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Laufsport

Herzensangelegenheit Bürenlauf

Daire Bermingham hat den Bürenlauf schon dreimal gewonnen. Erstmals 2014, kurz nachdem sich der irische Leichtathlet fest in Biel niedergelassen hatte. Am Samstag will er beim Abstieg vom Bürener Hausberg wieder seine Konkurrenten abschütteln.

Schneller Ire: Daire Birmingham bei seinem ersten Bürenlauf-Sieg vor vier Jahren im Stedtli./Copyright: Carole Lauener/Bieler Tagblatt
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Francisco Rodríguez

2014 tauchte ein im Seeland bisher unbekannter Name auf der Teilnehmerliste des Bürenlaufs auf. Daire Bermingham feierte sogleich einen erfolgreichen Einstand in neuer Umgebung und meisterte das technisch anspruchsvolle 11,5-km-Rennen als Schnellster. «Laufen ist meine grosse Leidenschaft und war für mich schon immer eine ideale Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen», sagt der Ire, der seinen Lebensmittelpunkt vor vier Jahren nach Biel verlegt hatte.

Der Grund dafür war seine Freundin, eine aus dem Kanton Aargau stammende Sportstudentin in Magglingen. «Ich habe ihr den schönen Blumenstrauss versprochen, den der Sieger am Bürenlauf erhält», sagt Bermingham mit einem Lächeln. Dreimal hat er ihn gewonnen, am Samstag ist er nun zum fünften Mal in Folge am Start. Nur 2016 musste er sich trotz persönlicher Bestzeit von 38:58 Minuten mit dem zweiten Platz begnügen, weil der ursprünglich aus Eritrea stammenden Tesfamariam Solomon eine Klasse für sich war.

Da sich diverse Spitzenathleten oft erst sehr kurzfristig für eine Teilnahme entscheiden, weiss Bermingham noch nicht, wie stark das Feld in diesem Jahr sein wird. «Unabhängig davon will ich immer gewinnen», zeigt sich der 31-jährige Topläufer kämpferisch. Seine Taktik sei wie immer, die ersten Kilometer im Flachen nicht zu schnell anzugehen und auch im langen Aufstieg nicht zu viel Energie zu verbrauchen. Die 160 Höhenmeter würden äusserst hart werden. «Sobald es dann wieder hinunter geht, gebe ich Vollgas, um meine Konkurrenten abzuschütteln.»

 

Lauf- und Sportland Schweiz
Bermingham schwärmt vom Bürenlauf, nicht nur, weil es nach dem grossen Umzug sein erstes Rennen im Seeland war. «Er ist super organisiert. Die Stimmung im Stedtli und auch in der Höhe im Wald ist toll, mit den vielen Menschen, die einem anfeuern. Das kannte ich in Irland so nicht, weil dort am Streckenrand jeweils nur wenig Leute die Rennen mitverfolgen.» Die Schweiz sei ein Lauf- und Sportland, wie er bald erfreut feststellen durfte. «Es gibt viele Anlässe, die hier auf enormes Interesse stossen und vom Umfeld organisatorisch und finanziell getragen werden.» Als Leichtathlet, der früher hauptsächlich auf der Bahn profimässig unterwegs war und heute neben der Arbeit trainiert, sei es ein wunderbares Land.

Nach vier Jahren als Englischlehrer absolviert Bermingham seit kurzem für den Sportartikelhersteller Scott Sports ein Traineeprogramm im Bereich E-Commerce. Sein Arbeitsort liegt im freiburgischen Givisiez. Es sei nicht einfach, Arbeit, Sport und Privatleben unter einen Hut zu bringen und wie immer eine Frage der persönlichen Organisation. Neun bis zehn Trainingseinheiten beinhaltet sein Wochenplan. Diverse davon absolviert er in Magglingen. «Die Infrastruktur dort oben ist erstklassig.» Dennoch ist das Ende seiner Spitzensportlerkarriere absehbar. «Das viele Training und die Läufe sind sehr zeitintensiv und brauchen viel Energie, auch im mentalen Bereich. Ich komme langsam in ein Alter, in dem andere Dinge im Leben wichtiger werden.»

