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Beachvolleyball

Holländer streiten um die EM-Krone

Die holländischen Männerteams sind die Nummern 1 und 2 der Euro in Biel. Während Brouwer/Meeuwsen bisher ihrer Favoritenrolle gerecht wurden, mussten die topgesetzten Nummerdor/Varenhorst auf dem Weg ins Achtelfinal einen Umweg gehen.

Holen zum grossen Schlag aus: Die Holländer Christiaan Varenhorst und Reinder Nummerdor (v.l.) im letzten Gruppenspiel gegen Erdmann/Matysik aus Deutschland./Copyright: Bieler Tagblatt/Reto Probst

Holland ist im Beachvolleyball eine Macht geworden. Im Unterschied zum holländischen Fussball, der den umgekehrten Weg gehen musste und nicht einmal an der nächsten Woche beginnenden Euro 2016 in Frankreich vertreten ist. «Seit sechs, sieben Jahren haben wir professionelle Strukturen und können uns voll auf das Beachvolleyball konzentrieren», sagt Robert Meeuwsen. Zusammen mit seinem Spielpartner Alexander Brouwer ist der 28-jährige Holländer in Biel bisher ungeschlagen geblieben und direkt in die heute angesetzten Achtelfinals durchmarschiert. Klar, dass nun die EM-Medaille das grosse Ziel ist. «Steht man dann im Final, will man Gold.»
Eine Medaille wollen auch die topgesetzten Reinder Nummerdor und Christiaan Varenhorst, die im Anschluss an ihre Landsleute den Sprung in die K.O.-Runde geschafft haben. Allerdings mit einem nötig gewordenen Umweg über die Sechzehntelfinals, nachdem das Auftaktspiel gegen die Russen Liamin-Barsouk verloren gegangen war. «Es darf zwar nicht als Entschuldigung herhalten, aber die Müdigkeit nach dem Grand Slam in Moskau hat sich schon bemerkbar gemacht», sagt Nummerdor. Umso glücklicher sei er, dass man zurück auf Medaillenkurs ist.
Popularitätsschub in Holland
Die vier holländischen Beachvolleyballer sind die grossen Stars der Szene. Nicht nur auf europäischem Parkett, wo sie diverse EM-Titel vorweisen, sondern auch auf Weltniveau. Brouwer/Meeuwsen wurden 2013 in Polen Weltmeister, Nummerdor/Varenhorst Vizeweltmeister letztes Jahr an der Heim-WM in Den Haag. «Seit unserem Erfolg haben auch die Leute in Holland das Beachvolleyball für sich entdeckt», erzählt Meeuwsen. «Überall werden Spielfelder angelegt und man sieht im Sommer viel mehr Kinder Beachvolleyball spielen als Fussball.»
Nummerdor bestätigt dies, meint aber auch, dass diese Trendwende in den nationalen Medien nicht überall angekommen sei: «Unser Grand-Slam-Sieg in Moskau am letzten Wochenende war den holländischen Zeitungen nur ein paar Zeilen wert. Das ist sehr schade für unseren Sport, der nach den internationalen Top-Ergebnissen in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.»
Nummerdor, der am 10. September seinen 40. Geburtstag feiert, gehört zu den Pionieren im Beachvolleyball. Bereits in der Halle war er erfolgreich gewesen, spielte 349 Mal für die Nationalmannschaft, nahm mit Holland an den Olympischen Spielen 2000 und 2004 teil und wurde 1997 Europameister. Nach seinem Wechsel in den Sand holte er an der Seite von Richard Schuil drei weitere EM-Titel. Mit der WM-Silbermedaille im letzten Jahr bewies Nummerdor, dass er auch an der Seite von Varenhorst zu den Allerbesten gehört. «Wir ergänzen uns sehr gut», sagt Varenhorst, der dank seiner Grösse das Blockspiel beherrscht. «Reinder ist ein ausgezeichneter Defense-Spieler und ich decke vorne mit meinen 2,11 m gut ab.» Auch Nummerdor ist mit seinen 1,94 m alles andere als klein, was dem Routinier eine grosse Reichweite beschert.
2,07 m misst Meeuwsen, 1,98 m sein Partner Brouwer. Alle vier träumen sie von einer Olympia-Medaille. Diese hatte Nummerdor als Vierter 2012 in London und als Fünfter 2008 in Peking nur knapp verpasst. «Das wird hart für uns, eine Medaille ist aber realistisch.» Vom Titel mag Nummerdor noch nicht sprechen. Man müsse Spiel für Spiel nehmen. «Die Leistungsdichte in Europa ist sehr gross. Wenn wir unsere Normalform bringen, können wir jeden schlagen, andernfalls aber auch gegen jeden verlieren.»
Gegen Gabriel Kissling/Heidrich
Die Startniederlage sei ein Warnschuss zur richtigen Zeit gewesen. Nun ist der Weg für die Holländer in Biel geebnet, um nach der Fussball-Schmach den Titel im Beachvolleyball anzustreben. Zu einem möglichen Direktduell kame es bereits im Viertelfinal. Etwas dagegen haben allerdings Gabriel Kissling und Adrian Heidrich, die heute Mittag Nummerdor/Varenhorst im Achtelfinal herausfordern.

Die Holländer im Porträt
Reinder Nummerdor/Christiaan Varenhorst (topgesetzt an der Euro in Biel)
Spielen seit 2014 zusammen. Grösste Erfolge in dieser Zeit: Vizeweltmeister 2015 in Den Haag (Hol), diverse Turniersiege an der World Tour. Grösste Erfolge von Nummerdor an der Seite von Richard Schuil:Europameister 2008, 2009, 2010 sowie EM-Silber 2007 und EM-Bronze 2011. Diverse Turniersiege World Tour.
Alexander Brouwer/Robert Meeuwsen (an Nr. 2 gesetzt an der Euro in Biel)
Spielen seit 2011 zusammen. Grösste gemeinsame Erfolge: Weltmeister 2013 in Stare Jablonki (Pol), erster Turniersieg an der World Tour 2015 beim Poreč Major (Kro).

Francisco Rodríguez