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Laufsport

Hasenjagd in Büren

Der Busswiler Patrick Bösiger läuft den Bürenlauf als Pacemaker. Am Samstag will das OK-Mitglied seine Gefolgschaft dabei unterstützen, die Einstunden-Marke zu knacken.

Gibt das Tempo vor: Patrick Bösiger (rechts vorne im blauen Leibchen) ist der Einstunden-Pacemaker am Bürenlauf./Bild: zvg

Francisco Rodríguez

Patrick Bösiger fällt im Startbereich des Bürenlaufs sofort auf. Mit den am Laufrucksack befestigten farbigen Luftballons wartet er wie die rund 400 Teilnehmer auf den Startschuss. Wer nicht zu den Schnellsten im Feld gehört und die 11,5 Kilometer gleichwohl unter einer Stunde schaffen will, heftet sich an seine Fersen. Bösiger bestreitet am Samstag den Hauptlauf in Büren zum dritten Mal als Pacemaker. Tempomacher werden im Volksmund auch Hasen genannt und sollen in den grossen Laufveranstaltungen wichtige Führungsarbeit verrichten sowie das Tempo hochhalten. Dank ihnen haben weltweit schon viele Athleten Bestzeiten aufgestellt. «Wir nehmen jedes Jahr an diversen Veranstaltungen teil und generieren daraus einen grossen Fundus an neuen Ideen», erzählt OK-Präsident Adrian Diethelm. Da viele Startende am Bürenlauf als Ziel die Stundenmarke definieren würden, wollte man sie beim Umsetzen des Vorhabens unterstützen.

Anspruchsvolle 11,5 Kilometer

Der Bürenlauf stellt seit 2009 einen Pacemaker und ist die einzige Laufveranstaltung im Seeland mit einer solchen Dienstleistung. Bösiger, der die 11,5 Kilometer selber schon in 46:30 Minuten gelaufen war, wollte nicht mehr auf eine Topzeit hintrainieren und den Bürenlauf stattdessen in einem für ihn gemütlichen Tempo geniessen. Der Job als Tempomacher ist für das 49-jährige OK-Mitglied mit positiven Gefühlen verbunden. «Ich erfahre von den Teilnehmern viel Dankbarkeit», sagt der Mann, der die anderen schnell macht und sie motiviert, durchzuhalten. Das ist auf der anspruchsvollen Strecke auch nötig.

Speziell der fast vier Kilometer lange Aufstieg mit rund 160 Höhenmetern den Städtiberg hoch hat es in sich. Viele Hobbyläufer machen den Fehler, zu übermotiviert in den Wettkampf zu starten und erleiden dann in der Steigung einen markanten Leistungseinbruch. Die Herausforderung besteht darin, sich das Rennen richtig einzuteilen. Bösiger übernimmt die anspruchsvolle Aufgabe. «Ich habe mich lange mit der Theorie befasst und Hochrechnungen gemacht», sagt der leidenschaftliche Laufsportler. Mit dem Ziel, dass ihm möglichst viele Teilnehmer folgen können. Die optimalen Kilometerzeiten hat sich Bösiger auf einem Zettel notiert, den er bei sich trägt. «Es gefällt mir, möglichst genau nach dieser Vorgabe zu laufen.»

Bösiger ist nicht nur Tempo-, sondern auch Stimmungsmacher. «Ich unterhalte die Leute, gebe ihnen Tipps, wie sie die Strecke am besten meistern und spreche ihnen Mut zu.» Zwischendurch erzählt er kleine Anekdoten und Geschichten, lässt positive Gedanken einfliessen und liefert Anhaltspunkte, was noch bevorsteht. Allerdings darf er sein Tempo nicht drosseln, um abgehängte Läufer wieder aufschliessen zu lassen. «Vor zwei Jahren habe ich auf eine Kollegin aus unserer Laufgruppe Büren gewartet. Mit dem Resultat, dass wir letztlich die Einstunden-Marke um fünf Sekunden verpasst haben.» Er habe daraus gelernt und seine Konsequenzen gezogen. «Als Pacemaker muss man skrupellos sein und soll nicht nach hinten schauen.» Das sei nicht immer einfach, sagt der sympathische Seeländer.

