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Handball

Frust statt Punkte zu Weihnachten

Der HS Biel hat zum Jahresabschluss das Kellerduell gegen Solothurn mit 23:35 verloren. Sechs Wochen erhält der NLB-Letzte nun Zeit, um für die Rückrunde fit zu werden – körperlich und mental.

Copyright: Matthias Käser / Bieler Tagblatt

Francisco Rodríguez

Der HS Biel lud am Samstag anlässlich der letzten Spielrunde des Jahres zu seinem Xmas Day ein. Anstatt des traditionellen Essens im Maschinenmuseum Centre Muller gab es Corona-konform vor der Esplanade-Sporthalle eine reichhaltige Suppe und Glühwein, zubereitet und angeboten vom langjährigen Bieler Handballer Florian Heiniger und Lucie Kunz mit ihrem Villa-Lindenegg-Team. Was dem Weihnachtsanlass noch fehlte, war ein Sieg der NLB-Mannschaft im kapitalen Kellerduell gegen Solothurn.

Die Bieler gerieten allerdings einmal mehr früh in Rückstand und liefen diesem bis am Ende erfolglos hinterher. «Dabei hatten wir eigenlich eine gute erste Halbzeit verzeichnet, leider aber mit vielen zu einfach verworfenen Bällen die mögliche Führung verpasst», sagte Spielertrainer Benjamin Steiger. Sogar vom Penaltypunkt aus wollte der Ball nicht ins Tor. Das hatte zum einen mit den Leistungen der überragenden Solothurner Goalies Taro Diethelm und Fabio Brändle zu tun. Zum anderen aber auch mit Biels fehlender Treffsicherheit und Überzeugung im Abschluss. Innerhalb von fünf Minuten erhielten die Gastgeber vier Siebenmeter zugesprochen. Diethelm hielt je zwei von Sascha Rüeger und Lukas Trummer, der dann immerhin den einen Nachwurf verwertete. Bezeichnend für die Partie war aus Bieler Sicht, dass auch Michael Linder seinen Penaltyversuch kurz vor Schluss vergab und den Ball an die Latte setzte.

 

Béguelin in der Rolle des Shooters

Die Verunsicherung war dem Team nach den vielen Niederlagen anzusehen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit lag zwar bei einem Zweitore-Rückstand noch alles drin. Doch dann summierten sich die Fehlwürfe, Abspielfehler und sonstigen Unsauberkeiten zu einer letztlich brutalen 23:35-Klatsche. Hinten versagte die Deckungsarbeit zunehmend. Vorne fingen die Werfer vom Dienst Trummer und Vinzenz Schläfli einen schlechten Tag ein und liefen im wegen diverser gesundheitsbedingter Ausfälle ausgedünnten Kader auf den Felgen.

Abwehrchef Lukas Béguelin übernahm deshalb mehr Verantwortung und notierte mit acht Toren eine neue persönliche Bestmarke. «Letztlich spielt es keine Rolle, wieviele Tore ich mache. Wir gewinnen als Team und verlieren als Team», sagte Béguelin. Er und seine Kollegen hätten sich vorgenommen, 60 Minuten vollen Einsatz zu geben. «Ich mache niemandem einen Vorwurf, er hätte nicht alles versucht. Aber gegen Ende fehlte einfach die Kraft dazu.»

Steiger will in der sechswöchigen Meisterschaftspause seine Spieler zunächst regenerieren lassen und sie danach wieder im physischen Bereich fit trimmen. Der Rückstand auf den rettenden 12. Platz beträgt zwar zur Halbzeit nur zwei Punkte bei noch einmal 13 auszutragenden NLB-Partien. Solche blutleeren Auftritte wie am Samstagabend verträgt es allerdings im harten Abstiegskampf nicht mehr allzu viele.

 

Vorstand und Trainer diskutieren

Hinter den Kulissen wird die Festtagspause auch genutzt für Gespräche zwischen der Klubleitung und dem Staff. Nach der morgigen Vorstandssitzung will das Bieler Präsidium mit dem Trainerduo Steiger/Elias Liggenstorfer zusammensitzen, dem in einer früheren Diskussion bereits das Vertrauen ausgesprochen worden war. Gemeinsam werden begehbare Wege aus der sportlichen Misere gesucht. Klar erscheint dabei, dass der HS Biel nicht über die finanziellen Mittel verfügt, um zu Weihnachten ausländische Verstärkung oder Schweizer Topspieler zu holen.

«Ich arbeite mit den Spielern, die mir zur Verfügung stehen und versuche, das Beste aus ihnen herauszuholen», sagte Steiger, der auf wichtige Impulse von bald zurückkehrenden Genesenen hofft. «Aber ja, eine gewisse Verstärkung würde uns in dieser Situation schon gut tun.» Der Cheftrainer ist sich bewusst, dass er selber an den Punkten gemessen wird, und fünf seien eindeutig zu wenig. «Wir müssen über die Bücher gehen. Dabei muss ich auch meine Person in Frage stellen», so Steiger selbstkritisch. Alle Themen sollen bei der Gesprächsrunde auf den Tisch kommen.

 

Auftakt am 29. Januar gegen Stäfa

Der Rückrundenauftakt erfolgt für den HS Biel am 29. Januar 2022 mit dem Heimspiel gegen den NLB-Tabellenfünften Stäfa. Das Mannschaftstraining wird nach der Hallenöffnung am 10. Januar wieder in der Esplanade aufgenommen. Dort wo der sportliche Weihnachtsfrust dieser Tage längst einer positiven Aufbruchstimmung mit guten Vorsätzen gewichen sein sollte.

Stichwörter: Handball, Sport, Wettbewerb, Biel