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Olympische Spiele

Früher auf vier Kufen – heute mit vier Pfoten

Caroline Spahni war an zwei Olympischen Winterspielen. Acht Jahre nach Sotschi wird Russland für die Seeländerin wieder zu einem sportlichen Thema – allerdings nicht im Bob.

In Fahrt: Bob-Pilotin Caroline Spahni und ihre Anschieberin Ariane Walser (verdeckt) im Training auf der Olympia-Bahn in Sotschi./Bild: Keystone

Francisco Rodríguez

Caroline Spahni war an zwei Olympischen Spielen. Bestritten hat die Seeländerin allerdings nur die Winterspiele 2010 in Vancouver, wo ein 12. Platz herausschaute. Damals war sie Anschieberin von Sabrina Hafner gewesen und wollte sich vier Jahre später in Sotschi selber als Pilotin bewähren. Gemeinsam mit Ariane Walser traf sie vor Ort die letzten Vorbereitungen, absolvierte Trainingsläufe – und musste schon vor ihrem eigentlichen Start ins Olympia-Rennen unverrichteter Dinge abziehen.

Spahni erlitt im Training einen Sehnenriss am Knie, der später in der Schweiz operiert werden musste. «Wir hatten uns einen Diplomrang zum Ziel gesetzt und ich persönlich liegäugelte mit einem Top-5-Platz», spricht Spahni von ihrer grossen Enttäuschung. «Sotschi hätte zum gelungenen Abschluss meiner Bob-Karriere werden sollen.» Acht Jahre sind seither vergangen und Spahni hat sich emotional schon lange mit dem unglücklichen Ende versöhnt. «Ich blicke ohne Wehmut zurück.» Am Ende dürfe sie stolz darauf sein, nach Vancouver auch die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Sotschi geschafft zu haben. «Wir waren immerhin schon vor Ort und Teil des Ganzen.»

Frauenbob und Spahni kurzzeitig im medialen Fokus

Trotz der Verletzung überwiegen die positiven Erinnerungen an ihr Leben als Spitzensportlerin, die in der weiten Welt die Schweiz vertreten hatte. Speziell sei ihre Premiere in Vancouver gewesen. «Früher schaute ich auf die Olympioniken hinauf, und auf einmal stand ich selber im Mittelpunkt.» Auch die Sportart selber, die zwar in der Schweiz grosse Tradition geniesst, jedoch zumindest was Frauenbob betrifft kaum wahrgenommen wird, rückte kurzzeitig in den medialen Fokus. Im «Chez Rüfi», wo die Bäckerin-Konditorin heute weiterhin ein 40-Prozent-Pensum leistet, sei sie damals von Kunden erkannt und angesprochen worden.

Eindrücklich seien an den Olympia-Orten die Sportanlagen und die Infrastruktur gewesen. «Das ganze Drumherum und das Wohnen im Athletendorf haben mir wirklich gefallen.» Spahni erinnert sich noch gut an die Ankunft in Russland. «Wir wurden auf der Fahrt in unsere Unterkunft von der Polizei eskortiert, auf einer Autobahn, die abgesperrt worden war. Ein mega cooles Erlebnis, das aber gleichzeitig auch etwas Beänstigendes hatte», meint sie nachdenklich.

Mit Border Collie «Morlu» an die Agility-WM in Russland

Den vielen Athletinnen und Athleten vor Ort wünscht sie einen reibungslosen Wettkampf, und dass sie überhaupt starten können, was in Coronazeiten keine Selbstverständlichkeit sei. Sie informiere sich über die Presse, was in Peking gelaufen sei, habe aber bisher noch keine Wettkämpfe am Fernsehen mitverfolgt. «Ich bin nicht die Sportzuschauerin und treibe lieber selber Sport.» Einfach so zur Freude. «Mein Leben nach der Bob-Karriere ist ebenso schön, wenn nicht noch schöner.» Die zweifache Mutter schätzt in Jens das Naherholungsgebiet vor der Haustür und geniesst es, mit den Kindern und ihren beiden Hunden draussen zu sein. Manchmal geht sie am Jäissberg biken oder joggen. Zuhause macht sie Übungen für die Rumpfstabilität.

War früher Bob ihre grosse Leidenschaft, so ist es heute der Hundesport. Und Agility könnte Spahni viele Jahre nach Sotschi tatsächlich wieder den Weg nach Russland ebnen. Mit ihrem bald siebenjährigen Border Collie «Morlu» strebt sie die Qualifikation für die Weltmeisterschaft an. Zwei Wettkämpfe an zwei Wochenenden und insgesamt vier Läufe gilt es erfolgreich zu absolvieren. Es wäre für beide eine schöne Erfahrung und die Krönung in Morlus letzter Agility-Saison, ehe Spahni ihren jüngeren Hund nachziehen wird.

 

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