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«Ich fühle dabei fast Schmetterlinge, es passt einfach»

Vor zwei Jahren hat die Jenserin Anja Senti die Aufnahme ins Nationalkader als Ziel genannt. Dank acht internationalen Medaillen und zwei SM-Titeln 
300 m liegend hat sie dieses erreicht. Dieses Wochenende schiesst sie ihre 
180 Schuss am Europacup-Final 
in Winterthur.

Anja
 Senti, Schützin. Bild: zvg

Interview: Markus Dähler

Anja Senti, Studienabschluss, privates Glück und Erfolge im Schiesssport. Wie fühlt es sich an?

Anja Senti: Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, ich bin happy und schaue erwartungsvoll in die Zukunft.

Sie verlassen nun das regionale Trainingszentrum Biel und gehören ab Oktober zum olympischen National-Kader. Was ändert sich?

Ich habe einen neuen Trainer und absolviere das gemeinsame Training in Kaderzusammenzügen über das verlängerte Wochenende oder in einwöchigen Trainingslagern. Die olympischen Disziplinen über 50 Meter absolviere weiterhin im Trainingszentrum in Biel. Die Kosten werden ungefähr gleich bleiben, die verschiedenen Gewehre habe ich ja bereits selber finanziert. Den Trainingsaufwand werde ich von 15 auf 18 bis 20 Stunden wöchentlich steigern.

Das Gespräch findet im Jenser Schützenhaus mit sechs Scheiben für rund 30 Schützen statt.

Ja, der Besuch im Schützenhaus mit meinem Verein ist mir wichtig, auch wenn ich da kein intensives Training schiessen kann. Hier pflege ich die Kameradschaft und schiesse eine oder zwei Passen je nach Verfügbarkeit von Scheiben. Das Haupttraining absolviere ich in Biel und in Schwadernau.

Sie schiessen Breiten- und Spitzensport vom 10m Luftgewehr über den 50m-Dreistellungsmatch zum 300m-ligend mit Standard-, Ordonnanz- und Freien Gewehr. Welches ist ihre Lieblingsdisziplin und ihr bevorzugtes Sportgerät?

Am liebsten schiesse ich liegend mit dem Kleinkaliber-Gewehr. Das ist eine Liebesgeschichte, ich fühle dabei fast Schmetterlinge, es passt einfach. Stehend erziele ich mittlerweile auch sehr gute Ergebnisse. Kniend habe ich noch am meisten Potential.

Warum?

Ja, wenn wir das wüssten? Fakt ist, ich kippe bei der Schussabgabe nach rechts ab und kann meine Körperspannung nicht halten. Zusammen mit meinen Trainern suchen wir da eine Lösung.

Sie gewinnen die 300m-Liegend-Schweizermeisterschaft der Frauen und belegen beim Nidauer Amtsschiessen hinter vier Frauen aus der Region in Gesamtklassement den 
11. Rang. Wie erklärt sich das?

Das Amtsschiessen mit dem Schweizer Standardgewehr ist eine andere Disziplin. Der Abzug, die Munition, das Handling unterscheidet sich stark von den Gewehren in den anderen Disziplinen. Vor dem Amtsschiessen habe ich mit diesem Gewehr heuer nur 30 Schuss geschossen.

Ihr bisheriger Trainer im Leistungszentrum in Biel rechnet mit 10 000 intensiven Trainingsstunden bis zur internationalen Spitze. Wie viele Stunden haben Sie schon trainiert?

Ich habe bisher rund 6000 Stunden in den Schiesssport investiert. Mit 20 weiteren Trainingsstunden pro Woche müsste ich in vier Jahren dort ankommen. Aber ich gehe Schritt für Schritt. Jetzt steht der am Wochenende der Europacup-Final in Winterthur im Fokus. Darauf will ich mich konzentrieren. 

Stichwörter: Schiessen, Sport