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2. Liga regional

Er grätschte, bis ihm die Mitspieler die Stollenschuhe verboten

Nach 24 Jahren im Verein führt Karim Bakari den SV Lyss seit dieser Saison als Captain aufs Feld. Der Verteidiger strahlt wie kaum ein anderer Leidenschaft aus – manchmal etwas gar viel.

Ballkünstler wie Vicky Dadem (links) haben es gegen Verteidiger wie Karim Bakari nicht einfach. Bild: Carole Lauener/A

Michael Lehmann

Es gibt Spieler mit dem «Zauberfuss». Filigrane Techniker, die den Ball mit dem Fuss «streicheln» und die Gegenspieler «austanzen». Und dann gibt es Spieler wie Karim Bakari. Er ist einer, der sich die Zauberfüsse vornimmt und sie nicht selten auf den harten Boden der Tatsachen zurückholt. «Ich war nie der Super-Fussballer», räumt der Abwehrspieler ein. «Doch was mir an Technik gefehlt hat, habe ich mit Kampf wettgemacht.» Das bekamen auch schon mal die Mitspieler zu spüren. Das berühmte Motto, wonach es im Abschlusstraining um die Plätze in der Stammelf geht, hat Bakari immer ernst genommen. So ernst, dass die Teamkollegen ihm irgendwann verboten, im Training Stollenschuhe zu tragen. Mittlerweile halte er sich etwas mehr zurück, versichert der Lysser.

Mit 6 Jahren hat der heute 30-Jährige zusammen mit Zwillingsbruder Jamal bei den F-Junioren begonnen. Von dort machte er Schritt für Schritt nach oben. Während andere von Auswahlen entdeckt wurden oder sogar Erfahrungen bei Spitzennachwuchsteams wie YB, Biel oder Xamax sammeln durften, absolvierte Bakari Stufe um Stufe im Lysser Nachwuchs. Seine ersten Einsätze als Aktiver machte er bei Partnerteam Azzurri Lyss. Dann, mit dem Abstieg des SV Lyss in die 2. Liga interregional, bekam er die Chance in der ersten Mannschaft. «Ich habe einfach immer versucht, mich dem Niveau anzupassen», erklärt Bakari. Erst spielte er als linker Aussenverteidiger, dann immer öfter im Abwehrzentrum.

Zwei Abstiege und ein Aufstieg

Sechs Jahre 2. Liga interregional, der freiwillige Abstieg in die 2. Liga regional, der Fall in die 3. Liga und schliesslich die Rückkehr in die 2. Liga regional: Das alles hat Karim Bakari mit dem SV Lyss erlebt. Nie hat es ihn gereizt, zu einem anderen Team zu wechseln. «Das liegt einerseits an der Verbundenheit zum Verein und zum Ort», sagt er. «Andererseits war ich gerade zu Beginn, als 17-Jähriger, natürlich verwöhnt beim SV Lyss.» Die erste Mannschaft hatte eine eigene Garderobe, in der die Spieler ihre Schuhe und Schoner deponieren konnten; und sie wurden damals auch noch entlöhnt. Mittlerweile hat der Klub in dieser Hinsicht eine andere Einstellung. Doch auch das hat Bakari nicht abgeschreckt. «Ich habe nie wegen des Geldes Fussball gespielt.»

Nun, nach 24 Jahren im Klub, ist Bakari zum Captain ernannt worden. Aussenstehende mögen denken, das sei aufgrund der Vereinstreue ein logischer Entscheid. Für Trainer David Meister war aber nicht das der Hauptgrund, weshalb er Bakari auf diese Saison hin mit der Armbinde ausstattete. «Für mich muss ein Captain nicht der beste oder erfahrenste Spieler des Teams sein. Mir ist es wichtiger, dass er eine natürliche Autorität ausstrahlt. Und über die verfügt Karim hundertprozentig. Er ist einer, der sich nie verstellt, nie etwas vorspielt. Er verkörpert Leidenschaft und Kampfbereitschaft.» Manchmal etwas gar viel, fügt der Trainer an. «Dann muss ich ihn ein wenig bremsen.»

Als Bakari das hört, lacht er. «Und ich muss jeweils David bremsen», hält er entgegen. Denn wer den Lyss-Trainer kennt, der weiss, dass auch er manchmal etwas gar viel Leidenschaft zeigt.

Er will keinen «Treuebonus»

Auf die Frage, wie lange er noch auf diesem Niveau spielen möchte, zögert der sonst so wortgewandte Spieler kurz. «Wenn ich merke, dass ich dem Team nicht mehr helfen kann, werde ich sicher nicht auf einen ‹Treuebonus› beharren. Schliesslich haben wir ja auch ein gutes Seniorenteam.»

Noch gefällt es ihm in der 2. Liga regional. Auch wenn die Hinrunde mit jeweils vier Siegen und Niederlagen (drei Unentschieden) und jeweils 20 erzielten und erhaltenen Toren «etwas durchzogen» verlief. Das Potenzial sei da, werde aber noch zu selten komplett abgerufen, sagt Bakari. Wie zuletzt gegen Kirchberg, als man zwei unterschiedliche Halbzeiten zeigte und aus der 2:0-Führung noch ein 2:2 wurde. Mit Bümpliz (auswärts) und Besa (daheim) warten noch zwei starke Teams.

 

 

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Schwierige Aufgaben
für Lyss und Grünstern

  • In der 2. Liga stehen alle Spiele morgen auf dem Programm. Das einzige Seeland-Derby bestreiten Nidau und Azzurri. Die Bieler haben vier Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz und sind deshalb dringend auf Zähler angewiesen. Die Nidauer wiederum werden vor heimischem Publikum verhindern wollen, dass sie in den Abstiegsstrudel geraten.
  • Ebenfalls ein Heimspiel können Besa und Ins austragen. Die noch unbesiegten Bieler empfangen Ajoie-Monterri und bei den noch sieglosen Insern ist Diaspora zu Gast.
  • Grünstern, Lyss und Aarberg treten auswärts an. Der FCA blickt mit Develier der vermeintlich einfachsten Aufgabe entgegen. Für Grünstern (gegen Kirchberg) und Lyss (Bümpliz) dürfte das Punkten schwierig werden. leh

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