 

EM-Limite im Fokus
Ein, zwei Jahre wolle er diesen Aufwand sicher noch betreiben. Denn einen Traum verfolgt Bermingham weiterhin: Die EM-Limite über 3000 m zu schaffen. Seine persönliche Bestzeit von 8:08,35 Minuten hat er letztes Jahr an einem Internationalen Meeting im deutschen Pliezhausen aufgestellt. «Ich muss sie um gut vier Sekunden unterbieten, um Irland an der EM vertreten zu dürfen.» Es wäre seine erste EM-Teilnahme bei der Elite, nachdem er früher schon einmal als Junior einen EM-Crosslauf bestritten hatte.

Bermingham galt einst in seiner Heimat als grosse Nachwuchshoffnung, wurde irischer Meister und erhielt ein Stipendium für eine renommierte Sportuniversität in New York, wo er vier Jahre lang trainierte und studierte. Zurück in Irland zog es ihn bald wieder in die Ferne, diesmal auf die Kanareninsel Gran Canaria. Dort gab er neben dem Laufsport Englischunterricht und lernte seine künftige Lebenspartnerin kennen, die ein Austauschjahr an der Universität von Las Palmas absolvierte. Die Magglinger Sportstudentin kehrte danach zurück ins Seeland. «Auch ich ging wieder nach Irland. Ein Jahr lang führten wir eine Fernbeziehung, ehe ich mich entschied, zu ihr zu ziehen», so Bermingham, dem es in Biel und in der Region auf Anhieb sehr gut gefiel.

 

«Ich liebe dieses Rennen»
Einige Wochen später war er mit seinem ersten Sieg in Büren auch sportlich richtig angekommen. Der Bürenlauf ist für den Bieler Irländer zu einer Herzensangelegenheit geworden. Er wolle am Samstag im Aufstieg die Hauptarbeit erneut der Konkurrenz überlassen. Doch dann werde es für ihn kein Halten mehr geben. «Als Erster in dieser tollen Atmosphäre im Stedtli einzulaufen, ist einfach «great». Ich liebe dieses Rennen», sagt Bermingham, der seiner Freundin unbedingt wieder einen schönen Blumenstrauss mit nach Hause bringen möchte.

 

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1000er-Marke dürfte wieder geknackt werden
Letztes Jahr bestritten erstmals über 1000 Breiten- und Spitzensportler, Jogger und Nordic Walker den Bürenlauf. Den vielen Voranmeldungen nach zu beurteilen, dürfte diese Marke wiederum geknackt werden, zumal auch die Wetterprognosen voll mitspielen und deshalb zahlreiche Nachmeldungen vor Ort zu erwarten sind.

Ein wichtiger Grund für das wachsende Interesse sei laut OK-Präsident Adrian Diethelm das vielfältige Angebot in Büren. Nebst dem 11,5 Kilometer langen Hauptrennen gibt es eine kürzere 5-km-Strecke, den sogenannten Bürenlauf light, sowie für Kinder und Jugendliche ein- bis eineinhalb Kilometer auf einem Rundkurs im Stedtli. Die lange Strecke und der Bürenlauf light können in der Teamwertung und im Sie + Er auch kombiniert werden. So fänden alle in der Familie sowie Firmen und Schulen den auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Lauf, was über social media intensiv beworben worden ist.

Im 11,5-km-Rennen ist neben Daire Bermingham (siehe Haupttext) mit Delia Sclabas auch die Titelverteidigerin bei den Frauen am Start. Zudem hat sich die internationale Spitzenathletin im Orientierungslauf Simona Aebersold angemeldet. Den Streckenrekord halten Mirja Jenni (2012 in 42:42,7 Minuten) und Solomon Tesfamarian (2011 in 37:25,4). Los geht die Jagd nach schnellen Zeiten über 11,5 km um 14.20 Uhr. Zuvor um 12.50 Uhr fällt der Startschuss zum Bürenlauf light, die Kids- und Jugendläufe beginnen um 11 Uhr. fri

Info: Nachmeldungen sind in Büren bis zu einer Stunde vor den Starts möglich.