Vom Fussball zum Laufsport

Sport war für den gelernten Schreiner schon immer eine schöne Freizeitbeschäftigung. Früher spielte Bösiger beim FC Pieterlen und galt in der Region als laufstarker Fussballer. Biken und das Rennvelo kamen als willkommene Abwechslung dazu. Später auch der Laufsport, den er seit sechs Jahren intensiver und gezielter betreibt. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie über Ausdauersport suchten das Inselspital Bern und die Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen Probanden, die bereit waren, wöchentlich fünf Lauftrainings zu absolvieren. «Dabei habe ich mir die Grundlagen erarbeitet, um in den Läufen an der Spitze mitzumischen», erzählt Bösiger. Seine persönlichen Bestzeiten von 3:13 Stunden für einen Marathon, 1:26 für die Halbmarathon-Strecke sowie 38:30 Minuten über 10 Kilometer lassen sich sehen. Mit einer Grösse von 1,68 Metern und einem Gewicht von aktuell 65 Kilogramm ist Bösiger prädestiniert für Bergläufe und bestreitet auch diese mit Erfolg. Im Winter legt aber der zweifache Familienvater jeweils eine längere Trainingspause ein und geht lieber mit den Kindern Skifahren. Auf einen Berg, wenn auch nur auf den kleinen bei Büren, geht es nun für Bösiger am Samstag. Während der Hase locker und in gleichmässigem Tempo laufen wird, dürften sich ein paar Unentwegte in seinem Windschatten am Städtiberg wiederum die Zähne ausbeissen.

Info: Der Autor dieses Artikels wagt nach 1:07:14 im Vorjahr den 1-h-Selbstversuch und will sich an Bösigers Fersen heften.

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Bermingham wieder der grosse Favorit

Der irische Leichtathlet Daire Bermingham hat sich 2014 in Biel niedergelassen und prägt seither den Bürenlauf. Viermal siegte er über die 11,5-km-Hauptdistanz und wurde 2016 in einer persönlichen Bestzeit von 38:58 Minuten Zweiter hinter dem ursprünglich aus Eritrea stammenden Spitzenläufer Solomon Tesfamariam. Am Samstag ist Bermingham bereits zum sechsten Mal in Büren am Start und gilt als grosser Favorit. Obwohl der inzwischen nach Bern gezogene Ire den Aufwand für den Laufsport reduziert hat, ist er immer noch schnell. Am letzten Sonntag brillierte Bermingham am international ausgezeichnet besetzten Murtenlauf mit dem 40. Gesamtrang unter den 4259 klassierten Männern und benötigte für die 17,17 Kilometer nur 1:01:15.

Nicht am Bürenlauf startet diesmal die Vorjahressiegerin Simona Aebersold aus Brügg. Die dreifache Medaillengewinnerin an den letzten Weltmeisterschaften im Orientierungslauf weilt derzeit in einem Trainingslager und bereitet sich auf die nächsten OL-Wettkämpfe vor. Dafür figurieren in Büren zwei klingende Namen auf der Startliste des kürzeren 5-km-Rennens. Delia Sclabas, mehrfache Junioren-Europameisterin über 800 und 1500 Meter aus Kirchberg, hält seit letztem Jahr mit ihrer Siegerzeit von 17:08 Minuten den Streckenrekord für den sogenannten Bürenlauf light. Gefordert wird sie diesmal von der Schweizer Spitzenathletin Sina Sprecher aus Bern. Der Bürener Kiflay Mengestabe ist bei seinem Heimrennen Titelverteidiger bei den Männern.

Alle Kategorien miteingerechnet werden rund 1000 Läuferinnen und Läufer erwartet. Der Rekord von 1034 Startenden stammt aus dem Jahr 2018. fri

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Das Programm am Samstag

Start-Zielgelände im Stedtli von Büren an der Kreuzgasse/Spittelgasse.

Zeitplan und Startzeiten. Kids- und Jugendläufe auf Rundkurs im Stedtli. 11 Uhr: Jahrgang 2011 und jünger (1 km). 11.20 Uhr:Jahrgänge 2009 und 2010 (1,5 km). 11.40 Uhr: Jahrgänge 2005 bis 2008 (1,5 km). 12 Uhr: Rangverkündigung. – Bürenlauf light (5 km). Läuferinnen und Läufer starten um 12.50 Uhr, Nordic Walkerinnen und Walker um 12.52. Uhr. – Bürenlauf (11,5 km): Läuferinnen und Läufer um 14.20 Uhr, Nordic Walkerinnen und Walker um 14.22. Uhr. Rangverkündigungen 5- und 11,5-km-Distanzen jeweils um 16.20 Uhr.

Nachmeldungen online bis heute 24 Uhr sowie am Samstag im Start-/Zielgelände von 9.30 Uhr bis eine Stunde vor dem jeweiligen Start. fri

Link: Alle Informationen zum Bürenlauf über www.buerenlauf.ch