swisscom bei Tom Lüthi gewesen: «Ich war bei verschiedenen Grosserfolgen von Lüthi live mit dabei, kenne auch sein persönliches Umfeld.» Dass in dessen Schatten ein junges Nachwuchstalent aus dem Oberaargau heranwachse, sei jedoch allen in der Szene bekannt gewesen. Trotzdem: «Dass man einem Weltmeister bei uns derart unkompliziert begegnen kann, freut mich.»

Wenn das Motorengeräusch fehlt

Der im Verkauf und Marketing tätige Beat Bongni, der bald vor der vorzeitigen Pension steht, verfolgte gespannt das Frage-Antwort-Spiel der anwesenden Vertreterinnen und Vertreter diverser Medien – und stellte in diesem Kreis gar selber Fragen. Mit Blick auf das Engagement von Dominique Aegerter in der Kategorie der Elektro-Motorräder, wollte Bongni wissen, was alle Motorenfans interessiert: Vermisst der Fahrer auf einem Elektrotöff nicht das von vielen geliebte Motorengeräusch? «Mit drei Jahren sass ich zum ersten Mal auf einem motorangetriebenen Fahrzeug, habe also quasi Benzin im Blut. Da ist es klar, dass mir Lärm und Motorvibrationen in der E-Klasse fehlen.» Allerdings sei das schon die Zukunft und die Maschinen kämen dem bisher Bekannten immer näher.

Wie Aegerter sich mental auf seine Einsätze vorbereite, war die zweite Frage von Beat Bongni an der frischgebackenen Weltmeister. «Ein spezielles Ritual habe ich nicht.» Und doch seien die Prozesse vor einem Einsatz immer gleich, dies schon nur mit Blick auf die Sicherheit: «Anhand von Daten und von Videobildern und dank meiner grossen Erfahrung kenne ich jeden Meter der Rennstrecken. Automatismen, in welchem Gang man welche Kurve wie durchfährt, sind verinnerlicht.» Dank Mentaltraining sei er dann auch in der Lage, situativ auf alle möglichen Ereignisse in einem Rennen zu reagieren. Was vor bis zu 100 000 Menschen manchmal nicht einfach sei.

Beat Bongni durfte sich auch gegenüber der Journalistin von Radio Canal 3 äussern. Spannend war sein Statement ins Mikrofon, weshalb ihn Motorradsport interessiere: «Es ist die Mischung aus Geschwindigkeit und Neigung, die mich fasziniert: Wie weit darf sich ein Fahrer auf seiner Maschine neigen, um schnell zu sein und die physikalischen Grenzen nicht zu überschreiten?» Selber habe er auf Rundkursen auch schon Bekanntschaft mit dem Boden gemacht – vor der Sturzgefahr habe er entsprechend grossen Respekt.

Lust auf mehr – das scheint die Bilanz des Treffens zu sein. Aegerter seinerseits freut sich, dass er ein Engagement für die nächste Saison im Sack hat (BT vom Mittwoch). Entsprechend locker könne er nun den Saisonabschluss am vom 19. bis 21. November beim GP von Indonesien Angriff nehmen. Dort möchte er seine Saisonbilanz von bisher 15 Podien in 16 Rennen (davon zehn Siege) krönen. Den Titel hat er bereits auf sicher, beim letzten Rennen geht es noch um den Sieg in der Teamwertung. Es folgt dann das persönliche Saisonabschlussfest mit seinen Fans am 3. und 4. Dezember in Schwarzenbach bei Huttwil. Da ist Aegerter am Freitag persönlich anwesend, bevor er am Samstag in Monaco die Weltmeisterehrung miterleben darf. Die Fans in der Schweiz sind via TV-Übertragung mit dabei. Bongni seinerseits prüfte sogleich die Agenda, ob vielleicht eine Reise nach Indonesien möglich sei. Und weil das nicht klappt, will er Aegerter im nächsten Jahre irgendwo live die Daumen drücken.

Sehr live freute sich der BT-Superfan über das abschliessende Schauspiel von Dominique Aegerter auf der Kartbahn: Inmitten von Fahrerinnen und Fahrer mit den «normal», sprich langsamer fahrenden Karts für Anfänger, drehte er seine Runden im hohen Tempo auf dem Rennkart. Mit einem «Affenzahn» wie Bongni begeistert feststellt - «eben mit Benzin im Blut.»