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Nachgefragt

«Für mich ein sehr schwieriges Turnier»

Selten nimmt ein Schweizer Fussballteam an Olympia teil. 2012 war es in London nach 1924 in Paris (Silber) und 1928 in Amsterdam (Vorrunden-Out) das dritte Mal. Der damals 21-jährige Nidauer Innenverteidiger François Affolter erinnert sich – und sagt, wie er mit Chiasso der am Samstag beginnenden Promotion League entgegenblickt.

François Affolter, Bild: zvg

François Affolter, verfolgen Sie das olympische Fussballturnier in Tokio?

François Affolter: Ich muss ehrlich sagen: Nein. Vielleicht dann den Final. Wäre die Schweiz jetzt wieder vertreten, dann würde ich diese Spiele sicher verfolgen. So, wie ich auch die kürzlich zu Ende gegangenen Europameisterschaften verfolgt habe. Aber sonst schalte ich schon immer wieder den Fernseher an. Auch wenn mich nicht alle Sportarten interessieren, es gibt schon Highlights, die ich nicht verpassen möchte.

2012 gehörten Sie dem Olympia-Kader an. Am Ende der Vorrunde sagten Sie, Sie würden nun alle Erinnerungsstücke verteilen. Haben Sie es getan?

Vorab in der Familie. Meine Eltern haben noch diverse Sachen in einer Kiste im Keller. Ich selber habe noch den Koffer, mit dem ich auf Reisen gehe.

Sonst aber sind Ihre Erinnerungen bestimmt nicht erfreulich?

In der Tat nicht. Man sagte mir, ich sei als Innenverteidiger gesetzt. Dann entschied ich mich, bei Werder Bremen die Freigabe einzugeben. Ich spielte in Solothurn ein schlechtes Testspiel und Trainer Tami setzte dann auf Klose und Schär. Das war eine Enttäuschung. Ich spielte noch die Partie gegen Mexiko, als es um nichts mehr ging. Es war ein sehr schwieriges Turnier für mich.

Und in Bremen hatte man keine Freude, dass Sie ohne Spielpraxis zurückkehrten.

In der Tat nicht und ich bekam Probleme mit dem Sportdirektor. Er fragte sich, was das alles soll? Aber ich dachte damals, dass es für meine Karriere nicht schlecht ist, an Olympia teilzunehmen. Aber es bringt jetzt neun Jahre später auch nichts mehr, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Es lief für mich in diesem Moment einfach unglücklich ab.

Der Blick geht nach vorne, wie immer im Sport. Mit Chiasso sind Sie abgestiegen, um nun in der anstehenden Promotion League den sofortigen Wiederaufstieg anzustreben. Wird es gelingen?

Es war eine grosse Geste des Klubbesitzers, am Staff und am grossen Teil der Mannschaft festzuhalten. Wir können so den Fehler aus der Vergangenheit wieder gut machen. Es sollen noch zwei, drei Verstärkungen kommen. Unser Ziel ist der Wiederaufstieg. Für dieses Ziel haben wir in der Vorbereitung gearbeitet und wir werden den nächsten Wochen daran arbeiten.

Sie stossen auf den FC Biel. Erstmals seit Langem. Was trauen Sie dem Team zu?

Ich lernte die Mannschaft im letzten Sommer kennen, als ich zwei, drei Wochen mittrainieren durfte. Ich habe da mit Colamartino, Mourelle und Fleury noch gute Kollegen im Team und ich freue mich, dass man den Aufstieg geschafft hat. Die Mannschaft ist defensiv solid und offensiv mit sehr viel Talent gespickt. Ich traue ihr einen guten Mittelfeldplatz zu. Jedenfalls freue ich mich auf das erste Duell, das schon bald anstehen wird (genau am 4. September in Chiasso, die Red.).

Interview: bmb