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Orientierungslauf

Erfolgreicher Saisonabschluss:
«Ich fühlte mich wie ein Pferd»

Zum Abschluss der nationalen OL-Saison gewann Simona Aebersold den 
Grand Slam. Sowohl im Qualifikationsrennen als auch im Sprint war sie nicht zu schlagen.

Souverän setzte sich Simona Aebersold in Aarau auf der Pferdebahn durch. Bild: Christian Aebersold

Beat Moning

In drei von vier Qualifikationsläufen holte sich die 22-jährige Simona Aebersold den Sieg, nur einmal, an den Langdistanz-SM, musste sich die Brüggerin von Sabine Hauswirth geschlagen geben. Als Favoritin ist die Seeländerin also am Samstag in Aarau auf die Strecken gegangen. 2018 wurde sie hinter Judith Wyder Zweite, 2019 gewann sie. Somit stand die Titelverteidigung im Vordergrund. Am Morgen meisterte Simona Aebersold den rund halbstündigen Qualifikationslauf im Wald bei Distelberg mit Kartenwechsel souverän für sich. Am Nachmittag fiel die Entscheidung nach Jagdstart mit Fünf-Sekunden-Abständen in einem Sprintwettbewerb. Die Sport- und Psychologie-Studentin meisterte auf der Pferderennbahn alle Hindernisse und auch im daneben stehenden Freibad ging sie nicht baden.

 

Taktisch voraus und nicht nach Gegnerinnen schauen

Statt in der Stadt Aarau, wo aufgrund der Schutzbestimmungen ein Lauf nicht durchgeführt werden konnte, ging es also auf die Pferderennbahn. «Das war für uns alle neu und speziell. Aber es hat auch Spass gemacht, dort auf die verschiedenen Hindernisse, Hügeln und Hecken zu reagieren. Ich kam mir manchmal schon vor wie ein Pferd», lachte Aebersold. Erst am Morgen sah sie eine alte Karte und konnte erste Überlegungen anstellen. «Das wirkte sich bestimmt positiv auf das Selbstvertrauen aus.» Taktisch, und weil es eben neu war, wollte sie sich für die in ihren Augen richtige Routenwahl genug Zeit lassen. Was bei OL-Läufern natürlich Zehntelsekunden bedeutet. «Ich wollte auch vorausschauen und mich nicht von den Verfolgerinnen unter Druck setzen lassen. Ich war insgesamt sowieso mehr mit mir selber beschäftigt.»

Spätestens als sie gesehen habe, dass Elena Roos teils andere Routen gewählt habe, wollte sie sich allein auf sich konzentrieren. Und erst als es aus dem Gelände der Pferderennbahn Richtung Freibad ging, konnte sie den effektiven Vorsprung abschätzen. «Dort war es dann mit Absperrungen sehr unübersichtlich und man musste aufpassen, sich nicht zu überkreuzen.» Oder: Links statt rechts zu laufen, das hätte wohl so kurz vor Schluss verheerende Folgen gehabt. Aebersold kam schliesslich mit einem Vorsprung von 13 Sekunden auf Roos und 25 Sekunden Differenz auf Paula Gross ins Ziel, das sich auf der Leichtathletikbahn befunden hatte. Es habe sich auch gelohnt, am Morgen konzentriert auf Sieg zu laufen und physisch alles aus sich herauszuholen.» Roos distanzierte sie um fast eine Minute, Hauswirth, die den Bronzeplatz schliesslich noch an die rund zehn Jahre jüngere Paula Gross abgeben musste, um über zwei Minuten. Es sei immer besser, von der Spitze aus zu laufen.«Ich denke, es war ein Vorteil, als Erste in den Sprint zu steigen.» Und Simona Aebersold kontrollierte das Rennen von dieser Position aus eindrücklich. Die 1000 Franken Preisgeld waren ihr nicht mehr zu nehmen.

