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Schwingen

Gebrüder Gnägi: 
Der Bann ist gebrochen

Für Florian Gnägi war es der 96. Kranz am Oberländischen auf dem Brünig. Sein zehn Jahre jüngerer Bruder Damian schaffte es im 23. Lebensjahr zum Kranzdebüt.

Doppelerfolg: Die Gebrüder Damian und Florian Gnägi feiern erstmals zusammen einen Kranzgewinn. Bild: zvg

Beat Moning

Der Bann in der Schwingerfamilie von Vater Erich Gnägi ist gebrochen. Der frühere Kranzschwinger organisierte gestern Abend spontan im «Löwen» Aarberg eine kleine Feier zu Ehren seiner Söhne Florian und Damian.

Beide kehrten sie mit einem Kranz nach Hause zurück. Für Florian Gnägi war es der erste nach fast 100 Wochen, als er am Eidgenössischen in Zug den Kranz holte. Für Damian Gnägi der erste überhaupt. Entsprechend gross war die Freude.

Siegen statt stellen

«Ich konnte diesmal das Fest mit zwei 10ern starten und für einmal nicht mit Gestellten», blickte Damian Gnägi auf die Siege gegen Loris Steffen und Ivan Camenzind zurück. So war auch die Niederlage im dritten Durchgang gegen Jan Wittwer zu verschmerzen, zumal im vierten Gang nach dem Mittag gleich wieder ein Sieg folgte, diesmal gegen Oliver Wittwer.

Danach bekam es der Schwinger aus Bühl mit dem Routinier Simon Anderegg zu tun. «Fünfeinhalb Minuten wehrte ich mich, dann verlor ich noch. Das hätte nicht sein müssen.»

Als Nichtkranzer wurde er für die bisherige Darbietung dann mit einem weiteren Nichtkranzer gepaart. Den Oberländer Marc Müller drückte er erfolgreich ins Sägemehl. Danach sprang ihn der Vinelzer Reto Bönzli buchstäblich an. Er war erster Gratulant. Das Augenmerk galt in diesem Moment aber noch seinem Bruder Florian. Er schwang nebenan und Stephan von Büren musste auch erst besiegt werden. Mit einer 10 kam der Aarberger aus dem Platz und holte diesen Kranz. Florian Gnägi begann mit zwei Siegen über Josias Wittwer und Richard Tschanz, bevor er mit zwei Gestellten gegen Patrick Gobeli und Adrian Walther unter Druck kam. Vor von Büren legte er noch Nufer flach.

Belohnung fürs Durchziehen

Es war Florian Gnägis 96. Kranz auf dem Weg zur Dreifachzahl 100, die nicht viele Schwinger in diesem Land erreicht haben. «Wir haben lange auf diesen Moment gewartet», sagte der Vater zufrieden. «Damian war oft nahe dran. Dann kam Corona und die Wartezeit bis jetzt fühlte sich ewig an.» Kam dazu, dass praktisch gleichzeitig beide Schwinger das Knie einer «kleinen» Operation unterziehen mussten.

Beide sagen, dass diese gut überstanden seien. «Ja, es hielt. Schon nach dem Seeländischen. Jetzt hoffe ich, dass es keine Nachwehen gibt», sagt Damian Gnägi. Die Gnägis greifen bereits nächsten Sonntag wieder ins Geschehen ein. Auf dem Programm steht das Mittelländische in Zollikofen.

Christian Lanz, der anwesende Technische Leiter des Seeländischen Schwingerverbandes, freute sich für Damian Gnägi. «Neukranzer sind in einem Verband immer etwas Spezielles. Er gehört zu jenen Schwingern, die in der Zwangspause nicht nachgelassen haben und fleissig auch neben dem Schwingplatz trainiert haben. Das hat sich heute für ihn ausbezahlt», so Lanz.

Ein Durchbruch? «Das werden wir sehen», sagt der jüngere Gnägi-Bruder. «Aber es fällt mir sicher ein Stein vom Herzen. Es ist nicht nur der Kranz an sich, auf den ich lange warten musste. Es ist auch, wie ich heute geschwungen habe. Damit kann ich zufrieden sein.»

Und damit sei auch gesagt: Noch einmal zwei Jahre oder sogar 22 Jahre Wartezeit auf einen Kranz wird es für die beiden Turnschwinger bestimmt nicht geben.

Wer weiss, vielleicht hat ein weiterer Seeländer auch Glück. «Mike Dubler machte einen guten Wettkampf», sagte Christian Lanz. «Nun muss er einfach noch jene Kämpfe gewinnen, die er gewinnen kann. Dann ist es bis zum ersten Kranz eine Frage der Zeit.» Dubler beendete das Oberländische mit vier Gestellten und zwei Siegen auf dem 11. Schlussrang.

Mit von der Partie auch der junge Etienne Burger, der Rang 14 belegte. Sein Bruder Matthieu musste nach seinem Sturz auf den Kopf am Seeländischen Forfait erklären. Er sollte aber am Sonntag in Zollikofen wieder mittun können.

 

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Nach dem Seeländischen auch das Oberländische

Der Emmentaler Matthias Aeschbacher bezwang im Schlussgang des Oberländischen Schwingfests Lokalmatador Kilian von Weissenfluh in der zehnten Minute mit Lätz. Den Sieg musste Aeschbacher, der vor acht Tagen nach einem Schlussgang-Sieg über Dominik Roth schon das Seeländische für sich entscheiden konnte, mit dem Oberländer Bernhard Kämpf

teilen. 2015 gewann er bereits das Oberländische. Für Aeschbacher war es der zehnte Kranzfestsieg.

25 Kranzer gab es unter den 169 Teilnehmern. Damian Gnägi und Florian Gnägi retteten die Ehre der Seeländer, die auf Christian Stucki und Dominik Roth verzichten mussten. Das Quartett wird sich gemeinsam nächsten Sonntag in Zollikofen beim Mittelländischen wiedersehen. bmb