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Fifty-Fifty verletzt - Olympiatraum geplatzt

Das Weltcup-Springreiten in Zürich ist erstmals seit Jahren ohne Seeländer Beteiligung über die Bühne gegangen. Bitter vor allem für Niklaus Schurtenberger, zumal sein Olympiapferd verletzt ist.

Pause für Fifty Fifty und Schurtenberger. Der holländische Schimmel hat sich eine Zerrung zugezogen. Bild: zvg

Beat Moning
Eineinhalb Jahre nach den Welt-Reitspielen in den USA hat sich beim Kappeler Niklaus Schurtenberger so etwas wie Ernüchterung breit gemacht. Zwar konnte er kürzlich in Basel teilnehmen und mit Cantus einen Spitzenplatz belegen, andere grosse Turniere aber sind für ihn praktisch «gesperrt» und Resultate wie in Basel haben keine Bedeutung. Den WM-Schimmel und Olympia-Dritten 2008 kann er nur noch gezielt einsetzen, «aber ist Cantus gesund, ist mit ihm jederzeit noch zu rechnen.» Alter (16) hin oder her. Schurtenberger setzte viel auf den sechs Jahre jüngeren Fifty-Fifty. Nun der Rückschlag. Eine Zerrung führt zu einer mehrmonatigen Pause. «Olympia ist kein Thema mehr. Das ist ein Schlag für mich. Mit Fifty-Fifty rechnete ich mir eine intakte Chance für London aus.» So spielt ihm der lange Heilungsprozess einen Strich durch die Rechnung. Cantus und Olympia sind kein Thema. «Dieser grossen Belastung hält er nicht mehr stand. Ich werde ihn aber sicher in der Super League noch einsetzen können.»

«Schadet dem Sport»
Grosse Turniere, dort, wo das Preisgeld hoch ist, dort, wo wichtige Weltranglistenpunkte geholt werden, da muss Niklaus Schurtenberger derzeit passen. In der Weltrangliste fiel er zurück, junge Reiter stossen in der Schweiz nach, die «Stars» haben Pferde mit Status «Weltklasse». «Ich brauche viel Glück, um Aufnahme in diese wichtigen Wettbewerbe zu finden. Allein mit jungen Pferden ist es schwierig, jeder Reiter braucht zwei, drei Toppferde, um sich da vorne in der Weltrangliste halten und so einen Startplatz sichern zu können.» Der Konkurrenzkampf ist gross Aber nicht nur das. Schurtenberger bleibt diesbezüglich diskret, aber es ist kein Geheimnis mehr, dass Reiter zu grossen Turnieren zugelassen werden, die Startgelder in fünfstelliger Höhe bezahlen (siehe Zweittext). Sogar zu 2-Stern-Turnieren müssen mehrere Tausend Franken hingelegt werden. Da kann und will der Seeländer nicht mitmachen. Er hält lediglich fest: «Für den Sport ist diese Entwicklung tatsächlich schade.»

Umdenken
Schurtenberger macht sich angesichts der Entwicklung im internationalen Reitsport und dem eigenen Zustand mit Cantus und Fifty-Fifty Gedanken um seine Zukunft. Da dringt auch durch, ob er vermehrt Pferde und Reiter im eigenen Reitsportzentrum Lyss ausbilden will, ähnlich wie die Familie Etter in Müntschemier. «Es sind Gedankenspielereien, im Moment nicht mehr.»
 

Jane Richard muss pausieren
Die in Leubringen aufgewachsene und in Italien wohnhafte Jane Richard ist derzeit verletzt und muss bis Ende Februar pausieren. Nach der Mutterschaftspause braucht sie zunehmend Geduld, um den Anschluss zu finden. Gemäss Equipenchef Urs Grünig hat die 28-jährige Richard mit Zekina Z durchaus noch Olympiachancen. «Sie muss nun die Aussensaison nutzen und entsprechende Resultate liefern. Ich habe sie jedenfalls im Fokus.»


Wirtschaftliche Interessen
Der neue Schweizer Equipenchef Urs Grünig bestätigt gegenüber dem BT, dass bei grossen CSI, auch mit Weltcupstatus wie in Zürich, wirtschaftliche Interessen durchaus zur Vergabe der einen oder anderen Startmöglichkeit führen können.  «Das ist oft auch mit einem Sponsoring verbunden. Bei diesen Reitern handelt es sich nicht selten um ehemalige Olympiasieger oder Weltmeister, die wieder ins Geschäft kommen wollen.» Im Detail lasse sich dies aber nicht eruieren, «es gehört halt inzwischen zu unserem Sport, so bedauerlich das auch ist.» Bei Weltcup-Springreiten sind 32 der 40 Startplätze fix auf die Landesverbände verteilt. Die acht Wild Cards werden dann oft aufgrund persönlicher Beziehungen oder vom eigenen Verband vergeben. Etwas anders sieht es bei den «normalen» CSI aus, wo die ersten 30 der Weltrangliste einen Fixplatz erhalten. Bei diesen meist privat organisierten Veranstaltungen kommen dann jene Reiter zum Zuge, die auch dank Sponsoring oder Einkauf auf die Startliste kommen.