 

Schöner Abschluss ohne internationalen Vergleich

«Es ist ein schöner Abschluss eines speziellen Jahres», resümierte Simona Aebersold und blickte auf einige nationale Erfolge zurück. OL-Läufe, die nach dem Lockdown doch noch ins Programm aufgenommen werden konnten und die OL-Saison nicht völlig vermieste. Der Wermutstropfen bleibt: «Einfach schade, dass es zu keinen internationalen Vergleichen gekommen ist.» Dafür habe sie an ihren Schwächen arbeiten können, vor allem im physischen Bereich. Wegen einer Wadenverletzung musste sie allerdings einen Monat lang auf das Spinning-Velo umstellen.

Im nächsten Jahr soll wieder alles anders verlaufen. Auf dem Programm stehen die Sprint-Europameisterschaften vom 13. bis 16. Mai in Neuenburg und die Weltmeisterschaften Anfang Juli mit Sprint- und Wald-Disziplinen in Tschechien. Gefolgt schliesslich noch von zwei Weltcup-Veranstaltungen in Schweden und Italien. Noch bleiben für Simona Aebersold sowie Teamkolleginnen Sofie Bachmann und Paula Gross 16 Wochen Sport-Rekrutenschule in Magglingen, wo sie sich unter besten Voraussetzungen auf das nächste Jahr vorbereiten kann. «Es gefällt mir gut und trotz allen Corona-Einschränkungen können wir bislang unsere Vorgaben umsetzen», so Aebersold. Man hoffe einfach, dass es über die kalten Wintermonate so bleiben wird.

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Schlusspurt trotz Fussverstauchung

Dank einer erfolgreichen Qualifikation konnte Matthias Kyburz als Führender in den Finallauf starten. Doch hinter ihm folgten mit Daniel und Martin Hubmann zwei starke Athleten, die ihm bis zum Zieleinlauf hart auf den Fersen blieben. «Ja, es war hektisch am Schluss und der Druck war gross. Ich durfte mir keinen Bock leisten», resümierte er am Ende des knapp 13-minütigen Laufes auf der Pferderennbahn und dem daneben liegenden Freibad. Schliesslich blieb es wie schon in der Qualifikation: Kyburz siegte vor Daniel und Martin Hubmann. Einen Sprung nach vorne tat dagegen Joey Hadorn von Platz sieben auf den vierten Schlussrang.

Fünfter wäre beinahe der Brügger Fabian Aebersold geworden. Nach der Qualifikation lag er auf dem sechsten Platz. Somit liess er die beiden Junioren-Konkurrenten David Zürcher und Manuele Ren sowie Elite-Läufer Florian Howald hinter sich. Im Schlussspurt zog er gegen Jonas Egger knapp den Kürzeren. Am Ende wollte es der Seeländer nicht wahrhaben. Schliesslich gab er sich damit zufrieden. «Am Morgen habe ich mir den Fuss verstaucht und musste Tempo rausnehmen. Da war ich auch etwas unkonzentriert und ich wusste nicht, ob ich zum Final antreten konnte.» Konnte er. «Ich haben den Fuss getapt und biss auf die Zähne. Mit dem sechsten Platz habe ich sicher ein gutes Ergebnis erzielt.»

Es sei sehr speziell gewesen auf dieser Pferderennbahn mit diesen Hindernissen hinter den Hügeln.» Nun geht es auch für ihn in die Winterpause (siehe BT vom Freitag). Nicht nur das: Es war das letzte Rennen als Junioren-OL-Läufer. Mit gezieltem Training will er sich der Elite im nächsten Jahr weiter annähern. Der Rückstand im Sprint hielt sich mit 22 Sekunden ebenso in Grenzen wie die Zeitdifferenz am Morgen mit 2:46 auf Kyburz und nur 32 Sekunden auf Jonas Egger, dem Vierten. Diese Differenzen gelte es nun vorab mit Techniktraining zu verkleinern. bmb